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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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absenkten. Sie
weinte immer noch, der Regen prasselte vom Himmel, durchnässte die Kleidung und
klebte ihr die Haare ins Gesicht. Das alles störte sie nicht. In gewisser Weise
hoffte sie sogar, der Regen könne alle Ängste, Anspannungen und Schmerzen der letzten Tage fortspülen. Sie wollte all diese Gefühle
zusammen mit dem Duplikat beerdigen, das jeder für Amelia hielt. Es sollte tief
in der Erde liegen, wo niemand es je wiederfinden würde.
    Sie trat vor, nahm eine Handvoll feuchte Erde von dem Hügel neben
dem offenen Grab und warf sie hinein. »Lebewohl«, sagte sie und hoffte, es sei
gut, während sie doch wusste, dass es nicht ganz so einfach werden würde.
    Sie bemerkte, dass Newbury sie traurig lächelnd beobachtete. Der
feine schwarze Anzug stand ihm gut, obwohl ihr Kollege ebenso durchnässt war
wie sie selbst. »Kommen Sie, wir wollen Sie aus diesem schrecklichen Regen herausbringen, Miss Hobbes.« Veronica nickte,
worauf Newbury zu ihr trat und ihr schützend den Arm um die Schultern legte.
Sie schmiegte sich an ihn und schob jeden Gedanken an die zu erwartende
Empörung ihrer Eltern beiseite. »Veronica, kommen Sie, sonst holen Sie sich
noch eine Erkältung. Dieser Ort tut Ihnen nicht gut.«
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und ließ den Tränen freien
Lauf. Sie wollte die Geister austreiben und hier auf dem Friedhof zurücklassen,
statt sie noch länger mit sich herumzuschleppen.
    Einige Augenblicke blieben sie noch
stehen, während ihnen der Regen auf die Schultern prasselte. Dann ließ sie sich
von Newbury zur wartenden Droschke führen, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie
stiegen ein. Newbury setzte sich neben sie, schüttelte die Regentropfen
vom Hut und strich sich mit der Hand über die Haare.
    Â»Kutscher, fahren Sie zu«, rief er. Die Peitsche knallte, und die
Kabine wiegte sich hin und her, als die Pferde reagierten und die Droschke im
strömenden Regen aus dem Matsch zogen.
    Tropfnass, wie sie war, drehte Veronica sich zu Newbury herum. »Danke«, sagte sie, und dann wurde
ihr klar, wie schrecklich unzureichend das
Wort gegenüber dem klang, was sie ihm eigentlich sagen wollte. »Sie … ich …«
Ihr fehlten die Worte.
    Newbury lachte und legte ihr die Hand auf die linke Wage, um mit dem
Daumen eine Träne abzuwischen. Er musste nicht antworten. Sein Schweigen und
sein Blick sprachen Bände.
    Sie beugte sich vor, zog ihn an sich und küsste ihn. Immer noch
liefen ihr Regentropfen über das Gesicht, als sie ihm die Arme um den Hals
legte. Sie wollte nichts lieber, als bei ihm zu sein, bei diesem Mann, der
alles für sie gegeben hatte. Sie wollte in seinen Armen liegen und sich vor der
Welt und ihrer Schrecklichkeit beschützen lassen. »Was tun wir jetzt,
Maurice?«, fragte sie, als sie sich wieder trennten.
    Newbury erwiderte ihren Blick. »Ich werde wieder gesund, Veronica.
Versprochen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das meinte ich nicht. Ich dachte an die
Queen, an Amelia und an das, was geschehen ist.«
    Newbury wandte sich von ihr ab und
starrte durch das Fenster in den strömenden Regen hinaus. »Wir können unsere
Aufträge nicht zurückgeben. Das würde sie nie zulassen.« Er seufzte.
Offensichtlich hatte er bereits gründlich darüber nachgedacht. Veronica war erleichtert, dass er nicht so einfach das Handtuch warf, ihr Verhalten
infrage stellte und erklärte, sie hätten einen Fehler begangen. Das war ihre
größte Angst gewesen. »Uns bleibt kaum
etwas anderes übrig. Wenigstens
vorläufig müssen wir weitermachen. Mindestens bis …« Er ließ den Satz
unvollendet.
    Bis sie tot ist, beendete Veronica den
Satz in Gedanken, sprach es aber nicht aus. Ihnen beiden war völlig klar,
welche Konsequenzen Fabians Tod haben würde, und natürlich hatte er recht:
Ihnen blieb tatsächlich nichts anderes übrig. Die Queen war rücksichtslos, und
man würde sie als Verräter bezeichnen und zu Tode hetzen, wenn sie auch nur
andeuteten, sie hätten Zweifel an den Motiven der Queen.
    Â»Aber wie können wir ihr jemals
wieder trauen?«, fragte sie, ohne recht zu wissen, welche Antwort sie überhaupt
von ihm erwartete.
    Er schüttelte den Kopf. Trauer und
Furcht lagen in seinem Blick. »Nein, das können wir wohl nicht.«
    Veronica legte ihm die Hand auf den
Arm. »Dann müssen wir

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