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Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)

Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)

Titel: Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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Einschüchterung war ihr deutlich anzusehen. Denn er wirkte wie der Teufel persönlich, und er war sauer. Seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte, zitterten. In seinen schönen Augen glänzte unverhohlener Zorn, der nur auf eine Gelegenheit wartete, um auszubrechen.
    »Wie können sie so was nur immer zulassen, verdammte Scheiße? Sind sie eine beschissene Sadistin? Werden sie daheim dermaßen unterdrückt, dass sie es hier an ihren Schülern auslassen müssen?« Die Hälfte der Anwesenden stieß schockiert die Luft aus, mich und die Pädagogin eingeschlossen. »Ich werde sie beim Direktor melden und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie ihren Job verlieren«, drohte er und ließ keinen Zweifel daran.
    Absolut konsterniert starrten alle Tristan an. Keiner wagte zu atmen, aus Angst, dass die Situation eskalierte. Selbst die kleine, schwarzhaarige Frau konnte keinen Ton mehr von sich geben, stattdessen zitterte ihre blassrosa Unterlippe. Wortlos musterte sie ihn, bis sie sich scheinbar wieder gefangen hatte.
    »Ich werde selbst den Direktor aufsuchen und ihr Verhalten unverzüglich melden!« Ihre Autorität hatte sie bei allen Schülern aufgrund der dünnen Stimme, mit der sie sich aus der Affäre zog, eingebüßt. Mit einem kurzen, vermeintlich strengen Blick stolzierte sie letztendlich aus der Turnhalle, nicht ohne die Tür mit einem Knall hinter sich zuzuziehen.
    Ähm, hallo? Meine Nase, sie blutet!
    Jetzt wandten alle ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu. Jemand zwickte mir in die Nase, nachdem ich wegen diesem spektakulären Auftritt von eben den Schmerz völlig vergessen hatte und die Hand runternahm.
    »Ist doch nicht so schlimm, Fetti! Vielleicht können sie die im Krankenhaus ja gleich …« Evas Spott verklang zu einem verschreckten, kleinen Schrei, als Tristan sie ruckartig am T-Shirt von mir wegzog, sie gegen die nächstbeste Wand knallte und zwischen seinen Armen einsperrte.
    Jetzt würde er die Beherrschung komplett verlieren.
    »Lass deine Finger von ihr!«, fuhr er sie an. »Ständig auf den Fehlern der anderen rumtrampeln, um eure eigene Hässlichkeit nicht erkennen zu müssen, das ist leicht!« Nur Millimeter trennten die Gesichter von Eva und diesem Wahnsinnsmann, der meine Ehre verteidigte.
    »T-Tristan … b-bitte …«, stammelte Eva und wollte unter seinem Arm durchrutschen. Sie hatte wirklich Angst vor ihm, was ich ihr nicht verdenken konnte. An ihrer Stelle wäre ich schon längst heulend zusammengebrochen. Er aber verhinderte ihre Flucht und drückte sie erneut heftig gegen die Wand.
    »Halt einfach dein Maul! Und bitte mich um nichts, du bist es nicht wert!« Noch bevor das letzte Wort verklungen war, holte er mit der Faust aus und ließ sie direkt auf sie zu schnellen. Eva kreischte genau wie die gesamten Mädchen kurz auf. Doch er traf nicht ihr Gesicht, sondern rammte mit voller Kraft ein paar Zentimeter von ihr entfernt die Vertäfelung, an der sie stand. Man hörte ein Krachen und splitterndes Holz, dann war alles still.
    Eva durchbrach die Ruhe mit unkontrollierten Schluchzern. Ihr ganzer Körper zitterte, während ich mich weder bewegen noch glauben konnte, was hier geschah.
    »Schön, nicht wahr, wenn man Angst hat und gedemütigt wird? Ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass man keine Chance hat, der andere es aber ausnutzt. Schön, wenn ständig auf den eigenen Unzulänglichkeiten rumgetrampelt wird, nicht wahr, Kleintitte?« Bedrohlich und leise verklang seine Stimme. Sie schluchzte nur noch lauter, als seine Fingerknöchel über ihr Gesicht strichen. »Merk dir das Gefühl, und vergiss nicht, wenn du der Meinung bist, einen Schwächeren schikanieren zu wollen. Es gibt irgendwo auf der Welt immer jemanden, der stärker ist als du. Er könnte dir dasselbe antun.« Damit stieß er sich mit einem Ruck von der Wand ab und drehte sich von ihr weg.
    Während Eva zutiefst gedemütigt und zitternd wie Espenlaub zu Boden rutschte und ihre Knie mit ihren dünnen Ärmchen umschlang, war ich wie gelähmt. Einzig meinen Blick konnte ich nicht von ihr nehmen. Das geschah erst, als sich zwei grünbraue Augen in mein Gesichtsfeld schoben. Sie waren traurig, so unsagbar traurig.
    Tristan reichte mir seine Hand und ich nahm sie. Er umschloss sie fest und schockte mich ein weiteres Mal, indem er mich problemlos vor allen anderen auf seine Arme hob. Mein Gesicht versteckte ich an seiner Brust, hielt aber meine Nase, um ihn nicht mit meinem Blut einzusauen. Wortlos verließen wir die

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