Immer wieder du: Roman (German Edition)
folgen mir.
Wie kann ich herausfinden, ob er verheiratet ist oder nicht?
Du kannst ihn fragen, wenn du ihn am Montag triffst.
Montag? Montag? So lange kann ich nicht warten!
Und so geht es während unseres gesamten Ausflugs in meinem Kopf weiter. Ich kann mich nicht konzentrieren, meine Schwestern regen sich immer mehr über meine Geistesabwesenheit auf, und ich suche automatisch überall nach Hinweisen auf Ben. Er ist nirgendwo zu finden, und das bringt mich fast um.
Irgendwann beginnt Isabel zu klagen, die Füße täten ihr weh, und kurz darauf jammert auch Olivia.
»Wir haben die Vögel noch nicht gesehen«, sage ich panisch, weil ich den Zoo nicht verlassen will.
»Ich will die Vögel nicht sehen«, stöhnt Isabel genervt. »Mir reicht’s.«
Ich suche in ihren Gesichtern nach einer gewissen Kompromissbereitschaft. Nichts zu machen. Ich trotte zum Ausgang.
Der Zoo liegt im Norden Sydneys, daher müssen wir zurück zu ihrem Apartment die Fähre nehmen. Die Mädchen wollen sich hinsetzen, deshalb suche ich ihnen einen Platz und schleiche mich davon, um einen verstohlenen Blick auf Bens Nummer zu werfen.
Es ist eine Handynummer. Die Nummer seines Festnetzanschlusses zu Hause hat er mir nicht gegeben. Vielleicht würde ja seine Frau ans Telefon gehen. Oder seine Kinder …
Herrgott, tut das weh.
Ein Schauer überläuft mich. Ich weiß nicht, ob es Vorfreude oder Angst ist.
Ich habe ihn wiedergefunden.
Was ist mit Richard? Den Gedanken verwerfe ich schnell wieder. An ihn kann ich jetzt nicht denken. Ich muss mich konzentrieren.
Wir kommen zurück ins Hotel und stellen fest, dass Dad und Lorraine schon im Apartment sind.
»War’s schön?«, fragt Dad.
»Meine Füße tun tierisch weh«, klagt Isabel.
»Meine auch.« Olivia will ihr in nichts nachstehen.
»Aber hattet ihr denn einen schönen Tag?«, versucht Dad es noch einmal.
»Ja.« Kay zuckt mit den Schultern.
»Wir haben Kängurus gefüttert«, sagt Isabel stolz.
»Tatsächlich?«
»Ja!«, ruft Olivia.
»Wow! Waren sie groß?« Dad steckt sie mit seiner Begeisterung an, und kurz darauf kann ich vor lauter Geplapper keinen klaren Gedanken mehr fassen.
»Alles okay?«, fragt Lorraine neben mir leise.
»Ja!«, erwidere ich betont fröhlich. »Hast du einen Badeanzug gefunden?«
Sie lächelt. »Und ob. Soll ich ihn dir zeigen?«
»Klar.« In Wahrheit wird mir alles zu viel. Ich halte den ganzen Lärm nicht aus. Ich muss allein sein.
Dennoch bringe ich die Kraft auf, zu bleiben und einen auf glückliche Familie zu machen, und nach einer Weile wirkt der Tumult um mich herum sogar beruhigend auf mich. Lorraine geht Tee kochen, Dad lässt sich in den Sessel sinken und blättert in einer Zeitschrift, Kay verschwindet in ihrem Zimmer, und die beiden Kleinen schalten den Fernseher ein. Ich sitze links neben ihnen auf dem Sofa und schwelge in meinen Gedanken. Bald wird mir klar, dass ich auf gar keinen Fall bis Montag warten kann.
Wild entschlossen stehe ich auf. »Ich ruf mal eben Richard an«, sage ich zu Dad. Schubweise bekomme ich Gewissensbisse, aber ich gehe dennoch zur Tür, will in den hoffentlich ruhigen Flur vor der Wohnung treten.
»Geh besser in unser Schlafzimmer«, schlägt Dad vor. Stimmt. Das ist sinnvoller.
Ich ziehe den Zettel hervor, und Panik überkommt mich, als ich sehe, wie zerknüllt er schon ist. Zum Glück kann ich die Nummer noch lesen. Ich gebe sie in mein Handy ein und vertippe mich dabei zweimal. Meine Hände zittern stark, als es zu klingeln beginnt.
»Hallo?« Ben.
»Ich bin’s, Lily.«
»Hi!«
Mir wird ganz warm, seine Freude ist nicht zu überhören. »Ich konnte nicht bis Montag warten«, sage ich.
»Aha …«
»Ich weiß, es ist Samstagabend, und du hast wahrscheinlich andere Pläne …«
»Ich habe nichts vor. Und du?«
»Auch nicht.« Was ist mit deiner Frau? Aber die Worte wollen mir nicht über die Lippen. »Wann?«, frage ich stattdessen.
»Um sieben?«
»Prima.«
»Wo willst du hin?«
Ich zermartere mir das Hirn. In Manly können wir nicht ausgehen, denn ich könnte jemanden treffen, den ich kenne. Das einzige Lokal, das mir einfällt, ist einer dieser schrecklichen Läden voller Banker, die Mel so gern besucht. Aber egal. Ich schlage eine Bar namens Porters vor und beschreibe, wo sie sich befindet.
»Cool«, sagt Ben. »Bis später.«
»Tschüss.« Ich will auf die Taste drücken, um den Anruf zu unterbrechen, aber meine Finger sind wie aus Stein. Schließlich beendet Ben den Anruf
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