Immortal 3 - Schwarze Glut
seinem Versteck geholt und ihn auf die höchste Bühne moderner Kunst gehoben hatte. Bis morgen Nachmittag dürfte Artois Millionär sein. Eindeutig waren die Eleganti , die es sich leisten konnten, Artois zu einem Vermögen zu verhelfen, sämtlich hier erschienen, denn die Ferraris und Lamborghinis scharten sich wie glitzernde Schwäne um den Brunnen in der Platzmitte. 32
Der Bogeneingang zur Galerie wurde von zwei Herren ganz in Schwarz gesichert, die sich keine Mühe gaben, ihre Automatikwaffen zu verbergen. Und gewiss führten sie auch ein ganzes Arsenal magischer Waffen bei sich. Dieser Tage konnte man gar nicht vorsichtig genug sein.
Abgeschirmt von allem Bösen der Nacht, feierte die wohlhabende Kundschaft der Galerie eine Party. Aus den offenen Fenstern drangen Fetzen angeregten Geplauders, Lachen, Ausgelassenheit und natürlich die Musik, die deLinea berühmt gemacht hatte.
Eine pulsierende Mischung aus Instrumental-, Techno-und Naturklängen, die einem bis ins Mark ging. Christine seufzte unwillkürlich, als die Melodie über sie hinwegwehte. Das war der magischste Klang auf dem ganzen Planeten … der harmonische und sich jeder Einordnung widersetzende Sprechgesang des keltischen Musikers Manannán. Eine schlanke Frau und ihr Begleiter im Smoking glitten an einem der Fenster vorbei und verschwanden genauso schnell wieder hinter den Spitzenvorhängen. Christine schloss die Augen und gab sich für einen kurzen Moment einem Fantasiebild hin, auf dem sie in tiefblaue Seide gewandet inmitten der Partygäste stand, den zarten Stil eines Champagnerglases umfassend, während ihre eigenen Aquarelle auf den eleganten Staffeleien standen …
Sie atmete aus. Netter Versuch, aber das Bild wollte einfach nicht überzeugen. Es war zu weit von der Realität entfernt. Ein Blick auf ihre faltige Jeans und ihre Wanderstiefel reichte, um sie zu kurieren. Wem machte sie hier etwas vor? Sie war ein Niemand, eine amerikanische Vagabundin, die ihre Werke am Straßenrand verhökerte und sich kaum neue Farben leisten konnte. DeLineas vornehme Mahagonitüren blieben ihr auf 33
immer verschlossen. Wer wüsste das besser als sie? Schließlich hatte sie oft genug versucht hineinzukommen. Und der Galerieleiter hatte sie ihr jedes Mal sehr eindrucksvoll vor der Nase zugeknallt.
No, il direttore sei gerade nicht in Rom. Er sei in seiner Pariser, Prager oder Londoner Galerie. Si, il direttore suche sich jeden neuen Künstler persönlich aus. No, il direttore habe einen Terminkalender, der kein Treffen mehr zulasse. Christines hartnäckige Festlegung auf diese eine Galerie war ihr zu einer bitteren Lektion in Sachen Nichtigkeit geworden. Einst hatte sie geglaubt, ihre Magie und ihr Talent könnten ihr an die Spitze der europäischen Kunstszene verhelfen. Sie brauchte nichts weiter zu tun, als hart zu arbeiten und die notwendigen Opfer zu bringen. Aber da waren Shaun und sie auch gerade erst zusammengekommen, und seine Musikerkarriere lief unbeschreiblich gut an. Das Leben war schön gewesen, alles erschien möglich. Doch was zählten heute noch Träume? Wenn es nach den Todeskreaturen ging, würden Musik und Kunst mit dem Rest des Guten von der Welt getilgt. Sie drehte sich um und trottete nach Hause, allerdings nicht, ohne nach potenziellen Feinden Ausschau zu halten. Als sie die Tür zu ihrem Mietshaus aufschloss, stieß sie ein erleichtertes Dankgebet aus. Sie lächelte sogar Nero und Caligula an, die beiden Streuner, die regelmäßig vor ihrer Tür auftauchten und um milde Gaben baten, indem sie sich schnurrend an ihre Beine schmiegten. Christine bückte sich und kraulte Nero hinter den Ohren. Die Volkslegende behauptete, dass die Seelen der antiken römischen Herrscher in den streunenden Katzen Roms wiedergeboren würden. Und Christine gefi el diese Vorstellung.
»So früh schon um Frühstück betteln?«, fragte sie die vor34
maligen Tyrannen. » Andiamo, ragazzi! Ich habe wohl noch genug für eine letzte Mahlzeit. Aber ab morgen seid ihr wieder auf euch gestellt.« Sie drehte den Schlüssel im Schloss und stieß die Tür auf.
»Danach bin ich weg.«
»Nun.« Leanna lehnte sich über Kalens Schulter und strich mit einem ihrer langen roten Fingernägel über seinen Arm.
»Es ist nicht … schlecht .«
Kalen verzog das Gesicht. »Vielleicht gut genug, um es auf der Straße zu verkaufen.« Er zerknüllte die beschämende Zeichnung und warf sie ins Feuer. »Das ist nicht das, was es sein sollte. Mit deiner Magie muss etwas
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