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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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folgte er ihr. Gar nicht gut! Sie kehrte ihm demonstrativ den Rücken zu und eilte hinter den anderen her.
    Das Halbblut führte die Gruppe einen schmalen baumgesäumten Weg entlang. Rechts und links ragten sanfte Hügel auf. Bisher war es trocken geblieben, und zwischen den grauen Wolken lugten sogar hier und da Sterne hervor. Die Gruppe gelangte um eine Kurve, und vor ihnen tauchte ein Dutzend Fackeln auf, die einen Kreis hoher Steine erleuchteten. In der Mitte war ein runder Wall aus kleineren Steinen, auf dem sich 92
    oben, ungefähr in Kopfhöhe, eine Plattform befand, die mit breiten Holzbrettern ausgelegt war.
    Das alte Grabmal, von dem Gilraen ihr bereits erzählt hatte, war wie eine Bühne hergerichtet. Diese Respektlosigkeit weckte auch Christines Zorn. Wo waren die Akteure in dieser Farce? Sie blickte sich auf der Lichtung um, konnte Leanna jedoch nirgends entdecken, ebenso wenig Kalen. Der Oger-Sidhe trat auf den nächstgelegenen Stein zu.
    »Wer ein rotes Ticket hat, geht in den Kreis, wer ein grünes hat, bleibt draußen!«
    Alle gehorchten ihm brav. Sechs von den Grufties – drei Männer und drei Frauen – betraten den Kreis, vier Paare blieben draußen. Der Oger-Sidhe sammelte ihre Karten ein, die in grüne Flammen aufgingen, als er sie berührte. Zu Christines Verdruss besaß ihr dunkelhaariger Verehrer ebenfalls ein grünes Ticket. Er kam lächelnd näher, und sie wich weiter zurück. Jenseits der Bäume hoben Dudelsackklänge an. Die gespenstisch traurige Melodie schwebte über die Lichtung und hob und senkte sich arrhythmisch zu dem fl ackernden Schattenspiel. In den Baumwipfeln schrie eine Eule. Nun wurde die Musik lauter. Zugleich erschienen schimmernde Gestalten am Rande der Lichtung. Es waren sechs Sidhe in weißen Kapuzenumhängen. Waren Kalen und Leanna darunter? Christine konnte es nicht erkennen. Stumm durchschritten die Gestalten die Linie des Steinkreises. Sowie sie innerhalb des Grabmals waren, stellten sie sich im Kreis auf. Grüner Nebel umwaberte den Bühnenwall im Zentrum. Christine bemerkte ihn erst jetzt, weil sie so sehr auf die Sidhe konzentriert gewesen war. Plötzlich erschienen zwei Gestalten, eine große und eine kleinere, in dem grünen 93
    Nebelschleier. Sie mussten durch eine verborgene Luke in der Bühne gekommen sein.
    Unter ihnen hoben die sechs Weißgewandeten ihre Arme und fi ngen an, in einer Sprache zu singen, die Christine nicht kannte. Dabei fi elen ihre Kapuzen nach hinten, und nun sah Christine, dass es sich um drei Männer und drei Frauen handelte, alle blond und spitzohrig. Ihr Gesang schwoll an, während der grüne Nebel sich lichtete und Leanna mit ihrem fl ammend roten Haar enthüllte. Ihr vollkommener Körper wurde von demselben Korsett betont, das Christine schon auf dem Werbeplakat gesehen hatte.
    Neben ihr stand Kalen, der nichts außer einem Kilt trug. Die Arme vor der Brust verschränkt und die Beine leicht ausgestellt, rührte er sich nicht. Göttin! Christine hatte ihn in ihrer Vision gesehen und geglaubt, sie wüsste, was sie erwartete. Aber was sie in ihrer Pendelschale erblickt hatte, war überhaupt kein Vergleich zu diesem Unsterblichenkrieger, den sie hier aus der Nähe erlebte.
    Er war deutlich über zwei Meter groß, dunkel und breitschultrig. Und er strahlte eine Kraft und Gegenwart aus, auf die nur eine Beschreibung zutreffen wollte: atemberaubend. Zumindest hatte Christine Probleme mit dem Atmen. Ihr war, als gäbe es plötzlich keinen Sauerstoff mehr in der Luft. Er war schlicht und ergreifend umwerfend . Vor allem besaß
    er ein Gesicht, von dem jeder Künstler träumte. Beim Anblick der klaren kantigen Linien juckte es Christine in den Fingern, nach einem Stift zu greifen und sie auf Papier festzuhalten. Als Erstes würde sie seine Augen zeichnen, die sündig dunkel und von dichten kohlschwarzen Wimpern umgeben waren. Diese Augen könnte Christine in alle Ewigkeit ansehen. Sein Haar war hinten zu einem Zopf gebunden und von demselben 94
    dunklen Kaffeebraun wie seine Augen. Die strenge Frisur betonte seine hohen Wangenknochen, die gerade Nase und das feste Kinn. Sein Mund dürfte wohl das einzig Weiche in seinem Gesicht sein. Er war so weich und sinnlich, dass Christine sich unweigerlich vorstellte, wie sie die Lippenkonturen mit dem Finger nachmalte und die Winkel mit Küssen bedeckte. Der Mann – nein, falsch, der Halbgott – war durch und durch ein Krieger, rauh und tödlich. Seine Brust sah aus, als wäre sie aus Stein

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