Immortal. Dunkle Leidenschaft
Lüftungsschächte in den Wänden versehen waren.
Jeder Winkel, jeder Spalt, der nach draußen führte, wies einen Schutz auf, mehrere Schutzschichten, um genau zu sein, da die Zauber mehrfach erneuert worden waren. Sie sollten Wesen draußen halten, die der schwarzen Magie angehörten. Vampire, Dämonen, Ifriten und sonstige Unholde müssten schon außergewöhnlich mächtig sein, wollten sie in dieses Haus eindringen.
Adrian ging wieder zur Haustür zurück und bedeutete Amber, dass sie ruhig hereinkommen könnte. »Dein Haus wird seit Generationen geschützt.«
Sie schloss die Tür, zog sich ihre Jacke aus und hängte sie an einen der Garderobenhaken. Die Kiste mit ihrer Hexenausstattung behielt sie unterm Arm. »Seit fünf. Mein Ururgroßvater hat es gebaut.«
»Waren seither alle in deiner Familie Zauberer und Hexen?«
»Alle.«
»Eine Erbhexe also. Ich bin beeindruckt.«
»Du weißt eine Menge über Hexen.«
»Ich weiß eine Menge über alles«, korrigierte er sie, nahm seinen Ledermantel von den Schultern und beäugte stirnrunzelnd den Riss, bevor er den Mantel an einen Haken neben ihrer Jacke hängte und Amber in die Küche folgte.
Obwohl Amber sagte, sie würde Kaffee verabscheuen, gab es hier eine Kaffeemaschine, die bald schon munter vor sich hin gurgelte. Parallel setzte sie einen Wasserkessel auf und füllte lose Teeblätter in ein Teesieb.
Sie bewegte sich mit einer verhaltenen Anmut und Geschmeidigkeit, die erst jetzt richtig zur Geltung kamen, da sie nur noch Jeans und ein kurzärmeliges T-Shirt trug. Wie Adrian feststellte, hatte sie außer dem Schmetterlings- auch noch ein keltisches Tattoo, das sich wie ein Flechtmuster um ihren Oberarm zog.
Ihm fiel auf, dass ihre Schultern verspannt waren, was gewiss mit dem Mord an ihrer Schwester zusammenhing. Unwillkürlich dachte er, dass er sie gern vor der Tragödie kennengelernt hatte, als sie häufiger lächelte und diese Küche von ihrem Lachen erfüllt war. Dass dem so war, wusste er, weil er es immer noch fühlte – ebenso wie ihr Entsetzen und ihren Schmerz. Er stellte sich vor, wie sie sich hier allein eine Tasse Tee gemacht hatte, nachdem sie von dem Mord erfahren hatte, und vergeblich versuchte, sich zu beruhigen.
Die Kaffeemaschine verstummte, und Amber schenkte ihm eine Tasse herrlich duftenden Kaffees ein. Dann pfiff der altmodische Kessel, Amber goss Tee auf und stellte die Kanne nebst einer weiteren Tasse auf den Tisch.
»Zucker?«, fragte sie. »Sahne habe ich nicht da, nur Milch.«
Adrian hielt seine Hand über die dampfende Tasse. »Ich trinke ihn schwarz.«
»Gut«, sagte sie, als hätte er eine Art Test bestanden. Dann sank sie auf den Stuhl ihm gegenüber und sah ihn an. Ein paar feuchte dunkle Locken hingen ihr in die Stirn. »Bist du ein Zauberer, ein besonders langlebiger vielleicht, weshalb sie dich Unsterblicher nennen?«
»Nein, ich bin kein Zauberer.«
»Was dann?« Sie suchte sein Gesicht buchstäblich mit den Augen ab. »Ein Vampir jedenfalls nicht, denn in diesem Fall könnte ich dich nicht ansehen, ohne zu deiner unterwürfigen Dienerin zu mutieren.«
»Nein, auch kein Vampir«, stimmte er zu. »Ich bin allerdings ein Nachtwesen – und auch ein Tagwesen.«
»Tausend Dank, das macht doch vieles klarer«, sagte sie trocken.
Er drehte seinen Kaffeebecher auf dem Bastset vor sich. » Unsterblicher bedeutet, dass ich schon eine ganze Zeit auf der Welt bin. Ich wurde am Nil geboren, während der Epoche, die Archäologen als vierte Dynastie ausgeben. Damals baute Khufu gerade die Große Pyramide von Giseh. Isis und Hathor zogen mich auf und brachten mir bei, die Kräfte der schwarzen Magie zu bekämpfen. Ich kann noch tagelang spüren, wenn eine Kreatur der schwarzen Magie sich irgendwo aufgehalten hat, genauso wie ich fühle, wo Menschen oder Wesen der weißen Magie sich mit schwarzer einließen. Zum Beispiel weiß ich, dass eine Werwölfin auf deiner hinteren Veranda ist.« Er hob den Becher an seine Lippen und nippte an dem Kaffee.
Amber zeigte sich kein bisschen überrascht. »Das ist Sabina. Sie ist meine Freundin und sieht ab und zu nach mir.«
Wie auf Kommando tauchte nun eine junge Frau mit dichtem blondem Haar hinter der Glastür auf, die Hände zu Trichtern geformt, um besser hineinsehen zu können. Sie winkte, als Amber zu ihr sah, worauf diese aufstand und sie hereinließ.
Obwohl Sabina nicht älter als Amber schien, spürte Adrian, dass sie deutlich älter sein musste. Bei Werwölfen war das Alter
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