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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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paar Freunde, die in der Stadt wohnen, daher ist geplant, die Nacht bei ihnen zu verbringen, damit Mum und er sich betrinken können, und dann werden wir alle hinüber in den Park schlendern, um uns das Feuerwerk um Mitternacht anzusehen. Ich kann nicht so richtig glauben, dass ich die letzte Nacht des Jahres 1999 mit meiner Mum verbringen werde, aber ich kann wohl kaum wie eine jämmerliche Stalkerin auf den Mount Lofty steigen und Ben hinterherrennen. So gern ich es auch tun würde.
    Michaels Freunde, Pete und Gwen, sind dann doch sehr nett. Sie wohnen in College Park, nicht weit vom Botanischen Garten entfernt, und ihr Haus ist ein angesagter Treffpunkt. Die Gärten nach vorn und hinten sind mit Hunderten von Lichterketten geschmückt, und Pete schenkt großzügig Cocktails ein, während Gwen jede Menge Canapés auftischt, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich plaudere mit vielen exzentrischen, wunderbaren Menschen, und schon bald führt Pete eine Gruppe von uns aus dem Haus über die Straße. Ich lasse mich treiben und stimme betrunken in den Gesang der anderen ein.
    Der Park ist gerammelt voll – kaum Platz, um ein Tuch auszubreiten, geschweige denn eine Picknickdecke. Daher bleiben wir stehen, wo wir eine Lücke finden, und schauen hoch zu den bunten Explosionen, die den Himmel über uns erhellen. Als das Feuerwerk vorbei ist, hören wir auf, völlig fremde Menschen zu umarmen und zu küssen, und tanzen stattdessen auf der Straße. Ich stehe mitten im Gedränge, schaue zu den Bergen hoch und denke an Ben. Alles würde ich dafür geben, gerade jetzt bei ihm zu sein. Tief in meiner Magengrube machen sich Schmerzen breit, und ich halte Ausschau nach Pete, um vielleicht einen Schluck von seinem Wodka zu ergattern.
    Am nächsten Morgen ist das ganze Haus wie ausgestorben. Diese Erwachsenen sind unglaublich – sie feiern heftiger als alle Jugendlichen, die ich kenne. Ich kämpfe mich vor durch den von Luftschlangen übersäten Flur zum Wohnzimmer auf der Rückseite des Hauses und schalte den Fernseher ein, stelle aber den Ton leise, um die Schlafenden nicht zu stören. Mein Kopf hämmert, als ich mich auf das Sofa fallen lasse und in eine Schüssel übriggebliebener Erdnüsse greife. In England ist es fast Mitternacht, und schaue mir an, was ich verpasse. Von Dutzenden Booten in der Themse steigen Raketen auf, und das Millennium Wheel in London wird von einer Leuchtrakete nach der anderen in buntes Licht getaucht. An den Ufern und auf den Brücken drängen sich Hunderttausende von Nachtschwärmern.
    Es ist abgefahren – aber es macht irgendwie süchtig, Menschen feiern zu sehen, während wir das Ganze schon gestern Abend hinter uns gebracht haben. Ich klebe am Fernseher, während immer mehr Länder das Jahr 2000 begrüßen, und irgendwann beginnen sich die Schlafenden in den Zimmern zu regen.
    Am späten Vormittag lasse ich die verkaterten Gäste auf den Sofas zurück und mache mit meiner Kamera einen Spaziergang durch den Park. Ich knipse die Parkwächter, die den Müll von der Party wegräumen, und mache Nahaufnahmen von Alu-Konfetti, das in der warmen Sonne glitzert. Schließlich finde ich mich am Lilienteich im Botanischen Garten wieder.
    Ich habe mir die ganze Woche nicht gestattet, über Ben nachzudenken, und seit Tagen nicht geheult. Es war schon richtig von ihm, so zu tun, als sei nichts geschehen, daher hoffe ich, dass er mein seltsames Benehmen bald vergessen wird. Ich habe versucht, mir eine Erklärung für mein Verhalten zurechtzulegen, aber mir fällt keine überzeugende Ausrede ein, daher lasse ich es lieber.
    Jetzt aber, da ich hier an Bens Lieblingsplatz in der Stadt sitze, überfallen mich Trauer und Kummer. Er ist der Einzige in diesem Land, mit dem ich wirklich meine Zeit verbringen möchte. Wenn er geht, bleibt mir nichts mehr. Über Josh bin ich hinweg – das war nur eine flüchtige Sache –, und ich habe keine eigenen Freunde. Ben hat auf mich aufgepasst, mir zugehört, und jetzt geht er fort.
    Tränen steigen mir in die Augen, und ich wische sie verstohlen fort, denn ich bin mir bewusst, dass hier überall Menschen in der Sonne liegen. Aus den Augenwinkeln nehme ich einen Mann mit rotblondem Haar wahr, und mir bleibt das Herz stehen, aber ich erkenne schnell, dass es nicht Ben ist. Was würde ich tun, wenn er es wäre? Wenn er sich jetzt neben mich setzen würde, könnte ich dann verbergen, welche Qualen ich leide? Würde ich ihm sagen,

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