Immer wieder Samstag Reloaded
du mich vernichtest, bringt mir das aber nichts mehr!« Mir war nicht klar, woher ich den Mumm hatte, auch noch sarkastisch zu klingen.
»Ich werde mich ehrlich bemühen, es nicht so weit kommen zu lassen.« Tristan zwinkerte mir zu.
Das war doch komplett irre. Ich, er, dieses gesamte Gespräch!
»Also ... verstehe ich das richtig? Wenn ich mich deinem Willen beuge, alles mitmache, was du mit mir vorhast, darf ich mich erklären und du verzeihst mir?« Mehr interessierte mich nicht, nur seine Vergebung, für die ich wirklich alles tun würde. Und sei es nur, damit jeder die Dämonen der Vergangenheit abschütteln konnte, um sein Leben unbelastet weiterleben und irgendwann einmal, ohne Reue und mit reinem Gewissen ins Licht gehen zu können. Seine nun eher braunen Augen sahen mich unter seinen langen Wimpern heraus provozierend an. Für einen Moment blitzte etwas in ihnen auf, verschwand jedoch, ehe ich es erfassen konnte. »Ja«, antwortete er schlicht. Auch wenn ich ihm nicht glaubte, so war es meine einzige Chance. Und ich würde sie nutzen!
»Okay«, stimmte ich zu, ahnte aber bereits, dass ich gerade einen faustischen Pakt geschlossen hatte und somit die Hölle auf Erden willkommen hieß. Tristan bedachte mich mit einem fast ehrlichen, offenen, strahlenden Lächeln.
»Ich wusste, dass du dich darauf einlassen würdest. So naiv und einfältig, wie du immer noch bist.«
»Bin ich nicht! Ich würde nur alles für dich tun, weil ich nie aufgehört habe, dich zu lieben.«
»Ja, ja, ja, wie auch immer ... kommen wir also zu den geschäftlichen Dingen.«
»Geschäftliche Dinge?« Geschmeidig erhob er sich und steuerte seinen Schreibtisch an.
»Selbstverständlich müssen wir das schriftlich fixieren.«
»WAS?« Als er registrierte, dass ich noch keinen Schluck getrunken hatte, hielt er mir scheinheilig mein Glas an die Lippen.
»Trink«, forderte er spöttisch grinsend und ich kippte in einem Zug alles hinunter. Aus der obersten Schublade holte er eine schwarze Aktenmappe hervor. Offenbar war er perfekt vorbereitet – ich überlegte, wie lange er die Rache an mir schon geplant hatte –, als er sie auch schon öffnete und mich zu seinem Chefsessel dirigierte. Grob stieß er mich hinein und stellte sich hinter mich. Wortlos drückte er mir die Unterlagen in die schwitzigen Hände und lehnte sich bedrohlich, aber auch unwiderstehlich duftend über meine Schulter, um sich seinen ›Wutball‹ vom Tisch zu schnappen und ihn zu kneten. Einige Sekunden fixierte ich hingerissen seine schlanken Finger, bevor ich mich nur im Ansatz auf das Geschriebene vor mir konzentrieren konnte.
»Punkt eins«, las ich leise für mich selber vor. »Kein Küssen … Was?« Ich drehte ihm mein Gesicht zu. Er war mir so nah, dass meine Lippen fast seinen Mundwinkel berührten, wie ich schockiert feststellte.
Oh Gott! Die Billigpants würde diesem Wasserfall nicht viel länger standhalten können. Tristan rollte mit den Augen, während er mir unverfroren auf die Brüste starrte. »Mund weg! Da steht es, schwarz auf weiß: Ich werde dich nicht küssen!«
»Wieso?«, kam von mir, ganz wie ein quengliges Kind.
»Ganz einfach. Damit verhält es sich genauso wie mit der Benutzung spezieller Kosenamen. Die verwende ich nur, wenn ich liebe. Davon ausgenommen sind natürlich sämtliche Schlampen.«
AUTSCH! Schon wieder … Bei seiner indirekten Beleidigung zuckte ich zusammen, fühlte mich aber weiterhin bestätigt, alles zu tun, um seine Meinung über mich zu ändern. Ich war sicher vieles! Naiv! Gutgläubig! Ihm absolut verfallen! Aber keine Schlampe! Doch ihn nicht zu küssen? Das schockierte mich! »Nicht mal ein winzig kleines Bussi?«
»Nein!« Kalt und ruhig! »Nirgendwo?«, versuchte ich, zu meinen Gunsten zu verhandeln.
»Ja. Es sei denn, ich erlaube es dir.« Meine aufkommende Hoffnung wurde damit soeben im Keim erstickt. Das fing ja schon großartig an.
»Hmpf«, grummelte ich missmutig und richtete meinen Fokus auf die zweite Regel.
»Ich darf dich auch nicht anfassen?«, schrie ich unmittelbar darauf.
»Ja. Außer, ich befehle es dir.»
»Darf ich eigentlich irgendwas?« Gott, dieser Mann war so frustrierend.
»Lies, dann weißt du´s«, konterte er trocken. Oh ja. Das bereitete ihm einen Heidenspaß. Dennoch gab er sich beachtliche Mühe, seine Genugtuung nicht bis zu mir durchsickern zu lassen.
»Regel drei«, las ich weiter, die in schreienden Großbuchstaben und fett sowie mit zehn Ausrufezeichen versehen war.
Weitere Kostenlose Bücher