Immer wieder samstags
mir sicher, dass meine dem in nichts nachstanden.
Ich hatte ihm vertraut und es nicht bereut.
Und wieder wollte ich ihm sagen: »Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr«, aber auch diesmal verkniff ich es mir. Stattdessen verringerte ich die Distanz zwischen uns, stellte mich auf die Zehenspitzen und murmelte: »Danke«, bevor ich ihn sanft küsste.
»Mhm …«, vibrierte es an meinen Lippen. Fest umarmte er mich und vertiefte den Kuss.
Einige Minuten später schlugen wir uns durch die Hecke und setzten uns schnell in sein Auto.
Während wir über das Schulgelände fuhren, machte ich mich ganz klein auf meinem Sitz, auch wenn er die ganze Zeit meinen nackten Oberschenkel streichelte, als versuche er, mich zu trösten. Es war auch nicht weiter schlimm, denn in erster Linie war ich froh, einer weiteren Demütigung entgangen zu sein. Nachdem wir auf die Hauptstraße eingebogen waren und ich mich wieder aufrichten konnte, kam ein neues Problem auf. Wie sollte ich meiner Mutter erklären, dass ich nur in einem schwarzen Shirt und schwarzen Shorts nach Hause kam?
Gestern hatte ich Glück: Meine Mutter trieb sich was weiß ich wo rum und mein Vater hatte Spätschicht, sodass es niemandem auffiel, wie ich gekleidet war.
Heute sah das allerdings anders aus. Regulär wurde ich nach der Schule erwartet, zwar nicht mit mütterlicher Fürsorge und einem warmen Essen, aber mit diversen Aufgaben, die ich zu erledigen hatte. Mist! Wie konnte ich das vergessen? Unruhig rutschte ich auf meinem Platz herum und war nicht imstande, den Chauffeurdienst in Tristan Wranglers weichen Ledersitzen seines superteuren Audis zu genießen. »Hör auf, mit deinem Arsch meinen Sitz zu polieren. Spuck’s lieber aus!«, befahl er nach einigen Minuten nervöser Zappelei.
»Ich … Ich … kann so nicht heim.« Zerknirscht blickte ich an mir herab. Er zog eine Augenbraue nach oben.
»Dann kauf dir doch einfach was Neues. Ich halte bei der Boutique da vorne«, schlug er vor, und ich wollte endgültig vor Scham sterben. Trotzdem nahm ich meinen alten zerfledderten Geldbeutel, der seine besten Tage erlebt hatte, als ich fünf Jahre alt gewesen war, und zählte die paar Euro. Es war nicht viel, denn ich bekam nur sehr wenig und unregelmäßig Taschengeld, aber das störte mich meistens nicht. Ich ging sorgsam mit meinem spärlichen Eigentum um und brauchte nicht viel.
»Ähm … gibt’s da ein Outfit für acht Euro?« Peinlicher ging es wirklich nicht, und ich wollte spontan in dem weichen Leder versinken.
Na los, Tristan. Trampel darauf rum. So, wie ich es von dir gewöhnt bin! Seufzend ließ ich meinen Kopf gegen die Sitzlehne fallen und schloss meine Augen, um die Tränen zu verdrängen, die spätestens nach den nächsten nun kommenden Worten meine Wangen hinablaufen würden.
Ich wollte mich nicht selbst bemitleiden, das tat ich normalerweise auch nicht. Aber gerade jetzt hätte der Unterschied zwischen uns nicht größer sein können, und das fühlte sich schrecklich an.
Spätestens jetzt würde Tristan ebenfalls erkennen, wie unüberbrückbar unsere Leben waren, mich auf der Stelle aus dem Auto werfen und anschließend seine Kleidung zurück verlangen.
»Hey!« Seine Finger strichen über meine Wange und nahmen mir mein Portemonnaie aus der zitternden Hand.
»Lass mal, Mia.« Sein beruhigender Tonfall brachte mich dazu, zu ihm hinüberzusehen. Sein Blick, mit dem er mich kurz bedachte, war weich und so voller Mitgefühl, dass es mich überwältigte. »Ich zahl für dich.« Ich schüttelte heftig den Kopf und wollte gerade protestieren, als er auch schon einen Finger auf meine Lippen legte.
»Du hast nichts und ich habe alles. Wenn du irgendwann auch mehr hast, kannst du es mir zurückgeben«, sagte er bestimmt.
»Tristan, bitte … es ist mir schon so peinlich genug«, nuschelte ich düster gegen seinen Finger, aber er zog nur eine Augenbraue hoch, um zu signalisieren, dass er darüber nicht diskutieren würde. Was er dann aber doch machte.
»Das muss es nicht. Niemanden sollte es unangenehm sein, wenn er kein Geld hat. Meistens kann man nichts dafür!«, meinte er stirnrunzelnd und blickte dabei aus dem Fenster zu der Boutique, vor der wir stehen geblieben waren. Schließlich wandte er sich wieder mir zu. »Ich bin ein verwöhnter Scheißer. Mir bedeutet die Kohle nichts, und es tut mir nicht weh, wenn ich etwas für dich ausgebe. Hundert oder Zweihundert mehr oder weniger sind egal.«
Meine Augen weiteten sich, als ich mir die
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