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Immer wieder Samstag Reloaded

Immer wieder Samstag Reloaded

Titel: Immer wieder Samstag Reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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und küsste seinen Kopf.
    »Stanley ist der einzig Normale in dieser Familie, und er hasst dich.« Ich beäugte ›es‹ skeptisch, während der verunglückte Hund die Wange meines Mädchens abschleckte. Noch rätselte ich, was ich von diesem Etwas halten sollte, aber als ich bemerkte, wie sie Stanley festhielt und sich sichtlich beruhigte, sobald sie ihn nur berührte, entschloss ich mich, ihn zu mögen, auch wenn er damit eine Ausnahme unter allen Kläffern darstellte. Er tat ihr gut, schon allein deshalb blieb mir nichts anderes übrig. Also tätschelte ich seinen Kopf.
    »Hi, du hässlicher kleiner Wadenbeißer. Sorry fürs fast Zerquetschen …« Er knurrte mich auf bösartigste Weise an und ich verdrehte die Augen, während Mia leise kicherte. Dem Scheißer sei Dank!
    Sie setzte ihn ab und holte aus einer Schublade ein Leckerli raus. Es stank! Und ich durfte es ihm geben. Sehr fucking freundlich …
    Der Penner knurrte mich schon wieder an, als ich es ihm wachsam unter die kleine Nase hielt, worauf er es sich wild schnappte. Dann rannte er in Warp-Geschwindigkeit zu seinem Platz und begann, auf dem Knöchelchen rumzukauen, funkelte mich aber weiterhin misstrauisch an. Wahrscheinlich stellte er sich dabei meinen Finger vor, auf dem er voller Hingabe herumbiss. Leise lachend blinzelte ich wieder mein Mädchen an, das sich in einer ungewohnt abgekämpften Geste mit beiden Händen durch die Haare strich und tief Luft holte.
    »Also«, sagte sie einfach nur und ließ sich auf der Kante ihres Bettes nieder.
    Mit zwei Schritten war ich bei ihr, stand vor ihr – wie schon damals. Einige Sekunden schaute ich auf sie herab. Sie kaute auf ihrer Lippe, doch als sie meine Miene registrierte, entließ sie diese aus ihren Zähnen und schloss gequält die Lider. Ich kniete mich hin und spreizte etwas ihre Beine, um mich dazwischen zu hocken, so wie ich es schon einmal getan hatte.
    ... Dann legte ich meine Finger an ihr Gesicht und streichelte ihre Wangenknochen mit den Daumen. Sofort erwiderte sie meinen Blick, während Tränen in ihr hochstiegen.
    Geduldig wartete ich und liebkoste sie weiter. Ich wusste, dass sie beginnen würde, wenn sie bereit war.
    »Ich habe gelernt, es zu verdrängen«, fing sie schließlich an und zuckte mit den Schultern. »Meine Mutter denkt, das ganze Universum müsse sich um sie drehen. Sie ist ein typisches verzogenes Einzelkind. Meine Großeltern waren sehr wohlhabend, aber eiskalt. Sie ist mit 18 ausgezogen, mit jeder Menge Geld in der Tasche, hat aber alles für Drogen und wilde Partys ausgegeben. Meinen Vater lernte sie bei einem Polizeieinsatz kennen, als er in der Stadt seine Ausbildung machte. Er rettete ihr das Leben, brachte sie mit aufs Land, wollte neu mit ihr beginnen. Allerdings hatte sie zu der Zeit ihren Kopf bereits zerstört. Sie betrog und belog ihn. Und irgendwann wurde es ihm zu viel. Wenn er da war, musste sie ihre Zeit damit verbringen, ihm die Füße zu massieren, ihn zu bekochen oder irgendwie anders das brave Hausmütterchen zu spielen. Wenn sie sich nicht daran hielt, was mein Vater von ihr wollte, kam es schon mal vor, dass er sie schlug. Als sie mit mir schwanger wurde, trank sie regelmäßig ... und traf sich sehr oft mit anderen Männern. Nur die brave Hausfrau zu sein, war ihr nie genug. Die Rolle als Mutter hat sie einfach nicht ausgefüllt ... Sie fühlte sich immer so, als würde sie was verpassen ... Als würde der Spaß an ihr vorbeiziehen. Also soff sie sich in die Welt, die sie gerne haben wollte, und lebte alles, was mein Vater ihr nicht gab, mit fremden Männern aus. Irgendwann diagnostizierten sie, dass sie manisch depressiv sei. Natürlich verschlechterte sich ihr Zustand von Jahr zu Jahr, als dass er besser wurde ... Und nun ... ist sie nur noch eine Hülle. Vegetiert vor sich hin und ist resigniert, weil sie eingesehen hat, dass sie ihr Dasein nicht ändern kann ... Meine Großeltern haben uns verstoßen – sie hat kein Geld mehr und keine Möglichkeiten. Ist zudem an meinen Vater gebunden, der sie mittlerweile hasst, und die jungen knackigen Kerle bekommt sie nun auch nicht mehr ab ... Ohne mich wäre sie schon längst komplett verwahrlost ... Aber eigentlich … kann … ich … nicht mehr ... Immer wenn sie merkt, dass es mir gut geht, tut sie alles, damit ich mich noch miserabler fühle als sie.«
    Mein Herz verkrampfte sich bei ihren Worten. Ich konnte es kaum ertragen, aber sie hielt sich tapfer und sprach weiter, also hörte ich ihr genauso

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