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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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knapp über dem rechten
Knie ein Messer mit einer langen Klinge. Sie zog es langsam heraus und hielt es
in der rechten Faust. Die Spitze zielte auf den Boden.
    Veronica holte tief Luft und spähte wieder hinaus, um zu erkunden,
ob es außer Graves noch jemanden gab, mit dem sie sich herumschlagen musste.
Offenbar war das nicht der Fall. Im Geiste ging sie das durch, was gleich
geschehen würde. Natürlich war es sehr gefährlich. Eine unbedachte Bewegung,
und Graves’ Finger würde den Abzug durchdrücken und Newbury und Amelia mit
Kugeln durchsieben. Aber sie musste es versuchen. Alles oder nichts.
    Veronica zog sich geduckt in Amelias Apartment zurück und schlich
behutsam weiter, um sich nicht zu verraten. Dann huschte sie zur Tür hinaus und
bewegte sich den Gang hinunter. Sie bemühte sich, in dem dichten, schweren
Rauch möglichst flach zu atmen. Die Tür des benachbarten Raumes brannte
bereits. Sie nahm Anlauf und öffnete sie mit einem Tritt. Sie bebte und
pendelte Funken sprühend im Rahmen hin und her. Das Feuer hatte das Innere des
Raumes noch nicht erfasst, dennoch bot er ein Bild der Verwüstung. Eine Garbe
der Gatlingkanonen hatte die Terrassentür zerstört, und die umherfliegenden
Scherben hatten sämtliche Möbel sowie Fabians Patientin, eine ältere Frau,
durchbohrt. Sie lag mit dem Gesicht nach unten am Kamin, über ihr war das Blut
in hohem Bogen an die Wand gespritzt.
    Veronica wandte den Blick rasch vom Rücken der Toten ab und schlich
weiter zur Terrassentür.
    Wie sie gehofft hatte, führte diese Tür hinter Graves’ Streitross
nach draußen. Das mechanische Tier stampfte ungeduldig und erinnerte sehr an
seine Vorbilder aus Fleisch und Blut. Nun musste sie nur noch auf die Terrasse schleichen, sich Graves von hinten
ungesehen und ungehört nähern und ihm durch die kleine Lücke unter dem
Brustharnisch die Klinge in den Leib jagen.
    Glücklicherweise war Graves sehr mit seinem Vortrag für Newbury
beschäftigt, der seinerseits dafür sorgte, dass Graves nicht der Stoff ausging,
indem er nachfragte und sich nach Einzelheiten erkundigte. Vermutlich wartete
Newbury schon sehnsüchtig auf ihre Rückkehr und hoffte, sie werde den Mann
lange genug ablenken, damit er selbst etwas unternehmen konnte. Nun, für eine
Ablenkung würde sie ganz gewiss sorgen.
    Mit größter Vorsicht schlich Veronica durch die Überreste der
zerstörten Terrassentür hinaus, bis sie sicher draußen auf den Bodenplatten
stand. Sie sah sich rasch in die andere Richtung um, ob auch dort die Luft rein
war. Dann hob sie das Messer und schlich zu dem mechanischen Tier und seinem
Reiter.
    Â»Dies ist erst der Anfang, Newbury. Wir werden England neu erbauen
und ihm seinen früheren Glanz zurückgeben. Wir werden die Ungläubigen
überzeugen, und dann wird das Empire wieder den ganzen Globus beherrschen!«
Graves versuchte sich als großer Redner und träumte offenbar schon von seiner
Rolle als Diktator. So weit würde es natürlich nicht kommen.
    Veronica schätzte die Situation ein. Sie musste springen, um den
Schlag zu führen. Der Sattel, auf dem Graves saß, war höher als ihre Schulter,
und er selbst ragte natürlich noch viel höher auf. Um ihn zu erreichen, musste
sie sich mit ausgestrecktem Arm hochziehen und ganz sicher sein, dass sie ihn
an der richtigen Stelle traf. Wenn sie verfehlte und mit der Klinge gegen die
Panzerung prallte, wäre es vorbei.
    Vorsichtig bewegte sie sich um das Pferd herum. Glücklicherweise war
Graves so von seiner großartigen Ansprache
eingenommen, dass er nicht auf die Umgebung achtete. Als sie sich
näherte, wurde jedoch Newbury auf sie aufmerksam und riss überrascht die Augen
auf. Graves entging die Reaktion des Agenten keineswegs. Er unterbrach die Predigt
und wollte sich umdrehen. »Was …«
    Veronica war zu schnell. Sie machte zwei rasche Schritte, hielt sich
an Graves’ Bein fest und sprang hoch. In einem weiten Bogen führte sie die
Klinge mit der rechten Hand. Graves stieß einen überraschten, verwirrten Schrei
aus und hob den Arm, um sich zu verteidigen. Dann traf ihn das Messer, rutschte
an der Kante des Brustharnischs entlang und bohrte sich tief in seine Seite.
    Der Mann schrie vor Schmerzen auf, doch Veronica drehte unerbittlich
die Klinge in der Wunde herum und stieß sie noch einmal mit aller Kraft nach oben. Graves

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