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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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ebenfalls die Tour gebucht hatten. Sie waren in Leder, Latex und Stahl gekleidet, hatten diverse Piercings in den Nasen, Zungen, Ohren, Nabeln und wahrscheinlich auch an einigen anderen Körperstellen, von denen Christine gar nichts wissen wollte. Während sie warteten, gingen unter den Grufties die Whiskyfl aschen und dicke Joints herum, von denen sie sich alle großzügig bedienten. Einer von ihnen hatte einen CD-Player dabei, aus dem Death-Metal-Musik dröhnte, die laut genug war, um Tote zu erwecken. Was, wie Christine hoffte, nicht geschehen würde. Sie war heute Abend schon erfolgreich einem Zombie ausgewichen und konnte darauf verzichten, dass diese Idioten den nächsten anlockten.
    »Hallo, Süße!«, lallte einer der Jungen in ihre Richtung und hielt ihr seine Flasche hin. »Willst’n Schluck?«
    »Nein danke.«
    Eine Kirchenglocke schlug elf, doch nichts passierte. Um zwanzig nach elf fi ngen die Grufties an, ungeduldig zu murmeln, und weitere zwanzig Minuten später fragte Christine 87
    sich, ob sie ihr Geld womöglich zum Fenster hinausgeworfen hatte. Um viertel vor zwölf beschlossen zwei der Mädchen, eine eigene Show zu veranstalten. Sie sprangen auf das Dach ihres Vans, der im Halteverbot stand, umarmten sich und tauschten einen sehr intensiven Zungenkuss. Die jungen Männer unten johlten begeistert. Christine lehnte sich auf der gegenüberliegenden Brückenseite ans Geländer, um so weit weg wie möglich zu sein. Was für ein Pech, dass ausgerechnet diese Tour fast vollständig von einer Gruppe gebucht war! Außer Christine war nur noch ein anderer Tourist da, der sich nicht an der Gruftie-Show beteiligte – ein auffallend gutaussehender Mann mit seidig braunem Haar und samtig dunklen Augen. Kein Piercing und keine Kette. Er hatte eine braune Leinenhose mit Gürtelzug und ein weites elfenbeinfarbenes Hemd an. Und er blickte immer wieder mitfühlend in Christines Richtung.
    Wieder ertönten die Kirchenglocken, um Mitternacht zu schlagen. Der blasse, vampirähnliche Mann, bei dem es sich anscheinend um den Anführer der Grufties handelte, knallte mit der fl achen Hand aufs Brückengeländer. Er hatte so viele Ketten umgehängt, dass selbst Marleys Geist vor Neid erblassen würde.
    »Verfi ckte Sidhe!«, fl uchte er, trank aus der Whiskyfl asche, wobei er einiges danebenschüttete, und wischte sich den Mund mit seinem Lederarmband ab. »Der kannst du nicht weiter trauen, als du furzt! Sieht der dreckigen Nutte ähnlich, dass sie uns hier stehenlässt, und wir können uns selbst einen runterholen!«
    »Ist ja gut, Nigel!« Eine kleine Frau in Latex strich ihm mit der Hand über den Schenkel. »Die kommen noch. Sie kommen immer, das weißt du doch.«
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    »Das glaube ich erst, wenn ich die Scheißschlampe sehe!«
    Der letzte Glockenschlag hallte düster durch die Stadt, und kaum war der Ton verklungen, zerriss ein unmenschlicher Schrei die Luft.
    Eine der Frauen auf dem Van kreischte und fuchtelte mit den Armen. Ein Mann fi ng sie auf, als sie hinunterfi el, und legte sie ziemlich unsanft auf dem Gehweg ab. Das Death-MetalGedröhne verstummte abrupt, und alles wurde unheimlich still.
    Christine hämmerte das Herz in der Brust. Dann folgte noch ein wildes Kreischen, das entfernt einem Wiehern ähnelte, und im nächsten Moment erschien ein Pferdewagen am Ende der Brücke. Das Pferd kam auf die Wartenden zugaloppiert, so dass die Gruppe, die mitten auf der Straße gestanden hatte, sich eilig ans Geländer drückte.
    Der Holzwagen rumpelte über die schmale Brücke, und Funken stoben von den eisenbelegten Rädern auf. In der Mitte der Brücke quietschte das Gefährt beängstigend, als das Pferd abrupt stehenblieb. Der Kutscher war der Oger-Sidhe, der Christine die Karte verkauft hatte.
    »Endlich!«, murmelte Nigel, leerte seine Whiskyfl asche und schleuderte sie über das Geländer in den Fluss. Der Fahrer hatte sein Fußballtrikot ausgezogen und hockte trotz der kühlen Nachtluft mit freiem Oberkörper auf dem Kutschbock, so dass alle seinen sehr muskulösen Rumpf bewundern konnten. Ein Muster aus verschlungenen spiegelverkehrten Runentätowierungen bedeckte seine Schultern und seine Brust. Die Bleiarmbänder trug er immer noch, und seine kräftigen Hüften und Schenkel waren in enges schwarzes Leder gehüllt. Außer ihm war niemand auf dem Wagen. Seine beachtliche 89
    Stärke konzentrierte er voll und ganz darauf, das riesige Pferd zu halten, das sich gegen sein viel zu fein wirkendes Zaumzeug stemmte.

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