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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Wir können uns alles ansehen«, antworte ich und versuche, meine Angst zu verdrängen. Ich bin äußerst wachsam, schaue prüfend in jedes Gesicht, mustere jedes Profil – nur für den Fall.
    Du bist bescheuert.
    Ich weiß. Ich kann nicht anders.
    Wir kaufen eine Tüte Pellets, die wir an die Kängurus verfüttern wollen. Ich betrete als erste ihr Gehege und warte dann, bis alle drinnen sind, um das Tor sorgfältig hinter uns zu schließen. Isabel hat sich bereits an ein Kängurumännchen herangeschlichen, das lang ausgestreckt auf der Seite liegt. Meine beiden jüngeren Schwestern hocken sich hin und strecken begeistert die Hände mit den Pellets aus, um das inzwischen interessierte Känguru zu füttern. Es erinnert mich ein wenig an Roy, nur hatte der dunklere Ohren. Ob er wohl noch lebt?
    »Hast du wirklich einen Koala nach Olivia benannt?«, unterbricht Kay meine Gedanken.
    »Ja«, erwidere ich lächelnd. »Die Kleine hätte ebenso gut nach dir benannt werden können, aber wir haben eine Münze geworfen.«
    Wir …
    »Hab ich dir doch gesagt«, sagt Kay zu ihrer Schwester. Olivia schaut auf, widmet sich aber schnell wieder dem Känguru.
    »Ich bin überrascht, dass du das noch weißt«, sage ich zu Kay. »Du warst doch damals erst vier Jahre alt.«
    »Ich wollte, dass es nach mir benannt wird, deshalb.« Sie sieht mich vorwurfsvoll an.
    »Tut mir leid. Ich dachte, es gäbe noch mehr verwaiste Koalas.«
    »Vermutlich besser, dass es nicht so war«, gibt sie zurück.
    »Stimmt.« Ich streiche ihr liebevoll über den Rücken. »Und, wie geht’s dir? Wie läuft es so?«
    »Was?«
    »Hast du einen Freund?«
    »Das wäre schön!«, ruft sie aus.
    »Ihr Angebeteter heißt Charlie«, wirft Isabel ein, die unserer Unterhaltung gelauscht hat.
    »Halt den Mund!«, weist Kay sie zurecht. »Ich war noch nie mit ihm verabredet«, gesteht sie mir, und ich nicke aufmunternd.
    »Aber sie möchte gerne«, schaltet Olivia sich ein.
    »Psst!« Verärgert zieht Kay die Stirn kraus. Ich entferne mich ein paar Schritte von den Mädchen und bedeute Kay, mir zu folgen.
    »Sieht er gut aus?«, frage ich verschwörerisch, und ihr Stirnrunzeln verwandelt sich in ein verträumtes Lächeln.
    »Total.«
    »Meinst du, er mag dich?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Schwer zu sagen.«
    »Gibt es Anzeichen?«
    »Na ja, er hat mich in der Mathestunde gefragt, ob er sich meinen Stift ausleihen kann.«
    »Gut.«
    »Er hätte genauso gut seinen besten Freund Lee fragen können, hat er aber nicht.«
    »Das ist ein sehr gutes Zeichen«, stimme ich ihr zu.
    »Und ich erwische ihn manchmal, wenn er mich anguckt.«
    »Dann mag er dich bestimmt«, urteile ich.
    »Meinst du?«, fragt Kay hoffnungsvoll. Seit sie hier ist, habe ich sie noch nicht so strahlen sehen.
    »Na klar! Wenn du dieses Gefühl hast, dann liegst du auch richtig. Die Intuition einer Frau trifft in aller Regel zu«, behaupte ich weise.
    »Das hoffe ich.« Sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
    Ich wende mich ab, damit sie mein Schmunzeln nicht bemerkt. Ein Schwarm. Wie niedlich!
    Moment, Kay ist fünfzehn. Fünfzehn! Wie kann es sein, dass sie schon fünfzehn ist? Mit fünfzehn habe ich mit Dan geschlafen! Erschrocken schaue ich sie wieder an. Sie starrt sehnsüchtig auf die Eukalyptusbäume. Sie ist viel zu jung, um so etwas zu tun. Ich muss in ihrem Alter viel reifer gewesen sein. Wirklich? Ein leiser Zweifel stellt sich ein.
    Jugendliebe? Ein Schwarm?
    Nein. Was ich für Ben empfunden habe, war echt. Dessen bin ich mir sicher.
    Plötzlich sehe ich aus den Augenwinkeln einen Tierpfleger mit rotblondem Haar aus einer Hütte neben dem Kängurugehege kommen und in entgegengesetzte Richtung um die Ecke biegen. Mein Herz tut einen Sprung. Ben!
    Nein, das kann er nicht sein.
    Er war es – ich weiß es.
    »Ich muss mal eben zur Toilette«, sage ich zu den Mädchen und eile davon, bevor sie beschließen mitzukommen. »Bin gleich wieder da!«
    Ich laufe durch das Tor und vergesse, es hinter mir zu schließen, muss also noch mal umdrehen. Dann schaue ich nervös nach links und rechts. Wo ist er geblieben?
    Er ist es nicht. Er ist es nicht. Das bete ich mir immer wieder vor, um nicht allzu enttäuscht zu sein.
    Da ist er!
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Er hat mir den Rücken zugekehrt. Der Mann trägt die typische Arbeitskleidung eines Tierpflegers aus beigefarbenem Hemd und Khakishorts.
    Er ist es nicht. Wirklich nicht. Er sieht anders aus. Breiter. Seine Haare sind kürzer. Nein. Er

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