Immortal 3 - Schwarze Glut
will, dass sie einen Ewigen auf das Flüchtlingslager loslässt.« Kalen sah kurz zu Christine, bevor er Mac anblickte und ihm stumm bedeutete, was er nicht laut aussprechen wollte: dass er nicht plante, Leanna zu schwängern. Er wollte sie und den Ewigen töten, dem sie diente.
Mac zog die Brauen hoch. Der Bursche begriff schnell, und obwohl er nichts sagte, verriet seine Miene Kalen doch, dass ihm später noch eine Diskussion blühte.
Kalen wandte sich wieder an Christine. »Ich bringe dich jetzt in die Burg zurück.«
Sie riss die Augen auf. »O nein! Du wirst mich nicht so schnell …«
Sein Ton war schneidend, als er ihr ins Wort fi el. »Du kehrst in die Burg zurück! Und Mac bringt dich morgen nach Annwyn.«
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»Wie dick ist dein Unsterblichenschädel eigentlich? Ich gehe nicht in deine Burg zurück und auch nicht nach Annwyn! Wenn ich irgendwohin gehe, dann nach Seattle.«
Der Gedanke, dass Christine sich auf eine Schlacht gegen seinen jüngsten Bruder und sonstige faulige Anhänger der Finsternis vorbereitete, ließ Kalen das Blut in den Adern gefrieren. Er fasste einen Entschluss und hoffte inständig, dass Christine ihn dafür nicht verfl uchen würde.
»Na gut, dann bringe ich dich zu Adrian. Mach dich zum Sprung bereit!«
Sie blinzelte. »Jetzt gleich?«
»Ja.«
Schlagartig wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. »Nein. Ich will nicht durch ein Portal reisen. Ich …«
»Keine Widerrede, Christine! Entweder du lässt dich von mir in die Staaten bringen oder gar nicht.«
Sie schluckte angestrengt. »Okay.«
Kalens Arme schlangen sich fest um sie. Christine schloss die Augen und wappnete sich für seinen Magieschwall, durch den ihr jedes Mal übel wurde. Portalreisen schienen länger zu dauern, je weiter die Entfernung war. Wie lange brauchten sie wohl bis nach Seattle? Sie fühlte, wie Kalens Kraft schwand –
ein, zwei, drei Sekunden lang. Dann trat jener kurze Moment ein, in dem Kalen nicht mächtiger war als jeder Normalsterbliche und den sie vor der Galerie schamlos ausgenutzt hatte. Als seine Magie wieder zurückfl oss, geschah es mit einer Wucht, die jeden menschlichen Körper schlicht in Fetzen zerrissen hätte. Ein Portal öffnete sich, der Fußboden verschwand, und Christines Magen drehte sich um, während ein lautes Schrillen in ihren Ohren dröhnte. Ihr Körper deto nierte. 352
Für eine furchterregende Weile gab es nur Kalen, ihren Anker in einem tosenden Malstrom.
Viel schneller, als sie erwartet hatte, fühlte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Sie sackte gegen Kalen. Nun, da sie endlich hier in Seattle war, wollte sie ihn nicht gehen lassen. Sie wollte nicht einsehen, dass ihre Zeit mit ihm wirklich vorüber war.
»Ganz ruhig!«, fl üsterte er und führte sie einige Schritte zu einem gepolsterten Sessel. Ihre Finger ertasteten Seidenbrokat und geschnitztes Edelholz.
Sie riss die Augen auf. Kalen kniete vor ihr und betrachtete sie besorgt. Hinter ihm hing die Mona Lisa , die geheimnisvoll in Kalens Schlafzimmer lächelte.
Eine bleierne Schwere legte sich auf Christines Brust. »Du hast mich belogen!«
Wenigstens erkannte sie Schuldgefühle in seinen Augen.
»Zu deinem Besten. Ich lasse nicht zu, dass du dich opferst. Ich muss sicher sein, dass dir nichts geschieht.«
Sie kämpfte mit erneuter Übelkeit. »Dass mir nichts geschieht oder meiner Magie?«
Als er nicht gleich antwortete, holte sie tief Luft und fuhr fort: »Du hast mich benutzt, genauso wie du Leanna benutzt hast!« Sie war blöd gewesen, nicht zu begreifen, dass sie Musenmagie besaß. Schließlich hatte sie dieselbe Wirkung auf Shaun gehabt wie auf Kalen. »Du hast mich nie um meinetwillen geliebt, oder?«
Er mied es, sie anzusehen. »Das ist nicht wahr!«
»Willst du mir erzählen, dass du mich nicht nur wegen meiner Magie hierbehalten hast?«
Er stand auf. »Zuerst war es deshalb, das gebe ich zu.« Obwohl es schien, als wollte er mehr sagen, schloss er den Mund und ging zur Türglocke. Wenige Augenblicke später erschien 353
Pearl in der Tür. Mit ihren stechenden Augen sah sie Kalens und Christines blutige und zerrissene Kleidung an.
»Bereite ein Bad vor, sofort!«
Die Haushälterin nickte. »Ja, mach’ ich.«
Fast im selben Moment tauchten die Heinzelmännchen auf, schleppten die Kupferwanne vors Feuer und eilten mit Wassereimern hin und her. Christine beobachtete alles gleichgültig, zu erschöpft, um sich zu rühren. Ihr Herz schmerzte –
zum einen, weil Kalen sie benutzt hatte,
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