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Immer wieder Samstag Reloaded

Immer wieder Samstag Reloaded

Titel: Immer wieder Samstag Reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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war er in mein Leben gestürmt, um es dann voller Dunkelheit zu verlassen. Wo lag darin der Sinn?
    Erschöpft fiel ich auf die Knie, schlug die Hände vor das Gesicht und schüttelte meinen Kopf. Die Tränen erhielten neuen Antrieb, quollen ungehindert aus meinen Augen, um zwischen meinen Fingern hindurch, stetig auf den kalten dunklen Steinboden zu fallen. Meine Energie war verbraucht. War alles nur ein Märchen? Das Zusammensein mit meinem Helden mit den dreckigen Gedanken und dem knallroten Audi konnte nicht echt gewesen sein. So viel Glück wurde mir noch nie zuteil. Aber war es denn Glück, wenn man in den Himmel gehoben wurde, um danach unweigerlich dermaßen hart aufzuschlagen, dass einem vor Trauer die Luft zum Atmen fehlte? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. Nur in einem war ich mir restlos sicher: Von diesem Verlust konnte ich mich unmöglich erholen. Niemals.
    Ende Teil eins

2. Verdammt sei die Nettigkeit
    Tristan `sad` Wrangler
    Ich konnte einfach nicht schlafen, und das schon seit Tagen.
    Immer, wenn ich meine angestrengten Augen schloss, wartete da etwas auf mich: ihr Gesicht. Es verfolgte mich überall hin, hatte sich förmlich hinter meine Lider gebrannt und wollte partout nicht verschwinden. Dabei war es ebenso wunderschön wie in meiner Erinnerung, nur dass es jetzt tränenüberströmt und von Qualen verzerrt wirkte.
    ***
    Nach meiner Heimkehr an diesem verfickten Samstagabend hatte ich die fetteste Tüte geraucht, die die Welt je gesehen hatte, nur um mich zu beruhigen. Denn ganz ehrlich: Ich war ein nervliches Wrack und froh, dass ich die Fahrt überhaupt geschafft hatte, so sehr, wie ich zitterte. Selten war ich so durcheinander gewesen – oder gar ein so großer Wichser. Und das sollte echt was heißen! Wie hatte ich nur mein Mädchen so demütigen und sie in einem derart intimen, verletzlichen Moment fremden Blicken aussetzen können?
    Inzwischen war offiziell, dass damit alles nur noch schlimmer geworden war. Durch mich, logisch, genauso, wie es Mia prophezeit hatte.
    Die anderen würden sich nicht nur das Maul über sie zerreißen, sondern sie komplett zerfetzen. Tristan Wrangler, der mitten auf der Abschlussparty vor allen Schülern den Truthahn knallt. Ein ziemlich brisantes Thema, das deren Münder und Gedanken nicht sobald loslassen würde.
    Wie konnte der Penner da oben oder irgendein ähnlicher Wichser nur so verschissen sadistisch sein? Hatte sie nicht schon genug Probleme? Musste ich da auch noch ihr Leben ruinieren – mit meiner dreckigen Klappe, meinem unersättlichen Ficker und dem größenwahnsinnigen Charakter?
    Kurzum: Fuck!
    Als der Joint vernichtet war, hörte ich Musik. Wie immer ohrenbetäubend laut ...
    Doch nach einigen Minuten raste mein Vater wie ein wilder Stier in den Raum. Es war mitten in der Nacht und er – unglaublich – wollte wohl schlafen. Motzend drehte ich den Regler herunter, riss mir die Kleidung vom Leib und warf mich auf mein Bett.
    ***
    Und jetzt lag ich hier. Auf dem Rücken, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und betrachtete das Einzige, was mich in Situationen wie diesen, in denen alles Drunter und Drüber ging, wirklich entspannte: mein Bild.
    Genau genommen handelte es sich um die Zeichnung meiner Lichtung, auf der ich damals fast täglich gewesen war, nachdem mein Dasein so mir nichts, dir nichts zerstört wurde, als meine Mutter sich umgebracht hatte. Dort gab es alles, was man zum Relaxen brauchte: viele Bäume, deren Laub leise in der Brise rauschte, sattes, weiches Gras, den frischen Geruch von Pilzen, Tannen und ein kleines Bächlein, dessen Plätschern effektiver beruhigte als jede Meditations-CD.
    Ich liebte diesen Ort. Er war mein heiligstes Heiligtum – neben meinem Bett. Deswegen konnte ich es nicht glauben, als damals in der Schule einfach so ein Gemälde davon hing.
    Und hierbei ging es nicht einfach nur um ein Kunstwerk. Es strahlte genau das aus, was ich fühlte, wenn ich diese Zuflucht besuchte: Ruhe, Frieden, Geborgenheit. Beinahe wie Mia.
    Ähnlich wie sie war es nämlich fucking perfekt. Jeder Grashalm, jedes blasse Wölkchen und jedes Blättchen schien mit Liebe zum Detail festgehalten. Man hätte es fast mit einem Foto verwechseln können und ich wollte so gerne erfahren, von wem dieses Wunder stammte. Doch die Lehrer schwiegen sich schmunzelnd aus – Arschkrapfen!
    Nun sah ich mich wie üblich auf der großen Wurzel direkt über dem Bach sitzen. So musste ich die kilometerweite Wanderung nicht auf mich

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