Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
ewig. Das hatte ich früh genug lernen müssen. Es war hart, aber ich hatte es begriffen. Man durfte sich an niemanden binden, weil einem alles wieder genommen werden konnte.
Es fiel mir ja sogar schwer, Gefühle für meine Brüder und meinen Vater zuzulassen, und die zählten zu meiner Familie. Nur hatte ich da auch keine Wahl, sie waren nämlich eine wahre Naturgewalt.
Aber ich würde keiner Frau gestatten, jemals einen Platz in meinem Herzen einzunehmen. Nie wieder.
Daher war es besser, sie zu vergessen. Vergessen, was geschehen war, und aufzuhören, an sie zu denken. Einfach wie bisher weiterzuleben …
Sex, Schlampen und das beste Weed, dies war mein Leben und würde es bleiben. Ganz einfach.
Ohne Mia Engel und ohne ein verdammtes Gewissen. So war es leichter, denn ich wollte und konnte es nicht ändern. Für nichts und niemanden. Noch nicht einmal für mich und erst recht nicht für sie.
12. Die Komplizin
Mia ´no more alone´ Engel
W as hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Hatte ich wirklich geglaubt, Tristan Wrangler würde sich erneut für mich einsetzen? Vor meiner gesamten Klasse? Vor seinen ach so tollen Brüdern?
Ja, das hatte ich. Naiv, wie ich war, dachte ich wahrhaftig, am Samstag hätte sich etwas zwischen uns geändert, auch wenn er wiederholt das Gegenteil behauptete.
Ich wagte doch tatsächlich die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass ihm vielleicht etwas an mir liegen könnte, denn eins war klar: Die Geschehnisse in meinem Zimmer hatten nichts mit Mitleid zu tun, nur mit purer und unverschleierter Lust.
Aber da war noch etwas anderes. Die Art, wie sein Blick in meinem versank, wie er mich berührte – unbeschreiblich intensiv. Demnach konnte ich mich doch nicht derart täuschen. Da musste ... mehr sein, oder?
Nein!
Ansonsten hätte er eingegriffen, als sie anfingen, über meine "Hängetitten" und meinen "Schwabbelarsch" zu lästern, oder als sie mich mit Bällen bewarfen. Er griff auch nicht ein, als ich am Boden lag und dachte, ich würde ersticken. Nichts dergleichen. Allerdings wagte ich auch nicht, in seine Richtung zu sehen. Das alles war schon demütigend genug, und sein Anblick hätte es für mich noch schlimmer gemacht. Dieselbe Gleichgültigkeit in seinen wunderschönen Augen wie in all den Jahren zuvor hätte ich nicht ertragen.
Tristan machte sich nichts aus mir. Ihn interessierten lediglich der Sex und meine körperlichen Attribute wie meine Brüste, mein Hintern und meine Schnecke.
Ja, ich nannte sie Schnecke, schließlich war sie so feucht und eklig. Meine Geschlechtsteile waren wirklich nichts, was ich mir unbedingt schönreden musste.
Der Schmerz, den meine Mitschüler in mir auslösten, war derselbe wie in all den Jahren zuvor. Doch die Wunde, die entstand, als Tristan mich nicht unterstützte und mir damit zu verstehen gab, wie egal ich ihm doch war, ging unterwartet tief – so wie scheinbar alles zwischen uns. Die Tränen kamen, weil er mir nicht beistand, nicht weil mich andere wiederholt verletzten.
Ich sehnte mich einfach so sehr nach einem Menschen, der mich beschützte, der zu mir stand und allem ein Ende bereitete. Der sagte: Dieses Mädchen hat in ihrem Leben schon genug durchgemacht. Sie sollte nicht noch mehr Schmerz und Angst erfahren.
Aber dies würde nicht Tristan sein, zu Recht verständlich. Was konnte er schon von mir wollen? Er: atemberaubend schön, wohlhabend sowie gleichermaßen beliebt und gefürchtet. Ich dagegen: der Abschaum der Schule, hässlich, arm und von jedem ungeliebt. Es gab niemanden, der sich etwas aus mir machte – nicht einmal meine Eltern, und so würde es auch bleiben.
***
Vermutlich schrie ich gerade deshalb überrascht auf, als mich in der Umkleidekabine – in der ich mich verkrochen hatte – eine zierliche Hand an der Schulter berührte. Ich schreckte hoch und sah in zwei besorgte, dunkelblaue Augen, die fast das ganze Gesicht einnahmen, welches wiederum von glänzenden, kurzen naturroten Locken umrahmt wurde, die dem Farbton ihrer vielen Sommersprossen auf ihren hohen Wangenknochen entsprachen.
Die wunderhübsche Vivian Müller, in nichts weiter als einem weißen Tanktop und einer knappen braunen Sporthose bekleidet, blickte mit Mitgefühl und Besorgnis auf mich herab.
»Ich werde dir helfen«, hauchte sie und strich mit sanften Fingern die Strähnen aus meinem verweinten Gesicht. Bei diesen vier Worten wurde mir sofort leichter ums Herz. Schnell wischte ich die restlichen Tränen weg und schaute sie
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