Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
angefangen, nach mir zu suchen. Aber du solltest auch bedenken, dass es damals noch nicht sehr viele von uns gegeben hat. Wenn Seth also in eine Gegend kam, in der es Probleme mit Vampiren gab, musste er sich zunächst um diese Angelegenheit kümmern, bevor er seine Suche fortsetzen konnte.«
»Oh.« Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. »Ich finde es schrecklich, wie sehr du leiden musstest. Das ist so ungerecht.«
Roland gab ihr einen Kuss auf den Scheitel und rollte mit ihr auf die Seite. Er fühlte sich … eigenartig. Irgendwie erleichtert. Als ob ihm dadurch, dass er Wut und Schmerz mit Sarah geteilt hatte, eine riesige Last von den Schultern genommen worden wäre.
War es etwa ein Gefühl der Zufriedenheit, das er in diesem Moment verspürte, als er seine Beine zwischen ihre schob. Es war schon so lange her, dass er sich kaum mehr daran erinnerte, wie sich dieser Zustand anfühlte.
Er hatte seinen inneren Frieden gefunden und stellte fest, dass er nun endlich an seine Kinder denken konnte, ohne dass die Erinnerung an sie vom Verrat seiner Frau und seines Bruders überschattet wurde.
»Über ein Jahrzehnt habe ich nach der ganzen Sache meine Besitztümer verwaltet, doch dann fiel den ersten Leuten auf, dass ich nicht alterte.« Er schmunzelte. »Emma ist zu einer schönen jungen Frau herangereift, gutherzig und großzügig. Und Thomas hatte beinahe meine Körpergröße und sah dermaßen gut aus, dass sich die Mädels regelrecht um ihn gerissen haben. Außerdem waren beide überdurchschnittlich intelligent. Ich hätte stolzer nicht sein können. Mein Sohn wurde schließlich ein mächtiger Ritter, der sich seine Sporen schon früh verdient hatte«, prahlte Roland weiter. »Er besaß so viel Ehrgefühl, genau wie sein Großvater.«
»Nein«, widersprach Sarah leise. »Genau wie du.«
Er hob den Kopf und sah, dass sie lächelte.
Sanft strich sie mit den Fingern über sein Kinn, was etwas kitzelte. »Gut aussehend, klug und ehrenhaft? Das hört sich doch ganz nach Papas Ebenbild an.«
Roland hatte einen Kloß im Hals, und zu seinem Entsetzen schossen ihm auch noch die Tränen in die Augen. Beschämt vergrub er das Gesicht in ihrem Haar.
»Hast du deinen Kindern die Wahrheit über dich erzählt?«, fragte sie und streichelte ihm über den Rücken.
Er musste kräftig schlucken, bevor er ihr antworten konnte. »Nein, aber ich bin so lange wie möglich geblieben. Zumindest lange genug, um Emmas Hochzeit mit einem Earl mitzuerleben, der sie wirklich angebetet hat. Und lange genug, um sicherzustellen, dass Thomas reif genug war, in meine Fußstapfen zu treten und den Titel zu übernehmen. Danach habe ich mich von allen verabschiedet, bin abgereist und habe einige Zeit später einen Unsterblichen gebeten, die Nachricht von meinem Tod zu überbringen.«
Sarah drückte ihm einen Kuss auf den Hals. »Hast du sie jemals wiedergesehen?«
»Aus der Ferne, ja. Ich habe über sie gewacht, bis sie gestorben sind, dann über meine Enkel, und, nachdem diese ebenfalls tot waren, auch über deren Kinder.«
»Manchmal muss es schwer sein, unsterblich zu sein.«
»Ja, manchmal schon. Ich bin nicht der einzige Wächter, der sich zurückgezogen hat. Sich an Menschen zu binden und sie dann altern und sterben zu sehen, und das über Generationen hinweg, kann im Laufe der Jahrhunderte einfach unerträglich werden.«
Mit Sarah würde es ihm nicht anders ergehen. Wenn sie bereits alt wäre, mit schlohweißem Haar und den entsprechenden Knitterfältchen, würde er immer noch genauso aussehen wie in diesem Moment, denn die Zeit konnte ihm nichts anhaben.
Er versuchte diesen unangenehmen Gedanken schnell wieder zu verdrängen, wollte sich sein kleines Glück nicht schon zu Beginn kaputtmachen.
»Ich frage wirklich nicht gern«, riss Sarah ihn aus seinen Gedanken, »aber du hattest vorhin von zwei Frauen gesprochen, die versucht hätten, dich umzubringen. Wer war die zweite?«
»Meine Verlobte.«
Sie murmelte irgendetwas vor sich hin, das er nicht verstehen konnte. »Hieß sie zufällig Mary?«
Seine Miene verfinsterte sich. »Ja. Was weißt du über sie?«
»Nur das, was du zu Marcus gesagt hast, als er dich davon abbringen wollte, mich zu heilen.«
Oh. »Nun, die Geschichte ist schnell erzählt. Im siebzehnten Jahrhundert hatte ich mich Hals über Kopf in sie verliebt und sie gebeten, meine Frau zu werden. Als sie Ja sagte, habe ich ihr offenbart, was ich bin, woraufhin sie vollkommen durchgedreht ist.
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