Immortal 3 - Schwarze Glut
in sich trug, war immun gegen die Magie seiner Schwester. Christine reagierte mit unverhohlenem Ekel, der in Wellen von ihr abstrahlte. Er half Kalen, wieder zu sich zu kommen.
Seine Hand sank wieder an seine Seite. »Nein!«
»Nein?«, wiederholte Leanna schrill. »Du kannst mich nicht zurückweisen! Ich habe, was du brauchst, wonach du dich verzehrst.«
»Du hast gar nichts!«
»Hast du deinen Traum aufgegeben, ein Meisterwerk zu schaffen? Das kannst du nicht ohne meine Magie.«
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Christine atmete hörbar ein. »Was meinst du damit?«
Leanna streifte sie lediglich mit einem Blick. »Ich bin eine Leannan-Sidhe , eine Liebesmuse. Männer opfern ihr Leben und ihre Seele für meine Inspiration. Kalen als Untersterblicher, der er ist, bildet da keine Ausnahme. Sein Talent ist bestenfalls mittelmäßig, deshalb braucht er meine Berührung, meine Magie.«
»Ist das wahr?«, fl üsterte Christine, und Kalen fühlte ihr Entsetzen und ihre Scham deutlich. »O Göttin! Du hast gesagt, ich sei deine Inspiration. Hieß das, dass dein Talent gar nicht dein eigenes ist … dass es von mir kam?«
»Christine …«
»Du hast mich benutzt! Du hast mit mir geschlafen, um meine Magie zu bekommen. Und ich habe noch nicht einmal den leisesten Verdacht geschöpft …«
Leannas blasse Augen funkelten. »Ah, jetzt verstehe ich, wieso du mich so leicht zurückweisen konntest! Du hast meine Musenmagie durch ihre ersetzt. Deshalb hast du sie mit zu dir genommen!«
»Ich nahm sie mit, um sie vor dir zu retten.«
»Aber das war nicht der Grund, weshalb du sie behalten hast, stimmt’s?«
Christine sah ihn an, und er konnte sie nicht belügen.
»Nein, war es nicht.«
»Du brauchst sie nicht mehr«, hauchte Leanna. »Du hast mich . Schenk mir dein Unsterblichenkind und schaffe ein Meisterwerk, das größer ist als alles, was du dir vorstellen kannst!«
Sie trat näher zu ihm und strich ihm mit der Hand über die Brust.
»Fick mich! Hier! Jetzt! Vor deiner menschlichen Hure.«
Erschrocken und angeekelt wich er zurück. »Du bist wahnsinnig!«
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»Nein. Und unterschätze mich nicht! Gib mir, was ich will, oder mein Ewiger wird dich bestrafen!«
»Bring die Dämonin her!«, knurrte Mac. »Ich mach’ sie platt!«
»Nein, das tue ich nicht. Wir haben einen anderen Plan –
einen, der all die kleinen Feen und Halblinge betrifft, die am Meer campieren und darauf warten, dass sich die Pforten von Annwyn öffnen. Stellt sie euch nur vor, wie sie da gefangen in ihrer Bucht hocken! Wenn der Schutzzauber bricht, so wie er es heute Abend hier tat, gibt es hübsch viel Blut.«
Mac stieß einen ungeheuer zornigen Laut aus. »Du wirst keinem von ihnen etwas tun! Eher bringe ich dich um!«
Leanna lachte. »Mein Tod wird das Morden nicht stoppen. Töte mich, und mein Meister wird umso schneller angreifen.«
»Nein«, unterbrach Kalen ihren Streit, »es gab schon genug Morde. Ich lasse keine weiteren zu. Ich werde dir geben, was du willst, Leanna, aber nicht hier, inmitten all der Leichen. Warte in deinem Hotel auf mich – bei Sonnenuntergang!«
Sie sah ihn an. »Und dann schenkst du mir ein unsterbliches Kind?«
»Ja«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Wie kann ich sicher sein, dass du kommst?«
»Du hast mein Wort.«
»Dein Wort!«, höhnte Leanna. »Wie niedlich! Tut mir leid, aber das reicht mir nicht.«
Kalen verschränkte die Arme vor der Brust. »Es wird dir genügen müssen, Leanna. Heute Abend bei Sonnenuntergang oder nie. Du hast die Wahl.«
Sie betrachtete ihn eine Weile prüfend. Dann kniff sie die Lippen zusammen. »Sonnenuntergang, keine Minute später!«
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Sie warf Mac einen Seitenblick zu. »Ich weiß, dass mein Bruder die Pforten nicht so schnell öffnen kann. Sollte ich heute Abend nicht kriegen, was ich will, wird es vor Morgengrauen zu einem Blutbad kommen. Darauf gebe ich euch mein Wort!«
»Abgemacht.« Kalen trat zurück. »Jetzt geh! Wir haben zu tun.«
Sie schaute sich in der ruinierten Galerie um, bis ihre Augen bei den Menschen auf der Empore verharrten, und sie lächelte.
»Natürlich habt ihr das. Bis Sonnenuntergang dann!«
Mit diesen Worten drehte sie sich um und stolzierte davon, immer noch splitternackt. Dougal und die andere HalbblutSidhe eilten hinter ihr her, und einen Moment später waren sie alle durch die zerbrochenen Eingangstüren verschwunden. Mac atmete langsam aus. »Du hast doch nicht ernsthaft vor, zu ihr zu gehen?«
»Ich muss, wenn ich verhindern
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