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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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Ohren oben spitz wurden und ihre Magie erwachte. Da wurde ihr klar, was sie war: eine Leannan-Sidhe , eine Liebesmuse.
    Ihre Magie war ihr Fahrschein in die Freiheit gewesen. Sie hatte keine Zeit verschwendet, einen menschlichen Liebhaber zu fi nden, der sie nach Frankreich mitnahm. Als er ihr zu langweilig wurde, suchte sie sich einen anderen. Und noch einen. Sie waren allesamt Künstler. Jeder ließ sich von ihr inspirieren und schuf dank ihrer Meisterwerke, während sie sich an ihrer Lebensenergie nährte. Die Männer waren schnell erschöpft gewesen und einen frühen Tod gestorben. Derweil verlängerte sich Leannas eigene Lebensspanne.
    Aber sie würde nicht ewig andauern. Der Beweis ihrer Sterblichkeit starrte ihr tagtäglich aus dem Spiegel entgegen. Faigh muin . Wie immer, wenn ihre Gefühle sie überwältigten, verfi el sie in die Sprache ihrer Kindheit – dieselbe Sprache, die zu vergessen sie sich so sehr anstrengte. Aber sie war Teil von ihr, viel zu tief in sie eingegraben, als dass Leanna sie je abschütteln könnte – wie ihr menschliches Blut. Sie hielt sich am Rand des Frisiertisches fest und brauchte eine volle Minute, bis ihre Gefühle sich halbwegs beruhigt hatten und sie ihren Zauber heraufbeschwören konnte. Und noch länger dauerte es, bis ihre Angst schwand. Ihr magisch angereichertes Äußeres war selbstverständlich reizend. Sie sah nicht älter als neunzehn aus, wie es ja auch sein sollte. Die Sidhe waren ausgesprochen langlebig, und eine Vollblut-Sidhe war mit gerade einmal zweihundertzweiundsechzig Jahren kaum mehr als eine Heranwachsende. 53
    Leanna wandte sich vom Spiegel ab. Es könnte schlimmer sein. Vor zehn Jahren, als sie gefühlt hatte, wie ihre Magie langsam schwand, war sie in die Highlands zurückgekehrt, um den Pforten von Annwyn näher zu sein, der Quelle aller Sidhe-Macht. Und dort hatte sie Kalen entdeckt. Hätte sie es nicht, sähe sie jetzt womöglich wie … sie schüttelte sich … wie vierzig aus. Zum Glück hatte seine Unsterblichenessenz ihren Verfall aufgehalten.
    Und jetzt würde Kalen ihr noch auf andere Weise helfen, indem er ihr ein Kind zeugte, eines mit einer Unsterblichenseele, denn ein Sidhe-Kind wäre nutzlos. Sie lächelte gedankenversunken. Ein Unsterblichenkind sicherte ihre Zukunft. Sie musste lediglich den Mut aufbringen, eine entsprechend starke Magie zu wirken, damit es gelang. Schwarze Magie. Blutmagie.
    Sie öffnete die mittlere Schublade ihrer Frisierkommode mittels eines Zauberspruchs. Zwischen diversen Kosmetika lag ein Messer mit einer Eisenklinge und in einem samtgepolsterten Kästchen daneben eine Kristallfl asche. Leanna nahm die Flasche, die schon fast drei viertel voll war, zog den Korken heraus und stellte sie auf die Kommode. Dann hob sie das Messer hoch. Das Eisen juckte auf ihrer Haut, denn Sidhe ekelten sich vor dem Metall. Sie prüfte die Klinge.
    Scharf. Aber natürlich war sie scharf! Leanna hatte sie ja selbst gewetzt.
    Ihr wurde übel. Sie hasste es, Blut zu lassen, insbesondere wenn es ihr eigenes war. Aber es musste sein. Entschlossen drückte sie die Messerspitze in ihre Handfl äche, worauf die zarte Haut aufbrach und Blut hervorschoss. Eilig presste sie die Stelle auf den Flaschenhals. Die kostbaren Tropfen liefen 54
    hinein und verschmolzen mit dem Blut darin. Als es vorbei war, drehte sich alles in Leannas Kopf, was sowohl am Anblick ihres Blutes lag als auch an der Erregung bei dem Gedanken, was sie damit vorhatte. Die Aufregung, die sie empfand, wenn sie über ihren Plan nachdachte, wirkte wie eine Droge – wie der Rausch, den Menschen in Vampirclubs erlebten, oder das Verzücken, das Leannas menschliche Liebhaber in den Stunden vor ihrem Tod fühlten. Ihr entging durchaus nicht, wie zynisch ihr Plan anmutete. Vollblut-Sidhe waren reine lebensmagische Wesen, außerstande, Todesmagie zu praktizieren. Leannas menschliches Blut indessen befähigte sie, Finsternis heraufzubeschwören. Und nun würde es dafür sorgen, dass sie ihren rechtmäßigen Platz im Volk ihrer Mutter erlangte.
    Schwindlig presste sie einen Wattebausch auf ihre Wunde. Die Flasche war voll. Es wurde Zeit. Sie neigte das Kristall so weit, dass Blut auf die Marmorfl iese tropfte, tiefrot auf weißem Untergrund. Befl ecktes, unwürdiges Blut. Rubinrotes Licht blitzte auf, und die Todesrune erwachte zum Leben. Sie sprach ein Wort, und das Bild einer Schlange erschien, die sich durch die spitzen Winkel der Sigil wand, bis sich Maul und Schwanz wieder

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