Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
Weiteres auf.«
»Ah, ja«, Chris schlug den Ordner auf, »ich habe versucht herauszufinden, wer dieser Typ überhaupt ist. Ihr habt ja gesagt, dass er wie dreißig aussehe und noch so klar im Kopf sei, dass er eine kleine Armee befehligen könne. Folglich muss er innerhalb der letzten zehn Jahre verwandelt worden sein. Leider lässt sich jeder, der mit Erst- oder Zweitnamen Bastien oder Sebastien heißt und der in den letzten fünfzig Jahren in England geboren worden ist, ausschließen. Also habe ich daraufhin die Suche auf Schottland, Irland und Wales erweitert, bin aber auch nicht fündig geworden. Das heißt, der Kerl hat den Namen nur angenommen. Es wird sehr schwierig werden, ihn ausfindig zu machen.«
In der Regel war es kein Problem, Vampire aufzustöbern, denn sie behielten ihre Geburtsnamen für gewöhnlich bei. Natürlich benannten sie sich im Laufe der Zeit ein- oder zweimal um, damit niemand Verdacht schöpfte, aber spätestens wenn sie dem Wahnsinn anheimfielen, griffen sie wieder auf ihren Geburtsnamen zurück, da es in diesem Stadium ihre geistigen Kapazitäten überstieg, sich mit Pseudonymen herumzuschlagen.
Roland wirkte verärgert. »Sie haben also gar nichts herausgefunden?«
»Das nun auch wieder nicht«, antwortete Chris, der sich nicht davon beeindrucken zu lassen schien, dass die beiden Unsterblichen immer ungehaltener wurden. »Ähnlich wie Sie auch nutzen Vampire häufig Namen aus der eigenen Familie als Decknamen. Ich habe mal unsere Experten für Ahnenforschung auf die Angelegenheit angesetzt, und die sind hierauf gestoßen.«
Chris blätterte die Papiere durch, zog drei Seiten hervor und schob sie Roland über den Tisch zu.
Sarah, Roland und Marcus beugten sich interessiert darüber.
Die Seiten sahen so aus, als wären sie aus dem Internet ausgedruckt worden. Auf einer von ihnen stand etwas über das House of Lords , eine andere enthielt die Passagierliste eines Schiffes. Und auf dem dritten Ausdruck war die Schrift dermaßen klein, dass Sarah sie nicht lesen konnte. Was auffiel, war jedoch eine alte Karikatur am oberen Rand des Blatts, die einen Mann darstellte, der Bastien sehr ähnelte.
»Das ist der einzige Sebastien, mit dem wir Sie in Verbindung bringen konnten«, erklärte Chris und deutete auf die Zeichnung. »Sebastien Newcombe, Earl of Marston, geboren 1783.« Derselbe Bastien konnte es jedoch schlecht sein, da Vampire kaum ein Jahrhundert alt wurden. »Sie und Marston haben beide Anfang des 19. Jahrhunderts in London gelebt. 1815 ist der Earl dann unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Seinen Leichnam hat man nie gefunden, so etwas ist immer ein Warnsignal.«
»Das kann unmöglich ein und dieselbe Person sein. Vampire werden nicht zweihundert Jahre alt.«
»Das stimmt. Trotzdem frage ich mich, ob es vielleicht sein kann, dass Sie Marston damals umgebracht haben und dieser Rachefeldzug gegen Sie nun von Generation zu Generation bis zum heutigen Bastien weitergegeben worden ist. Einige wichtige Dokumente der Familie wurden bei einer Überschwemmung vernichtet, die Genealogie der Marstons für das 20. Jahrhundert weist also große Lücken auf.«
»Marston war also ein Vampir, den ich gejagt habe?«
»Entweder das oder aber ein Mensch.«
Roland bekam einen frostigen Tonfall. »Unsterbliche töten beim Trinken keine Unschuldigen.«
»Das weiß ich sehr wohl«, entgegnete Chris ruhig. »Aber Sie töten Lakaien, und die pflanzen sich durchaus fort.«
Marcus runzelte die Stirn. »Sie gehen also davon aus, dass Marston ein Lakai war und Bastien nun sein Nachfahre ist?«
Chris zuckte mit den Schultern. »Marston wäre nicht der erste Adlige, der in schlechte Gesellschaft geraten ist. Und Bastien wäre auch nicht der erste Mensch, der zunächst rekrutiert und später von einem Familienmitglied verwandelt wurde. Das Virus hat sich schon durch so manchen Stammbaum fortgesetzt. Erinnern Sie sich noch an den Vampir in Virginia, der vor ein paar Jahren seine beiden Enkel verwandelt hat?«
Sarah kaute auf ihrer Unterlippe herum, während Roland noch einmal die Karikatur zur Hand nahm und sie eingehend studierte.
»Ich weiß nicht«, sagte er gedehnt. »Ich kann mich nicht daran erinnern, ihm in London begegnet zu sein.« Er reichte die Zeichnung an Marcus weiter. »Du etwa?«
»Nein, und normalerweise kann ich mich an die Lakaien besser erinnern, weil wir hinterher immer noch ihre Leichen wegschaffen müssen.«
Unsicher, ob ihre Meinung erwünscht war, hob Sarah
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