Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
Gesamtsituation zusammen, und offenbar war sie schon vorher labil … »
»Was weißt du schon?«, knurrte er und öffnete die Tür. Dann schob er mich von seinem Schoß nach draußen und stieg taumelnd aus.
Scheinbar völlig entkräftet lehnte er sich mit dem Rücken gegen sein Auto und zündete sich eine Zigarette an. Seine sonst so sicheren Hände zitterten.
»Was maßt du dir an, über elterliche Pflichten zu sprechen? Du lässt dich doch jeden Tag fertigmachen! Sehr einfach, es auf deine Eltern zu schieben. Werde wach, Mia! Du bist der Versager, nicht sie!« Getroffen zuckte ich zurück. Die Worte taten genauso weh wie der kalte, unnachgiebige Tonfall, mit dem er mich anfuhr. Aber ich würde mich nicht mehr einschüchtern lassen. Erst Recht nicht von Tristan. Ich würde ihm Kontra geben, denn ich war die Einzige, die es durfte.
»Das ist etwas komplett anderes! Du warst schon immer unbeschreiblich schön, nur eben still!« Ich runzelte die Stirn. »Und ein bisschen bekifft … Ich bin fett! Da wird man schon abgestempelt, wenn die Leute einen nur ansehen! Man muss nicht mal einen Mucks von sich geben!« Kühl schaute ich ihm in die Augen. »Aber wenigstens bringt mich das nicht dazu, aus Frust andere schlecht zu behandeln, nur weil es das Leben nicht gut mit mir meint oder weil ich mich gerade scheiße fühle. Und weißt du was, Tristan? Ich bin vielleicht eine naive Träumerin, die an höhere Mächte glaubt, aber ich glaube auch an ausgleichende Gerechtigkeit und daran, dass im Grunde genommen jeder Mensch gut ist, insbesondere du. Vergiss es, mich vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Du bist nicht schlecht! Schlecht ist nur, was du aus dir gemacht hast!«
Er fing an zu lachen. Humorlos und hart.
Ärger durchfuhr mich und ich platzte heraus, ohne nachzudenken: »Was würde wohl deine ...« Bevor ich blinzeln konnte, hatte er meine Arme gepackt. Unsere Gesichter waren sich sehr nah. Sein Blick war kalt wie Eis. Kälte, die sich umgehend in meinem Bauch einnistete. »Wage es nicht, von meiner Mutter zu sprechen!« Mit einem letzten bedrohlichen Funkeln wurde sein Griff noch etwas fester. Für ein paar Sekunden stand die Welt still, und ich hielt die Luft an. Dann blinzelte er, ließ mich ruckartig los und setzte sich wieder ins Auto. »Fahren wir jetzt, oder was?«
Tief durchatmend stieg ich wieder ein. Selbst hier im Auto herrschten ungefähr fünf Grad zu wenig. Tristan sah mich nicht an, doch er schien sich wieder einigermaßen gefangen zu haben, wenn auch nur oberflächlich, denn seine Bewegungen wirkten nicht mehr so fahrig. Die Spannung in mir stieg mit jedem Meter, den wir zurücklegten. Was würde er jetzt tun? Ich hatte eine imaginäre Linie überschritten, war zu weit gegangen und müsste mich nun den Konsequenzen stellen. Aber wie wütend war er auf mich? Die Ungewissheit schürte die beginnende Panik, ihn vielleicht sogar verloren zu haben.
Meine Unterlippe heftig malträtierend rang ich mit meinen Händen – gute zehn Minuten lang. Die Ruhe schnürte mir die Kehle zu. Ich versuchte Luft zu holen, aber es funktionierte nicht.
Dann, eine Reaktion. Er atmete tief durch, einmal, zweimal, ich sah es nur im Augenwinkel und wagte nicht, mich zu rühren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit griff er über die Mittelkonsole nach meiner Hand und erst, als er mich wieder berührte, fiel diese enorme Anspannung von mir. Er drückte meine Knöchel an seine Lippen und runzelte die Stirn. Ohne mich anzusehen murmelte er: »Ich wollte dich nicht blöd anmachen«, und legte unsere Hände in seinen Schoß.
Ich seufzte erleichtert, weil er wieder auftaute. »Hast du nicht. Du warst nur ehrlich.«
»Es so zu sagen, war trotzdem nicht richtig. Nicht bei dir … Nicht nach heute …« und dann blickte er mich wieder an. Erst als er meine Nase schuldbewusst anvisierte, fiel mir ein, auf was er hinauswollte. »Ach das …« Ich winkte ab. Er schnaubte ironisch.
»Ja, das!«
»Es gibt Schlimmeres …«
Nun konzentrierte er sich wieder auf Straße. »Da hast du Recht.« Aber seine Hand hielt mich weiterhin fest, während sein Daumen mich streichelte.
Eins wurde mir klar: Es konnte tatsächlich ein Wir geben! Noch nie war ich mir so sicher wie in diesem Moment, denn jetzt verstand ich ihn. Die Menschen hatten nichts anderes getan, als ihn immer wieder zu enttäuschen und willentlich zu verletzen. Das erklärte sein abweisendes und grobes Verhalten besonders Frauen gegenüber. Ich konnte auch nachvollziehen, warum er
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