Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
einbrachte. Mit zwei Koffern voller Klamotten hatte sie es geschafft, in den zweiten Stock zu gelangen und mich damit völlig zu überrumpeln. Ich war zwischen Entsetzen und Hoffnung völlig hin- und hergerissen.
Endlich in meinem Zimmer angekommen zauberte sie diverse Kleidungsstücke hervor. Von bauchfreien Oberteilen, knappen Miniröcken bis hin zu High Heels war alles dabei. Was glaubte sie, wen sie vor sich hatte? Claudia Schiffer XXL?
Dazu kamen die Farben: gelb, orange, rot, grün, pink. Hauptsache knallig und augenkrebserregend.
Nach einer Stunde einigten wir uns dann auf etwas engere Jeans sowie die Figur betonenden Pullover und Shirts anstatt Tops oder den Schlabberlook. Die Farben blieben im gedeckten Bereich: schwarz, braun, blau, vielleicht auch mal rot und gelb, aber kein verdammtes rosa. Ich hatte keine Ahnung, wie sie mich von Push up BH’s überzeugen konnte, denn damit bestand ich nur noch aus Brüsten, aber Vivi schwor mir bei Toms Leben, Tristan würde anfangen zu sabbern, wenn er mich in diesem roten Tittenungetüm sah, also willigte ich ein, ihn bei der nächsten Gelegenheit zu tragen. Vermutlich hätte mir zu denken geben sollen, dass sie bei Toms Leben und nicht bei ihrem eigenen schwor.
Die nächste Gelegenheit kam schneller, als mir lieb war. Am Samstag war mal wieder eine Party – im Hause der Wranglers –, und Vivi hatte mir angeboten, mich mitzunehmen. Na ja, genaugenommen hatte sie es nicht angeboten, sondern mich fast genötigt und dafür eine Stunde auf mich eingeredet, bis ich einknickte – aber erst nachdem sie mir in Aussicht stellte, eine Runde mit ihrem BMW Cabrio zu fahren, welches sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu ihrem Geburtstag bekommen würde. Zumindest war sie fest davon überzeugt.
Am Mittwoch kam sie wieder zu mir, zur Abwechslung mal mit nur einem Koffer bewaffnet. Dafür war dieser voller Make up.
Wie schon bei den Klamotten wurde auch hier endlos diskutiert. Als hätte ich jemals eine Chance gehabt. Von der Farbe des Lidschattens, des Rouge bis zum Lipgloss – alles musste besprochen werden.
Welches Problem hatte diese Frau nur? Was Farben anging, schien ihr Wahlspruch: je greller, desto besser. Letztendlich einigten wir uns auf natürliche Brauntöne, und die waren meinerseits hart erkämpft.
Dann zeigte mir Vivi noch, wie ich Eyeliner und Mascara richtig auftrug, ohne dass die Wimpern verklebten, dazu etwas Rouge und ein sanft rosa glänzender Lipgloss – und fertig war die zugekleisterte Mia.
Heimlich entschied ich, nur etwas Eyeliner und Wimperntusche zu benutzen, weil ich mich ansonsten so verkleidet fühlte. Aber davon würde Vivi nie etwas erfahren.
Am Donnerstag kam der Knaller. Die Sadistin schleppte mich zum nächstbesten Friseur. Eigentlich nicht zum nächstbesten, eher zum teuersten, und sie bestand darauf zu zahlen. Mittlerweile ließ ich mich aber nicht so schnell kleinkriegen und startete den nächsten verbalen Kampf, schließlich war ich schon geübt. Leider fiel das Ergebnis so ziemlich wie sonst auch aus … Ich fand mich auf dem Friseurstuhl wieder.
Es wurde hier geschnippelt, da geschnippelt und vereinzelte Strähnen mit Farbe vollgeschmiert, von der ich endgültig nach der Klamotten- und Schminknummer genug hatte. Dementsprechend hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Aber das Ergebnis war der Wahnsinn. Meine Haare waren locker zehn Zentimeter kürzer, versehen mit ein paar warm-goldenen Highlights in der hellbraunen Masse, und fielen locker und glänzend nun knapp über die Schulter. Ich konnte mich an ihnen nicht sattsehen und nicht aufhören, sie durch meine Finger gleiten zu lassen – sie waren samtweich.
Aber wenn ich dachte, dass das nun alles gewesen war, so hatte ich die Rechnung ohne Vivi gemacht. Am Freitag zog sie mich in einen Beautysalon und orderte mit unheilverkündend blitzenden Augen ein Ganzkörperwaxing an. Ich dachte, ich hätte mich verhört. Das konnte unmöglich ihr Ernst sein – war er leider doch. Mit einem versauten Grinsen schob sie mich in die nächste Kabine.
Als der erste Wachsstreifen abgezogen wurde, hasste ich sie schon fast und konnte nicht verhindern, dass mir vor lauter Schmerz ein »Verdammt« entkam.
Nach diesem Trauma wurde ich einer Pediküre und Maniküre unterzogen, erst dann hatte ich die Tortur überstanden, wobei ich mir gleichzeitig schwor, so etwas nie wieder machen zu lassen.
Der Mann, für den ich dies alles ertragen hatte, ignorierte mich. Die ganze
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