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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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dem Zeigefinger auf dem Nasenrücken hoch. Es war eine nervöse Geste,
die sie schon tausendmal beobachtet hatte. Er war ein kleiner, fast
kahlköpfiger Mann. Nur an den Schläfen hielten sich noch ein paar letzte Strähnen. Ihrer Ansicht nach mochte er Anfang
fünfzig sein, aber sie konnte sich auch irren. Er war schwer einzuschätzen.
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich fühle mich gut, Dr.
Fabian. So gut wie seit Monaten nicht mehr. Ich glaube, wenn ich nur einmal in
den Garten könnte, um frische Luft zu schnappen, dann …«
    Â»Amelia, Amelia.« Seine traurige Miene verriet ihr, dass er es leid
war, Tag für Tag und Woche um Woche immer wieder dieselben Dinge zu besprechen.
»Ich weiß, dass Dr. Mason in Bezug auf Ihr physisches Wohlergehen ganz andere
Ansichten vertreten hat, aber ich kann Ihnen versichern, dass es Sie gewaltig
zurückwerfen würde, wenn Sie sich jetzt eine Erkältung einfangen. Das ist das
Risiko einfach nicht wert.« Er näherte sich dem Rollstuhl und hob beschwichtigend
die Hände. An seinem linken Handgelenk bemerkte sie eine Reihe winziger
Einstiche. Anscheinend hatte er sich selbst irgendwelche Mittel injiziert. Er
hockte sich vor den Rollstuhl. »Bald schon, meine Liebe. Bald können Sie sich
wieder frei bewegen. Sie machen so gute Fortschritte, die wir nicht gefährden
wollen, indem wir es überstürzen.«
    Amelia schluckte die Frustration hinunter und nickte. Sie wusste,
dass er wenigstens in dieser Hinsicht falschlag. Sie sehnte sich danach, eine
kühle Brise auf der Haut und frische Luft in den Lungen zu spüren. Es war doch
möglich, sich vorzusehen, damit sie sich nicht erkältete. Sie wusste, dass es
noch einen anderen Grund dafür gab, dass er sie nicht nach draußen ließ, konnte
sich aber einfach nicht vorstellen, was es war.
    Doch es war sinnlos, mit ihm zu streiten. Sie hatte es schon einmal
versucht und nichts erreicht, und er wollte bestimmt nur ihr Bestes. Das
glaubte sie jedenfalls.
    Dr. Fabian stand auf und klatschte in die Hände, um ihr zu verstehen
zu geben, dass die Diskussion damit beendet war. »Nun gut, Miss Hobbes, wenn
Sie bereit sind, können wir beginnen.«
    Â»Ich bin bereit«, antwortete sie,
obwohl sie in Wahrheit niemals für das bereit war, was nun kommen sollte. Sie
blickte zu der riesigen Messingkugel hinauf, die das Behandlungszimmer
dominierte. Sie war so groß wie ein kleines Haus und erinnerte eher an einen
Schmelzofen als an ein medizinisches Gerät. Rohrleitungen und Schächte, die im
hellen elektrischen Licht schimmerten,
führten hinein und verliehen ihr das
Aussehen einer Spinne, die in einem glänzenden Netz hockte. Im Bauch befand sich
eine kleine Messingtür, durch die Amelia hineingeschoben wurde, um ihre
tägliche Behandlung zu erhalten. Ihr Magen verkrampfte sich. Gäbe es doch nur
einen anderen Weg, um …
    Dr. Fabian wandte sich unterdessen
an Mr. Calverton, der sich im Schatten der großen Maschine herumdrückte.
»Mister Calverton, könnten Sie bitte Miss Hobbes zur Behandlungskapsel
begleiten?«
    Mr. Calverton trampelte herbei, die Metallfüße dröhnten laut und
rhythmisch über den Steinboden. Wieder nahm er die Griffe ihres Rollstuhls und
schob sie langsam zu der offenen Messingtür.
    Amelia widerstand dem Impuls, aufzuspringen und zu fliehen. Es würde
sowieso nicht lange dauern, und in ein paar Stunden würde sie sich wieder
besser fühlen. Die Schmerzen hielten nicht lange an. Nein, nicht sehr lange.
    Mr. Calverton stellte den Rollstuhl
vor der Schwelle der Kugel ab und beugte sich über sie. Sachte schob er
ihr einen Arm unter die Knie und legte ihr den anderen um die Schultern. Dann
hob er sie vorsichtig vom Rollstuhl hoch und hielt dabei die ganze Zeit sein
seltsames, regloses Gesicht auf sie gerichtet. Sie lächelte schwach, als sie
ihm die Hände um den Hals legte. Gleich darauf stiegen sie in die bizarre
Behandlungsmaschine hinein.
    Wenn Dr. Fabian nach Scherzen
zumute war, nannte er die Kugel gern seine »Lebensmaschine«. Amelia hielt das
für eine unsinnige und selbstherrliche Übertreibung. Mehr als einmal hatte sie
ihn gebeten, ihr den Zweck der Maschine zu erklären. Doch der Doktor war ihr
stets mit ebenso leeren wie geschwollenen Worten ausgewichen und hatte ihr
gesagt, sie solle sich darüber keine Gedanken machen. Seine

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