Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
Kraft, weiterhin durchzuhalten.
Mein liebster David, du warst immer das Licht in meinem Leben und wirst es immer sein. Aus unserer Liebe sind drei wundervolle Jungs entstanden. Einer großartiger als der andere.
Tommy und Phil, meine kleinen Rabauken, ich bin so unglaublich stolz auf euch. Bewahrt euch euer Selbstbewusstsein und euer Durchhaltevermögen, was ihr eindeutig von eurem Vater habt. Ihr werdet euer Leben perfekt meistern.
Mein kleiner Tristan, gerade bei dir muss ich mich besonders entschuldigen. Keine Worte können je wiedergutmachen, was ich dir angetan habe. Es ist doch meine Aufgabe, dich vor allen Ungerechtigkeiten dieser Welt zu beschützen, aber ich bin zu schwach. Das war ich schon immer. Ich wollte nie, dass sich meine Kindheit in deiner wiederholt.
Tristan, mein Baby, ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen, denn ich kann es nicht. Aber ich weiß, du wirst irgendwann die Stärke in dir finden, denn du bist so viel besser, als ich es je war. Mir ist nie gelungen, was du schaffen wirst: zu kämpfen.
Zeit meines Lebens habe ich es versucht, aber ich kam nicht gegen diese Stimme an, die mir von Anfang an zuflüsterte: Du bist nichts wert. Ich musste einsehen, dass sie Recht hat.
David, ich hab dir nie davon erzählt, aber ich konnte nicht. Meine Angst, dass du mich dann mit anderen Augen siehst, fraß mich schier auf.
Ich liebe euch so sehr. Bitte vergebt mir!´ «
Ich konnte mein Schluchzen nun nicht mehr unterdrücken und schlug eine Hand vor den Mund. Er musterte mich, diesmal mit einem leichten Stirnrunzeln, und nahm jetzt endlich meine Hand in seine. Dann lächelte er wieder – traurig –, ehe er unsere ineinander verschlungenen Finger grüblerisch betrachtete. »Dies war eine verdammte Motivation, das kannst du mir glauben. Nur schade, dass ich nicht früher auf die Idee kam, dann hätte ich meine Mutter nicht auf dem Gewissen. Aber man kann wohl nicht alles haben. Ihr Verlust hat uns Brüder wenigstens zusammengeschweißt. Alle anderen gehen mir drei Meilen am Arsch vorbei …« Erneut wandte er den Blick ab und als er mich wieder ansah, waren seine Augen von einer Härte gesättigt, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. »Mit zehn begann ich, Sport zu treiben wie ein Verrückter. Ich lernte verschiedene Kampfsportarten, um mich verteidigen zu können. Und, wie du ja bereits weißt, bin ich beim Boxen hängen geblieben. Aber auch geistig entwickelte ich mich weiter. Schnell lernte ich, andere Menschen einschätzen zu können und ihre Schwächen zu erkennen, bevor sie mich durchschauen konnten. Jeder war ein potenzieller Feind und gefährlich.
Das Leben ist ein Boxring und Angriff die beste Verteidigung.
Jeden einzelnen Tag macht es mich so sauer, Leute zu sehen, die wortlos alles über sich ergehen lassen, obwohl sie einen Mund und einen Körper haben, mit dem sie sich wehren können …
Ich hatte es nicht getan. Hätte ich nur ein wenig Mut aufgebracht, wäre meine Mutter noch da.
Als ich ihren Brief las, wurde mir bewusst, dass ich die Schuld an ihrem Tod trage. Ich habe meine Mutter umgebracht … Ich …« Oh Gott, ich musste eingreifen.
»Tristan …« Meine Stimme klang kratzig und heiser vom leisen Weinen. Aber ich riss mich
zusammen und räusperte mich, bevor ich energisch beginnen konnte: »Du hast sie nicht umgebracht!«
Seine Augen verhärteten sich noch einen Tick. Aber ehe er reagieren konnte, flüsterte ich: »Du warst klein und … du … wusstest nicht, wer du bist. Du hast dich selbst nicht gekannt. Deswegen warst du auch nicht überzeugt von dir und konntest demnach nicht für dich einstehen … aber …«, und jetzt packte ich ihn fast schon grob.
»Ich weiß nicht viel über eine richtige Familie, aber ich weiß, was du verdient hättest! Sie hätte sich nicht aus der Verantwortung ziehen und dich allein lassen dürfen, nicht in so einer schweren Phase deines Lebens. Glaub mir, ich weiß, wie es sich anfühlt, allein gelassen zu werden. Ich weiß, du denkst, es ist alles deine Schuld. Aber nichts davon ist wahr. Du denkst, deine Schwäche hat sie in den Selbstmord getrieben. Doch du warst nicht schwach, sondern stark. Du hast gekämpft, indem du dich dazu entschieden hast, es durchzustehen, ganz egal was sie dir antaten. Du hast nie aufgegeben, auch wenn du gedemütigt wurdest, auch wenn du psychische und physische Schmerzen erlitten hast.
Aber deine Mutter hat aufgegeben, was nicht hätte passieren dürfen. Sicherlich hing es mit der
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