Immer wieder Lust auf dich
es nicht mehr gekommen. In derselben Nacht noch hatte Rafe die Ranch verlassen, und Mandy hatte nie wieder etwas von ihm gehört.
Bis letzte Nacht.
5. KAPITEL
Mandy ging nach draußen. Rafe war nirgendwo zu sehen. Sie fand Tom bei den Pferdeställen. “Weißt du, wohin Rafe gegangen ist?”
“Er ist mit Carlos in die Stadt gefahren.”
“Um den Wagen zurückzubringen.”
“Genau.” Tom musterte sie. “Wie gut kennst du diesen Typen eigentlich?”
“Wie meinst du das?”
“Du hast gesagt, er sei ein Freund der Familie. Aber ich hab noch nie zuvor von ihm gehört, obwohl ich eure Freunde alle kenne.”
“Er lebte vor Jahren einmal auf der Ranch, als wir alle noch zur Schule gingen.”
“Und was hat er danach gemacht?”
“Ich weiß es nicht.”
“Und wieso vertraust du ihm dann?”
“Weil Dan es tut. Wenn Dan ihm geschrieben und ihn gebeten hat, zurückzukommen, dann reicht das für mich.”
“Hast du den Brief denn gesehen?”
“Glaubst du wirklich, dass Rafe lügt?”
“Wie soll ich das denn wissen? Deshalb frage ich dich ja. Alles, was ich weiß, ist, dass es sehr gut sein könnte, dass er etwas mit Dans Verschwinden zu tun hat.”
“Du hast recht. Du kennst Rafe wirklich nicht.” Sie lehnte sich an den Zaun neben Tom. “Wegen Rafe bin ich überhaupt erst auf die Idee gekommen, mit Kindern aus zerrütteten Familien zu arbeiten. Er weiß davon nichts. Erst heute wird mir klar, dass Rafe McClain wie kaum ein anderer Mensch mein Leben geprägt hat.” Sie sah Tom von der Seite an. “Ist es nicht seltsam, wie viel wir eigentlich vollkommen unbewusst tun?”
“Ich verstehe nicht ganz, inwiefern er deine Berufswahl beeinflusst haben kann.”
“Er ist mit vierzehn von zu Hause fortgerannt, weil er es dort nicht mehr ausgehalten hat. Sein Vater hat ihn geschlagen. Auf der Ranch fand er ein neues Zuhause. Er arbeitete sehr hart, sowohl hier als auch in der Schule. Er war entschlossen, etwas aus seinem Leben zu machen. Deshalb entschied ich mich schon früh dafür, dass ich Kindern wie Rafe helfen wollte, die das Pech hatten, in kaputten Familien zu leben.” Sie sah Tom an.
“Du scheinst ihn ja richtig zu verehren.”
“Ja, aus der Ferne. Ich hatte keine Ahnung davon, dass er und Dan immer noch Kontakt hatten. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn jemals wiedersehen würde.” Sie seufzte. “Es war ein ziemlicher Schock für mich, als er so plötzlich mitten in der Nacht vor mir stand.”
“Ich war auch ziemlich erschrocken. Ich war mir so sicher gewesen, dass die Ranch gut bewacht ist. Deshalb habe ich mich ins Bett gelegt und wie ein Stein geschlafen. Es beunruhigt mich einfach, wenn ich mir vorstelle, dass du ganz allein in dem Haus geschlafen hast.”
“Mach dir keine Sorgen. Ranger ist ein guter Wachhund. Er hätte jeden Eindringling abgewehrt. Du hast ihn sehr gut abgerichtet.”
“Ja, nur zu schade, dass Dan ihn in jener Nacht nicht dabei hatte. Dann wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.”
“Warten wir ab, was Rafe herausfindet. Ich habe so ein Gefühl, dass es ihm gelingen wird, Dan ausfindig zu machen.”
Mandy ging wieder zurück ins Haus und setzte sich mit einem Kaffee an den Küchentisch. Bevor sie Rafe wiedersah, musste es ihr gelingen, sich wieder in den Griff zu bekommen. Seine plötzliche Rückkehr hatte schmerzhafte Erinnerungen in ihr wachgerufen, und sie merkte, dass sie über das, was damals geschehen war, immer noch nicht hinweg war.
Weinend war sie in jener Nacht ins Haus zurückgekehrt. Ihre Mutter hatte sie in der Küche erwartet.
“Setz dich, Amanda”, forderte sie ihre Tochter auf, die immer noch schluchzte. “Warst du heute Abend bei Rafe?”
Mandy nickte. Ihre Mutter reichte ihr ein Taschentuch. “Du solltest es eigentlich besser wissen.”
“Wir haben doch gar nichts Schlimmes getan, Mom. Ehrlich. Ich wollte ihm nur Gute Nacht sagen und … na ja …” Wie sollte sie ihrer Mutter beibringen, dass sie Rafe küssen wollte? Ihre Mutter war schon zu alt, um zu verstehen, wie viel ihr Rafe bedeutete.
“Du hattest nichts bei ihm zu suchen.”
“Und Daddy hat ihm so gemeine Sachen an den Kopf geworfen”, schluchzte Mandy. “Er hat es so dargestellt, als hätte Rafe etwas Schlimmes getan. Aber das stimmt nicht.” Ihre Wut machte sie plötzlich mutig. “Er hat gar nichts getan. Ich bin zu ihm gegangen … Er wusste gar nicht, dass ich ihn besuchen wollte.”
“Also hast du ihn in Schwierigkeiten gebracht.”
“Ja! Und das
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