Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Vampire sind«, entgegnete Seth. »Sie sind fast genauso misstrauisch wie der da.« Er deutete mit dem Daumen auf Roland, der sich an seiner mit Bartstoppeln bedeckten Wange kratzte. »Wenn der Vampir etwas von Montroses neuem Freund ahnte, dann hat er möglicherweise sein Haus beobachtet und den Mann verfolgt, als er das Betäubungsmittel bei ihm abgeliefert hat.«
»Wir würden auf jeden Fall Zeit sparen, wenn der Vampirkönig weiß, wo wir ihn finden können«, bestätigte Ami. »Falls es sich tatsächlich um eine inoffizielle Sondereinheit handelt, hat möglicherweise sogar Chris mit all seinen Kontakten Schwierigkeiten, etwas herauszufinden.«
Seth stimmte ihr zu. »Im Moment sind wir auf jede Spur angewiesen, die wir haben. Wenn Ami uns erst mal zum König geführt hat –«
Roland machte ein böses Gesicht. »Du weißt, wo sich der Vampirkönig aufhält?«
»N-nein«, sagte Ami langsam, da sie ahnte, was als Nächstes kommen würde, und nicht wusste, wie sie reagieren sollte. »Nicht wirklich.«
»Ami …« Sarah sah plötzlich ganz aufgeregt aus und beugte sich gespannt vor. »Bist du etwa eine Begabte ?«
Sollte sie es ihnen sagen? Ami warf Seth einen fragenden Blick zu.
Seth hielt es für sicherer, wenn möglichst wenige Leute über sie Bescheid wussten. Das galt sowohl für den Ursprung der Begabten als auch für ihre Herkunft vom Planeten Lasara.
Es Chris zu sagen, war unvermeidlich gewesen. Eine Notwendigkeit.
Es Roland und Sarah zu sagen, war … nicht unbedingt nötig.
Andererseits waren Marcus und Roland füreinander so etwas wie Brüder. Ami fand es nicht fair, Marcus darum zu bitten, ihr Geheimnis für sich zu behalten, wenn man bedachte, wie viel die beiden zusammen durchgemacht hatten. Außerdem würde sie sich gern enger mit Sarah anfreunden, deren ausgesprochen weibliche Erscheinung eine willkommene Abwechslung in diesem Meer aus Testosteron war. Ami mochte sie sehr.
»Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten«, erwiderte Seth ausweichend. Vielleicht war er sich auch unsicher. Oder er hatte Amis Gedanken gelesen und wollte sich nicht einmischen.
Roland verzog das Gesicht zu einer für ihn typischen, mürrischen Grimasse. »Wie schwierig kann das sein? Ein einfaches Ja oder Nein reicht vollkommen aus.«
»Roland«, sagte Marcus und lenkte damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. »Nicht jetzt.«
Zu Amis Überraschung nickte Roland nachdenklich. »Wie du meinst.«
Seth warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist schon halb eins. Wir müssen zu David, damit ihr die Schutzanzüge anlegen könnt.«
»Oh nein, muss das sein …«, murrte Marcus. »Diese Anzüge scheuern wie verrückt. Ich trage einfach die normale Sonnenschutzkleidung.«
»Ich auch«, schloss sich Roland ihm an.
»Das wird nicht reichen«, widersprach Seth.
»Damit können wir immerhin achtundneunzig Prozent der UVA- und UVB-Strahlung abhalten. Da wir beide mehrere Jahrhunderte alt sind, wird das ausreichen«, beharrte Marcus.
Seth schüttelte den Kopf. »Es ist mitten am Tag, und wir wissen nicht, wie viel Zeit wir in der Sonne verbringen müssen, während Ami der Energiespur folgt. Entweder ihr tragt die Anzüge, oder ich ersetze euch durch die d’Alençons, die stellen sich nicht so an.«
Erleichtert atmete Ami auf. North Carolina bestand etwa zu gleichen Teilen aus offenem, baumlosem Gelände und Waldgebieten. Sie wollte nicht mit ansehen müssen, wie Marcus Brandblasen bekam, weil sie ungeschütztes Gelände überqueren mussten, um Zeit zu sparen. Die seltsam aussehenden Gummianzüge würden die Unsterblichen vollständig schützen, sodass sie immer noch in Bestform waren, wenn sie das Versteck des Vampirkönigs erreichten.
Dennoch murrten die beiden Männer immer noch laut, als sie sich erhoben. Sie formten einen Kreis, damit Seth sie alle gleichzeitig teleportieren konnte.
Sarah sah zu Ami und verdrehte die Augen.
Ami grinste zurück. Ja, sie hoffte wirklich, dass Sarah und sie gute Freundinnen werden würden.
»Also gut«, sagte Seth und legte eine Hand auf Amis Schulter. »Es geht los.«
Marcus musste sich eingestehen, dass er froh darüber war, dass Seth auf die verdammten Anzüge bestanden hatte.
Den ersten Teil der Strecke legten sie mit einem Transporter zurück. Seth fuhr den Wagen, da ihm die Sonne, die durch die Windschutzscheibe hereinfiel, nichts ausmachte. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Ami und lauschte auf die Energiesignale des Vampirkönigs oder spürte ihn mit ihren Sinnen auf
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