Immortal 3 - Schwarze Glut
uchte leise, während Mac immer verzweifelter nach Luft rang.
Christine nahm ihren gesamten Mut zusammen und sah in Culsus rote Augen. »Ich weiß, dass du meine Magie willst, und du kannst sie haben. Ich werde sie dir geben, doch zuerst lässt du Kalen und Mac frei!« Mit zitternden Händen begann sie, ihre Bluse aufzuknöpfen.
Culsu schnaubte verächtlich. »Ihr gehört mir alle drei. Warum sollte ich die beiden Halbgötter freilassen?«
»Weil ich mich nicht wehren werde, wenn du es tust.« Für einen Dämon war ein williges Opfer weit angenehmer als eines, das mit Gewalt genommen werden musste. Der letzte Knopf glitt auf, und Christine streifte ihre Bluse weit genug herunter, dass ihre nackten Brüste zu sehen waren. »Ich werde freiwillig kommen und tun … was immer du willst. Ich weiß, dass deine Art es vorzieht, eine willige … Geliebte zu haben.«
An diesem Wort erstickte sie fast. »Und ich bin eine Muse, genau wie Leanna. Ich schenke dir meine Kraft, aber nur, wenn du die beiden freilässt.«
»Hör nicht auf sie!«, mischte Kalen sich ein. »Ich bin es doch, den du willst, Culsu! Die Kraft der menschlichen Hexe ist nichtig.«
Culsu antwortete ihm nicht. Ein Funkeln lag in ihren Augen, als sie mit einem langen roten Fingernagel von Christines Hals bis zu ihrem Nabel strich. Die Berührung war wie Feuer, heiß und schmerzhaft. Zugleich jedoch war sie von einer fi nsteren Sinnlichkeit, bei der Christine unweigerlich die Augen schloss und leise stöhnte.
»Das ist bloß eine kleine Kostprobe dessen, was dich in der Hölle erwartet, meine Liebe.«
Christine sträubte sich nicht. Sie fühlte, wie Culsu nach ih413
rer Lebensmagie griff und sie in ihren seelenlosen Leib einsog. Ein Teil von Christines reiner leuchtender Macht verwandelte sich in etwas Dunkles und Böses.
»So süß!«, murmelte Culsu. Sie sah erst zu Kalen, dann zu Mac, der immer noch in Tains Würgegriff gefangen war. »Nun, ich denke, ich werde mich ausnahmsweise einmal ungewöhnlich großzügig zeigen. Vielleicht lasse ich Mac Lir gehen.« Ihre öligen Finger legten sich um Christines Handgelenk. »Er war ohnehin nie Teil meines Plans, und es wäre mir nicht recht, wenn seine Eltern sich genötigt fühlten, sich einzumischen. Aber der Unsterbliche, nein, tut mir leid, meine Liebe, was ihn betrifft, kann ich deinem Wunsch nicht entsprechen.«
»Das ist nicht der Tausch, den ich dir anbot. Kalen muss freigelassen werden!«
Culsu riss an Christines Handgelenk, so dass sie nach vorn stolperte und gegen den stinkenden samtverhüllten Körper der Dämonin fi el. Culsu umfi ng Christines Oberkörper mit beiden Armen. »Denkst du, du könntest einen Tauschhandel mit mir abschließen? Du kleine Närrin!«
Die faulig verrottende Essenz Culsus sickerte in Christines Leib. Sie musste würgen und war wie benommen vor Ekel.
»Kalen«, zischte Culsu, »wird sterben. Sein Leben und das seiner Brüder wird enden, und dann ist die Menschenwelt frei!«
»Frei, frei, frei!«, stimmte Tain ein, der sich vor und zurück wiegte, ohne Mac aus seinem festen Griff zu entlassen.
»Fühl mich, meine Süße!«, raunte Culsu. Sie streichelte Christines Rücken und lächelte, als ihre Gefangene hilfl os aufschrie. »Fühle, wer ich bin! Fühle meine Kraft, die so alt ist wie die Erde, und erbebe!«
Christine war, als würden ihr Millionen kleiner Nadeln in die Haut gestochen, deren heiße Spitzen sich bis in ihre Seele 414
bohrten. Entsetzt hielt sie die Luft an, als sie begriff, was das war: Jeder einzelne Schmerzensstich war die Essenz eines menschlichen Opfers. Von ihnen allen hatte Culsu sich in den Jahrtausenden ihrer Existenz genährt, und nun durchdrangen die Gefühle dieser verdammten Seelen Christines Inneres: Verzweifl ung, Ohnmacht, Zorn, Scham. Die Urängste von Millionen Menschen – zusammengefasst, geformt und verschmolzen zu einem endlosen leeren Elend. Christine könnte zu einer weiteren verängstigten Seele in Culsus perverser Sammlung werden, wenn sie keinen Weg fand, dagegen zu kämpfen. Ihre physische Kraft reichte dazu auf keinen Fall aus, aber vielleicht könnte sie innerlich …
Sie schluckte ihre Panik hinunter und tauchte mit ihren Gedanken in die seelenlose Leere ein, die Culsus Essenz war. Inmitten der Finsternis und des hoffnungslos Bösen fand Christine, wonach sie suchte.
Licht.
Die Lebensmagie von Culsus Opfern war nicht vollständig verloren. Christine stieß auf kleine Lichtpunkte – so schwach, dass sie in der
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