Immer wieder, immer mehr (German Edition)
haben“, schnauzte er den Fremden an. „Sind Sie von der Polizei?“
Schweißperlen traten dem Mann auf die Stirn. „Von der Polizei? Nein, nein. Ich dachte, Sie wüssten, wer ich bin, als Sie mich beim Vornamen nannten. Ich … ich bin Privatdetektiv. Aus Massachusetts. Wenn Sie mich loslassen würden, könnte ich Ihnen meine Karte geben.“
Mitch durchbohrte ihn mit seinem Blick. Natürlich, er hätte es wissen müssen. Er war eigentlich immer gut gewesen in seinem Job, aber sobald Liz im Spiel war, konnte er offenbar nicht mehr klar denken.
Zögernd ließ er den Mann los. Mit zitternden Händen förderte dieser seine Visitenkarte zutage und reichte sie ihm.
Mitch las sie gründlich. „Sie sind hier nicht in Massachusetts, Mr Secord.“
„Nein, ich …“
„Für wen arbeiten Sie?“
Secord schluckte schwer. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das ist vertraulich.“
„Fragt sich, wie lange.“ Mitch machte einen Schritt auf ihn zu.
„Bestimmt, ich kann es nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, wen ich suche.“
Mitch schwieg abwartend.
Secord holte eine Fotografie aus der Jackentasche. Mitch riss sie ihm aus der Hand. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er Liz in der dunkelhaarigen Frau auf dem Foto erkannte.
„Ihr Name ist Betsy Braden. Jemand in dem Laden auf der anderen Straßenseite sagte mir, dass sie hier arbeitet. Ich habe sie zuerst nicht erkannt, aber jetzt bin ich sicher, dass es die Blondine ist, die gerade das Lokal verlassen hat.“
Mitch machte einen Schritt rückwärts. Betsy war eine Kurzform von Elizabeth, doch es klang so fremd. Was war nur in Liz gefahren, sich so zu nennen? Er musterte den Mann, der vor ihm stand. Kleidung und Manieren ließen darauf schließen, dass dies kein zweitklassiger Hinterhofdetektiv war. Secord war ein Profi. Und Profis kosteten Geld.
Mitch schob das Foto in die Gesäßtasche seiner Jeans und holte gleichzeitig seinen Ausweis hervor. „Tja, Mr Secord, ich bin Mitch McCoy, Ex-FBI-Agent, jetzt ebenfalls Privatdetektiv“, sagte er und übertrieb bewusst seinen Südstaatenakzent. „Und ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn irgend so ein Schlaumeier aus dem Norden hierherkommt und Leute aus meiner Heimatstadt belästigt.“
„Sie waren beim FBI?“ Secord blickte auf Mitchs Grillschürze und auf den Herd hinter ihm.
„Ja.“ Mitch packte ihn erneut am Revers und schob ihn Richtung Tür. „Ich gebe Ihnen zwei Minuten, um aus der Stadt zu verschwinden. Andernfalls werde ich meine Beziehungen spielen lassen, und Sie werden Bekanntschaft mit einer netten kleinen Zelle machen.“
„Sie können mich nicht einfach verhaften lassen.“
„Das denken Sie“, erwiderte Mitch und fragte sich im Stillen, ob Connor oder David ihm im Ernstfall tatsächlich helfen könnten.
„Mit welcher Begründung?“
„Wie wär’s mit Belästigung? Oder mit Hausfriedensbruch? Ihr Aufenthalt hier könnte sich länger ausdehnen als geplant.“
„Na schön, ich bin schon weg. Sie müssen mich nur loslassen.“
Mitch verstärkte jedoch seinen Griff. Hoffentlich war Liz noch in Peters Laden. Sicherheitshalber schob er den Mann zur Hintertür. „Nehmen Sie diesen Ausgang.“
„Was ist mit meiner Rechnung?“
„Vergessen Sie’s“, knurrte Mitch.
Er ließ Secord los, und innerhalb von zwei Sekunden war der Mann verschwunden. Nur der Geruch seines teuren Eau de Cologne hing noch in der Luft.
Als Mitch wieder ins Lokal trat, hängte Liz das gereinigte Brautkleid gerade an einen der Garderobehaken neben dem Eingang. Sekunden später wurde draußen der Mietwagen ausgeparkt und fuhr mit quietschenden Reifen los.
Mitch atmete langsam aus und senkte den Kopf. Das war noch mal gut gegangen. Wusste Liz denn nicht, dass ein Blutfleck niemals ganz verschwand? Dass man auch die allerkleinsten Spuren von Blut immer noch nachweisen konnte? Aufgebracht fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und blickte auf. Alle um ihn herum starrten ihn an.
„Genug ist genug, McCoy. Du bist entlassen“, sagte Ruth.
Er zog seine Schürze aus. „Gab es denn so viele Klagen?“
„Im Gegenteil. Als Koch warst du gut, aber dein Benehmen, also ich muss schon sagen, das lässt wirklich zu wünschen übrig. Gerade höre ich, dass du gestern einfach so das Diner zugemacht und die Gäste rausgeworfen hast. Und jetzt verscheuchst du mir auch noch einen Gast so mir nichts, dir nichts. Was ist bloß in dich gefahren?“
Die Frage war nicht was, sondern wer. Nämlich Liz beziehungsweise
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