Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
während er ihre Schürfwunden pflegte. Wie klein ihre Hand in seinen wirkte.
Ihr waren die Schrammen wirklich erst wieder in den Sinn gekommen, als sie sich sein Blut von den Händen gewaschen hatte. Die Stellen hatten beim Kontakt mit dem Wasser gebrannt und dann zu pochen angefangen.
Roland legte den Waschlappen weg, griff nach der Wundsalbe und kämpfte mit dem Tubendeckel. Die Anstrengung war ihm anzusehen.
Es muss ihm höllische Schmerzen bereiten, die Hand so zu bewegen. Für sie grenzte es schon an ein Wunder, dass er überhaupt dazu in der Lage war. Bei einem Loch von dieser Größe mussten doch auch Sehnen und Nerven verletzt worden sein.
Sie wollte nach der Tube greifen. »Lassen Sie mich doch … «
Warnend sah er sie an.
Daraufhin zog sie ihre Hand eilig wieder zurück. »Schon gut.«
Nachdem er es endlich geschafft hatte, drückte er einen großzügigen Klecks der durchsichtigen Salbe heraus und verteilte ihn so sanft auf ihrer Handfläche, dass sich ihr Puls beschleunigte.
Und als hätte er gespürt, dass ihr Herz auf einmal schneller schlug, sah er ihr tief in die Augen.
Sarah wollte seinem Blick ausweichen, aber irgendetwas hielt sie in Bann.
Warum reagierte sie so stark auf ihn?
Mit langsamen, kreisenden Bewegungen verstrich er die Creme. »Tue ich Ihnen weh?«, fragte er mit einer Stimme, die sie an geschmolzene Schokolade erinnerte und ebenso verführerisch war.
Sarah bekam keinen Ton heraus, schüttelte nur stumm den Kopf.
Statt des Brennens verspürte sie nun ein angenehmes Kribbeln in der Handfläche.
Vorsichtig legte Roland eine sterile Wundkompresse auf die Abschürfungen und verband sie dann.
Anschließend verarztete er ihre zweite Hand ebenso vorsichtig. Als er fertig war, hielt er ihre beiden Hände in seiner.
»Nun passen wir zusammen«, sagte sie neckisch.
Mit strahlenden Augen wies er sie darauf hin, dass eine Hand von ihr kaum seinen Handteller ausfüllte. »Nicht ganz.«
Sie lächelte.
»Sarah, ich muss Sie jetzt unbedingt etwas fragen.«
Sofort wurde sie wieder ernst und beugte sich zu ihm hin. »Was denn?«
Er rutschte noch ein klitzekleines bisschen näher, durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick. »Riecht es hier wirklich nach Pizza? Ich bin nämlich total ausgehungert.«
Seine Mundwinkel zuckten.
Sarah musste lachen. »Ja, das ist Pizza.« Sie sah auf der Digitalanzeige des DVD -Players nach der Uhrzeit. »Und die sollte jetzt gut sein.«
Als sie aufstand, lächelte er ihr zu, eine seiner rabenschwarzen Haarsträhnen fiel ihm dabei in die lädierte Stirn und verlieh ihm jungenhaften Charme.
»Ich habe gehofft, dass Sie aufwachen würden«, sagte sie und begab sich in die Küche, »und mir überlegt, was Sie wohl ohne Besteck essen könnten. Ich dachte, wenn ich mit dem Löffel ankäme und Sie füttern wollte, würden Sie mir was husten.«
»Stimmt, das hätte ich. Pizza ist perfekt. Danke.«
Sie schnappte sich einen Topflappen und hoffte, er würde seine Meinung nicht ändern, wenn er ihr Werk erst zu Gesicht bekäme. Hitze schlug ihr entgegen, als sie die Ofentür öffnete. Sie zog das Blech heraus und stellte es zum Abkühlen auf den Herd. Aus unerfindlichen Gründen gingen die meisten Amerikaner davon aus, ein Essen ohne chemische Zusätze würde nicht schmecken. Sie rümpften die Nase, ohne es überhaupt jemals probiert zu haben.
Falls Roland auch zu dieser Sorte gehörte, hatte er Pech gehabt. Dann musste er eben hungrig bleiben.
Mit einem Seufzen schloss sie die Ofentür. Das war doch Blödsinn. Natürlich würde sie ihn nicht verhungern lassen, sondern ihm etwas anderes machen und sich insgeheim ärgern.
»Möchten Sie Wasser oder Tee zum Essen?«
»Einen Tee bitte.«
Sarah lächelte. Roland hatte in den wenigen Stunden, die sie sich kannten, häufiger Bitte und Danke gesagt, als ihr Exfreund Tom im gesamten letzten Jahr.
Sie stellte zwei Gläser und einen Krug mit Eistee auf den Tisch, dann ging sie noch einmal Teller, Servietten und das Essen holen.
Roland starrte auf die Pizza, während Sarah sie in Stücke schnitt. »Das ist Bio-Pizza.«
Und los geht’s . »Ich weiß, aber probieren Sie bitte trotzdem … «
»Das muss ich nicht erst«, unterbrach er sie. »Ich weiß, wie lecker sie schmeckt. Ich esse sie dauernd.«
Sprachlos vor Staunen sah sie zu, wie er sich ein Stück mit Gemüse und Ziegenkäse in den Mund stopfte und es beinahe ohne zu kauen hinunterschlang.
Verdammt! Dieser Mann ist einfach perfekt! Er sah gut aus, war
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