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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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öffnet mir die Tür.
    »Endlich! Ich sterbe vor Hunger, wie immer.« Sie zieht mich hinein.
    »Um wie viel Uhr bist du denn aufgestanden?«, frage ich neugierig.
    »Um sechs. Vor EWIGKEITEN!«
    Es ist erst sieben Uhr.
    Sie führt mich ins Wohnzimmer, wo Isabel sich gebannt eine Kindersendung im Fernsehen anschaut. Lorraine spült in der kleinen Küche Kaffeebecher ab. Mein Dad sitzt in einem Sessel und liest Zeitung.
    »Hallo«, grüßt er fröhlich.
    »Guten Morgen«, ruft Lorraine mir zu.
    »Können wir gehen?«, bettelt Olivia.
    »Wo ist deine Schwester?«, fragt Lorraine.
    »Die zieht sich noch an.«
    »Hol sie her, dann geht’s los.« Lorraine deutet mit dem Kopf auf ein Zimmer, das vermutlich Kays ist, und Olivia eilt davon. Dad gibt mir einen Kuss und weist auf das Sofa. Ich setze mich neben Isabel.
    »Was guckst du dir da an?«, frage ich.
    »Ich weiß nicht, wie das heißt«, murmelt sie, ohne den Blick von den Kängurus auf dem Bildschirm abzuwenden. Dad verdreht die Augen. Ich stehe auf und schaue aus dem Fenster. Man hat einen herrlichen Ausblick auf die schillernde Silhouette der Stadt, die goldene Spitze des Sydney Tower glänzt in der Sonne.
    »Sie ist noch nicht fertig!« Olivia stürmt wieder ins Wohnzimmer und wirft sich zwischen Isabel und mich auf die Couch.
    Von meinen drei Schwestern haben Olivia, elf Jahre, und Isabel mit ihren neun Jahren die größte Ähnlichkeit miteinander. Beide haben schulterlanges, gewelltes braunes Haar und ein rundliches Gesicht. Aus dem Alter ist Kay längst raus. Mit ihren langen schlanken Beinen und der blonden Mähne kommt die fünfzehnjährige Kay mehr auf Lorraine als auf meinen dunkelhaarigen Dad. Lorraine ist von Natur aus blond – im Gegensatz zu meiner Mum, die es gerne wäre –, das Haar fällt ihr glatt bis auf die Schultern. So eine Frisur zerzaust auf einer Fähre ebenso wenig wie meine, doch meine guten Gene kann ich wohl nicht von ihr haben.
    »Wie geht’s deiner Mum?«, fragt Dad.
    »Gut.«
    »Ist sie mit jemandem zusammen?«
    »Ich glaube, es könnte jemanden geben, aber sie redet noch nicht drüber.«
    Mein Blick fällt automatisch auf Lorraine in der Küche, und ich stelle fest, dass sie missbilligend die Lippen schürzt. Das stört mich, auch wenn es nicht ganz unangebracht ist, doch ich sage nichts dazu. Kurz darauf schlurft Kay aus ihrem Zimmer. Sie trägt Leggings und ein lila T-Shirt. Mir fällt auf, dass sie sich schminkt, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen habe.
    »Endlich!«, schimpft Olivia. »Können wir jetzt gehen?« Sie springt auf, und die anderen folgen ihrem Beispiel.

    »Was habt ihr denn heute vor?«, frage ich später, zwischen zwei Bissen Toast.
    Dad hebt die Schultern. »Ich weiß nicht. Was wollt ihr Mädels machen?«
    »Ich will Kängurus gucken«, ruft Isabel.
    »Ich würde gern in die Stadt und mich nach einem neuen Badeanzug umsehen«, sagt Lorraine und fügt, an mich gerichtet, hinzu: »Ich habe meinen zu Hause vergessen.«
    »Wie ärgerlich«, sage ich mitfühlend. »Tja, ich könnte die Mädels mit in den Zoo nehmen, wenn ihr wollt. Der ist nicht weit von hier.«
    »Ja, ja, ja!« Isabel ist ganz begeistert.
    Dad wendet sich erwartungsvoll an Olivia und Kay.
    »Ich fände das gut«, stimmt Olivia zu.
    Kay zuckt mit den Schultern. »In Ordnung.«
    »Wenn das so ist«, beschließt Dad, »dann gehe ich mit eurer Mutter in die Stadt.«

    Seit über vier Jahren war ich nicht mehr im Zoo, und damals ging ich nur meinen Schwestern zuliebe hin. Seit der Arbeit bei Michael hatte ich keinen Naturschutzpark oder Ähnliches mehr besucht und habe mich damals nur bereit erklärt, weil Isabel unbedingt hingehen wollte.
    Der Besuch fiel mir schwer. Ben hatte mir einmal erzählt, er habe früher in Sydney im Zoo gearbeitet, daher war ich die ganze Zeit nervös, fast so, als würde ich damit rechnen, jeden Augenblick über ihn zu stolpern. Ich muss aufhören, mich so lächerlich zu verhalten.
    Leichter gesagt als getan.
    Meine Nerven versagen, als wir uns dem Eingangstor nähern. Ich zahle unsere Eintrittskarten mit dem Geld, das Dad mir gegeben hat, und meine Hände zittern, als ich das Wechselgeld an mich nehme. Das ist verrückt. Ben wird nicht hier sein.
    »Wo sind die Kängurus?«, will Isabel wissen und versucht, den aufgeklappten Plan in ihren Händen zu verstehen.
    »Da!« Ich nehme ihn ihr ab und überfliege das Schaubild. »Hier entlang.«
    »Können wir uns auch die Koalas angucken?«, fragt Olivia besorgt.
    »Klar.

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