Immer wieder Lust auf dich
Freunde, Nachbarn und die Klassenkameraden von Dan und Rafe mit ihren Familien waren eingeladen worden.
Mandy fragte sich, ob ihre Eltern in zwei Jahren noch einmal so ein Fest auf die Beine stellen würden, wenn sie selbst ihren Abschluss feiern würde. Sie hoffte, dass auch Dan und Rafe dann dabei sein würden.
Rafe hatte davon gesprochen, dass er mit dem Gedanken spielte, diesen Sommer zur Armee zu gehen, aber Dan wollte, dass er auf der Ranch blieb und studierte. Dan hatte von diversen Stipendien erzählt. Rafe würde gute Chancen haben, eines zu bekommen, weil seine Noten überdurchschnittlich gut waren.
Auch Mandy wollte nicht, dass Rafe ging. Wenn sie sechzehn war, würde ihr Dad ihr erlauben, allein auszugehen. Und sie hoffte, dass Rafe dann ihr Begleiter sein würde.
Natürlich wusste er nicht, dass sie in ihn verliebt war. Niemand wusste es. Wenn Dan es erfahren hätte, hätte er vermutlich nicht aufgehört, sie damit aufzuziehen.
Noch waren die Gäste nicht da, und Mandy spazierte durch den nächtlichen Garten, der nur von den Sternen und Lampions beleuchtet wurde. Sie liebte das Landleben. Immer wenn sie in der Stadt zu Besuch war, sehnte sie sich zurück nach der Natur.
Als Dan und Rafe aus dem Haus kamen, konnte sie die beiden unentdeckt beobachten. Sie sahen sehr erwachsen aus in ihren sommerlichen Anzügen. Mandy hatte Rafe noch nie so gesehen. Der helle Stoff betonte seine sonnengebräunte Haut. Rafe und Dan waren zwar in allem sehr verschieden, aber sie waren einander so nah wie Brüder, vielleicht sogar noch näher, weil sie sich so gut wie nie stritten.
In den letzten zwei Jahren war Dan Mannschaftskapitän in der Basketball-Mannschaft gewesen. Er hatte deshalb noch mehr trainieren müssen, und Rafe hatte, ohne zu klagen, Dans Arbeit auf der Ranch mit übernommen.
Rafe interessierte sich nicht für Sport. Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen und war viel allein. Er wäre vermutlich auch nicht zu der Party gekommen, wenn Mandys Mutter nicht darauf bestanden hätte.
Ein paar Stunden später fand sich Mandy auf der Tanzfläche wieder und fühlte sich so gut wie nie zuvor. Es musste an dem Kleid liegen. Sämtliche Klassenkameraden von Dan schienen sie heute Abend zum ersten Mal wahrzunehmen und forderten sie der Reihe nach zum Tanzen auf.
Sie genoss die allgemeine Aufmerksamkeit und hoffte, dass Rafe sie auch sah.
Als sie sich nach ihm umsah, entdeckte sie ihn an der Seite ihres Dad und dessen Freunden, denen er zuhörte. Mutig ging Mandy auf ihn zu und forderte ihn zum Tanzen auf. “Wann wirst du eigentlich endlich mit mir tanzen, Rafe?”
Rafe bekam rote Ohren. “Wie wäre es mit jetzt?”, schlug er mit heiserer Stimme vor.
Er hielt ihr seinen Arm hin.
Mandy konnte es kaum glauben. Rafe wollte tatsächlich mit ihr tanzen! Sie lächelte und hakte sich bei ihm unter.
Obgleich es schon nach zehn Uhr war, war es draußen noch sehr warm. “Warum machst du es dir nicht ein wenig bequemer? Du bist doch viel zu warm angezogen”, schlug Mandy vor, als sie ihren ersten Tanz begannen.
Rafe sah sich nach den anderen Tänzern um. “Ich weiß nicht. Ich dachte eigentlich, dass ich den ganzen Abend so herumlaufen müsste.”
“Unsinn. Dan hat sich sein Jackett doch schon nach der ersten Viertelstunde ausgezogen.”
Er lächelte. “Du siehst jedenfalls sehr luftig aus. Wie Zuckerwatte.”
“Dabei ist mir auch ganz schön warm, vor allem wegen des Petticoats.”
“In dem Kleid siehst du viel weiblicher aus.”
Mandy freute sich, dass es ihm offensichtlich doch aufgefallen war. “Danke. Ich finde, du siehst in deinem Anzug auch sehr gut aus, Rafe. Ich habe dich noch nie so gesehen.”
“Und du kannst dich darauf verlassen, dass du mich auch nie wieder so sehen wirst.” Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. “Ich fühle mich wie in einer Zwangsjacke.”
“Dann wird es dir auch in der Armee nicht gefallen. Mit einer Uniform ist es doch ganz ähnlich.”
“Stimmt. Noch ein Grund, der dagegen spricht. Wie es aussieht, werde ich wahrscheinlich doch bleiben. Nachdem mich Dan so bearbeitet hat, habe ich mich im Frühjahr schon an der ’Southwest Texas State University’ in San Marcos beworben. Ich habe es nur noch niemandem erzählt, weil ich nicht wusste, ob sie mich zulassen würden. Ich habe gerade den Zulassungsbescheid bekommen. Es ist so nah, dass ich weiterhin auf der Ranch arbeiten und wohnen kann. Für das erste Semester habe ich sogar ein Stipendium für
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