Immer wieder, immer mehr (German Edition)
Geld wirklich brauchen würde. Aber das tat sie ja nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie bald wieder Zugang zu ihren Konten bekam, was ja sicherlich der Fall sein würde.
Jetzt tauchte das Haus der McCoys in der Ferne auf. Liz fiel auf, dass sich einiges verändert hatte. Aber vieles war auch noch genauso wie früher, und sie war froh darüber. Sie hätte sich niemals als sentimental bezeichnet, aber bei ihrem bisherigen Lebensstil war dazu ja auch wenig Gelegenheit gewesen. Und jetzt? Jetzt stürmten auf einmal so viele Erinnerungen auf sie ein.
Was hatte ihre Großmutter immer gesagt? Dass man die Erinnerung stets viel mehr genoss als die Gegenwart … War sie deshalb so erschüttert bei dem Gedanken, ihr Haus aufzugeben?
Sie blickte hinüber zu Mitch, und sofort spürte sie ein vertrautes Kribbeln im Bauch. Oh, sie genoss seine Gegenwart durchaus. Wie sehr würde sie erst die Erinnerung an diese kurze Zeit mit Mitch genießen.
Irgendwie war es dieses Mal anders als damals, vielleicht weil sie endlich miteinander geschlafen hatten. Oder weil sie einfach reifer geworden waren. Ja, sie hatte Mitch damals schon geliebt. Aber da war sie sich in so vielem noch unsicher gewesen und hatte noch so viel über sich herausfinden müssen.
Und jetzt …
Plötzlich hatte Liz einen dicken Kloß in der Kehle. Jetzt hatte sie das Gefühl, als ob sie nie aufgehört hätte, Mitch zu lieben, als ob in einem versteckten Winkel ihres Herzens diese Liebe immer präsent gewesen wäre. Das Problem war nur, wenn Liz sie selbst bleiben wollte, dann konnte sie nicht hier in Manchester bleiben. Sie brauchte ihre Arbeit. Und Manchester war einfach nicht groß genug.
„Dein Vater hat ganz schön viel an dem Haus gearbeitet, nicht wahr?“
„Pops?“ Mitch lenkte den Wagen auf die mit weißem Kies bedeckte Einfahrt. „Pops ist es ziemlich egal, was mit dem Haus passiert. Ich habe den Anteil meiner Mutter gekauft und vor einem Monat auch noch Connors Anteil mitsamt dem Haus. Er wohnt aber noch hier, und alle meine Brüder kommen oft zu Besuch. Wie du ja gesehen hast.“ Er lächelte ironisch. „Sie hätten auch nie zugelassen, dass das Haus in fremde Hände gerät.“
Liz blinzelte überrascht. „Die Ranch gehört jetzt also dir?“
„Richtig. Die ganzen fünfundsechzig Hektar.“
„Ich wusste gar nicht, dass sie so groß ist.“
Mitch brachte den Wagen langsam vor dem eindrucksvollen zweistöckigen Ranchhaus zum Stehen. Liz betrachtete es nachdenklich. Was wollte Mitch eigentlich mit so einem großen Haus? Soweit sie sich erinnerte, hatte es mindestens sechs Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer, eine große Küche mit Essecke, ein riesiges Wohnzimmer mit angrenzendem Esszimmer, wo die Mahlzeiten eingenommen wurden, wenn Besuch da war.
Als sie sich zu Mitch umwandte, merkte sie, dass er sie neugierig ansah. „Was ist?“, fragte sie.
Er lächelte. „Nichts. Komm mit.“
Nachdem sie ausgestiegen waren, entdeckte Liz das eingezäunte Areal und die Tiere, die sie neugierig beäugten. Es war eine bunt gemischte Schar. Insgesamt zählte sie zwei Ziegen, einen Maulesel, ein Schwein, einen Bernhardiner und eine Kuh. Außerhalb des Zauns lagen noch drei wohlgenährte Katzen und sonnten sich.
Mitch kletterte über den Zaun und gab dem Maulesel etwas Futter aus einem Eimer, der an einem der Zaunpfosten hing. Liz konnte geradezu spüren, wie entspannt Mitch plötzlich war.
„Ich schätze, ich sollte der Ranch einen neuen Namen geben, zum Beispiel ‚Hort für Haustiere‘“, murmelte er und strich dem Esel über die Nase. „Alle diese Tiere sind mir sozusagen zugelaufen. Die Ziegen gehören einem Nachbarn, der zu alt geworden ist, um für sie zu sorgen. Das Maultier kommt vom alten Klammer. Und so ging es immer weiter.“ Er deutete auf die Katzen. „Sheba fand ich in einem Schuhkarton auf der Straße, zusammen mit ihren sechs Jungen.“
„Sheba? Wie die legendäre Königin?“
„Ja. Du musst sie nur eine Weile beobachten, dann weißt du, warum sie so heißt.“ Mitch lächelte breit. „Wenn du brav bist, erzähl ich dir auch noch, wie die anderen heißen.“
Liz beschirmte die Augen mit der Hand. „Hast du nicht gesagt, es wäre schon spät? Was wolltest du mir denn zeigen?“
„Komm mit.“
Es lief doch alles besser, als er gedacht hatte.
Mitch lehnte sich lässig an die Wand des neuen Stallgebäudes. Er blickte sich um und versuchte die Ranch mit Liz’ Augen zu sehen. Und was er sah, gefiel ihm.
Wie könnte es einem hier
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