Immortal 3 - Schwarze Glut
Felsen schwappten.
Von der Treppe aus gelangte sie auf einen fl achen Felsen, der von einem höhlenartigen Bogen geschützt war. Von hier 368
blickte man hinaus aufs Meer und auf einen alten groben Anlegesteg. Zwei lange Boote mit Drachenbugs waren an dem Steg vertäut.
Ein kleines Stück vor ihr befand sich eine hölzerne Plattform, die an einem Seilzug hing. Der primitive Lastenaufzug senkte sich langsam und gab eine Öffnung in der Höhlendecke frei. Mit einem dumpfen Knall berührte er den Boden. Ein Dutzend Heinzelmännchen sprang von der Plattform, gefolgt von Pearl. Christine beobachtete, wie Kalens Haushälterin die Heinzelmännchen in eines der Boote scheuchte und schimpfend und schubsend dafür sorgte, dass alle sicher an Bord kamen. Als das letzte Heinzelmännchen im Boot war, steckte Pearl zwei Finger in ihren Mund und stieß einen grellen Pfi ff aus. Sofort erschienen zwei muskulöse Meermänner an der Wasseroberfl äche und legten sich Geschirre an, die vorn am Boot baumelten.
»Das war’s«, sagte Pearl zu den Meermännern. »Jetzt ist nur noch die menschliche Hexe übrig, und die holt Kalen selbst ab.«
Die Meermänner nickten. Wehmütig blickte Pearl sich auf der Anlegestelle um. Christine wich in den Schatten zurück, doch es war schon zu spät, denn die Haushälterin kniff bereits verdächtig die Augen zusammen.
»Sie! Was machen Sie hier?«
Christine trat vor. »Ich will weg«, sagte sie. »Ich muss zu Kalen.«
»Der Master will, dass Sie hierbleiben!«
»Der Master braucht meine Hilfe. Er will gegen einen Dämon kämpfen, Götter noch mal!«
Pearl sah sie ungerührt an. »Er ist ein Unsterblicher, der 369
geboren wurde, um genau das zu tun. Sie sind doch selbst hergekommen, um ihn in den Krieg zu holen, oder nicht? Sie können es bloß nicht leiden, dass er für magische und Halbblutwesen kämpft.«
»Nein! Das stimmt nicht. Es geht um Kalen. Er ist verdammt, selbst wenn er den Kampf gewinnt. Unis Urteil will es so.« Pearls verständnisloser Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht wusste, wovon Christine redete. Also erklärte sie ihr so knapp wie möglich, welche Beschränkungen die Göttin Kalen auferlegt hatte und welche Folgen es für ihn hätte, sollte er ihnen zuwiderhandeln. Pearls Miene wechselte von entgeistert zu entsetzt.
»Das hat er mir nie erzählt«, sagte die Haushälterin. »Ich dachte, er sei es einfach leid, sich mit der Welt abzugeben, besonders mit den modernen Menschen.« Sie bedachte Christine mit einem strengen Blick. »Das ist ja wohl auch sein gutes Recht, nicht?«
»Ja, ich weiß, nur spielt das im Moment keine Rolle. Ich muss zu ihm.« Sie kletterte an Bord des Bootes. »Möge die Göttin Ihren Weg nach Annwyn schützen!«
Pearl schnaubte. »Was hat ein Halbblut wie ich in dem Reich verloren? Ich renn’ bestimmt nicht mit den ganzen Feiglingen zu den Pforten. Ich will woanders hin.«
Christine blickte verwundert zu ihr auf. »Wohin?«
»Tja, darüber denke ich noch nach. Aber wenn die Todesmagie zunimmt, müssen sich die Anhänger des Lebens früher oder später wehren. Und falls es eine Schlacht gibt, will ich dabei sein. Die Göttin weiß, dass meine Magie im Kampf nicht viel ausrichten kann, aber die Krieger müssen ja zu essen bekommen, nicht? Ich kann ihnen was kochen, damit ihre Mägen voll und ihre Arme stark bleiben.«
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»Denken Sie, Sie könnten es bis Seattle schaffen?«, fragte Christine.
»In die Vereinigten Staaten?« Pearl schien misstrauisch.
»Wozu? Was ist da los?«
»Kalens älterer Bruder Adrian stellt eine Armee zusammen. Und ich bin sicher, dass sie eine gute Köchin gebrauchen können.«
Pearls ohnehin schon runde Brust wölbte sich noch mehr.
»Wenn das so ist, kann ich ihnen helfen.«
Christine nickte. »Gut! Sagen Sie Adrian und Amber, dass ich Sie geschickt habe.«
»Ja, mach’ ich.« Nun lächelte Pearl tatsächlich und entblößte dabei riesige graue Zähne. »Wissen Sie was, Mädchen, vielleicht sind Sie doch nicht so schlimm, wie ich erst dachte.«
Dann wurde sie sehr ernst. »Passen Sie auf Kalen auf, ja?«
»Ich versuch’s.«
Pearl gab den Meermännern ein Zeichen, und sie setzten sich in Bewegung. Das Boot glitt vom Steg weg und durchschnitt das Wasser in einer geraden Linie. Währenddessen stieg Christine in das zweite Boot, tauchte einen Finger ins kalte Meerwasser und malte mit ihm sanfte Kreise in die Oberfl äche. Ihre Wassermagie wirbelte um das Boot herum. Der Himmel war
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