Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
(wie das genau funktionierte, war Marcus rätselhaft) und gab Seth Anweisungen.
Nach Westen. Jetzt nach Nordwesten. Wieder nach Westen.
Marcus saß die ganze lange Fahrt über direkt hinter ihr. Seine behandschuhte Hand lag auf ihrer Schulter; zum einen, um sie zu unterstützen, aber auch, weil ihn der Körperkontakt zu ihr beruhigte, während Rolands Augen Löcher in ihn zu bohren schienen.
Als die Straße abrupt endete, stiegen sie aus dem Transporter und trabten hinter Amis zierlicher Gestalt her in den Wald, in dem es nur so von sonnendurchfluteten Lichtungen zu wimmeln schien.
Musste Seth denn jedes Mal recht behalten? Auf die Dauer war das wirklich ermüdend.
So geht es allen, wenn sie feststellen, dass ich immer recht habe, kommentierte Seth trocken.
Marcus zeigte ihm mental den Stinkefinger.
Warme Sonnenstrahlen fielen auf die Gummimaske, die sein Gesicht schützte, als Ami sie über eine weitere Lichtung führte. Wie eine Skimaske bedeckte sie sein Haar, sein Gesicht und seinen Hals … alles außer seinen Augen, die von einer großen Sonnenbrille geschützt wurden. Auch wenn kleine Löcher im Material es ihm erlaubten, durch Mund und Nase zu atmen, hatte Marcus das Gefühl, fast zu ersticken und in seinem eigenen Schweiß zu ertrinken. Dafür, dass es Winter war, war es ungewöhnlich warm.
Aber das war ja klar gewesen. Hauptsache, der Anzug war so unbequem wie irgend möglich. Am liebsten hätte er wie ein kleines Kind ein Dutzend Mal gefragt: Sind wir endlich da?
Aber wie immer war das alles besser zu ertragen, wenn Ami an seiner Seite war. Neben ihr zu gehen und ihre Hand zu halten, bewirkte, dass er sich sofort besser fühlte. Er wünschte nur, dass er den Handschuh hätte ausziehen können, um ihre weiche, kühle Hand in der seinen zu spüren.
Endlich tauchten sie wieder in die wohltuenden Schatten zwischen den Bäumen ein. Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung ging durch die Gruppe.
Ami blieb stehen und schloss die Augen. Ihr Griff um Marcus’ Hand wurde fester. »Wir sind bald da«, flüsterte sie.
»Von jetzt an kein Wort mehr«, brummte Seth leise und schob sich neben Ami.
Aus dem Augenwinkel sah Marcus, wie Roland Sarahs Hand nahm und sie an seine Lippen führte, um sie trotz des schweren Materials, das sie von direktem Hautkontakt abhielt, zu küssen.
Ami ging voran, Marcus und Seth folgten ihr dichtauf, während Roland und Sarah den Abschluss bildeten.
Eine halbe Stunde später hob Ami die Hand und bedeutete ihnen, stehen zu bleiben. Sie zog die Glock und deutete mit dem Lauf der Pistole Richtung Nordwest, um Ihnen die Position des Feinds anzuzeigen.
Hinter den Bäumen , hörte er ihre Stimme in seinem Kopf.
Plötzliches Verlangen durchzuckte Marcus und konzentrierte sich in seiner Leistengegend. Sie hatte noch nie zuvor telepathisch zu ihm gesprochen, und das Gefühl ihrer Stimme in seinem Kopf, ihr warmes Timbre, das seine Neuronen umschmeichelte, löste in ihm den Wunsch aus, ihr die Klamotten herunterzureißen und sie hier und jetzt zu nehmen.
Konzentrier dich, ermahnte ihn Seth.
Genauso gut hätte er einen Eimer mit Eiswasser über Marcus ausschütten können.
Richtig. Konzentrier dich. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Aber später würde er sie fragen, ob sie telepathisch mit ihm sprechen würde, während sie sich liebten. Immer und immer wieder.
In Marschordnung antreten , ordnete Seth lautlos an und nahm die Position an der Spitze ein.
Als Ami hinter Seth glitt, während sich Marcus hinter sie schob, wurde ihm klar, dass Ami sie klugerweise so durch den Wald geführt hatte, dass sie sich dem Unterschlupf in Windrichtung näherten. Falls ein paar von den Vampiren wach waren (was zu dieser Stunde sehr unwahrscheinlich war), würden sie ihr Kommen nicht bemerken.
Sarah nahm die Position hinter Marcus ein, und Roland bildete den Abschluss. Ohne ein Geräusch zu verursachen, zogen sie ihre Waffen und schlichen weiter. Dank ihrer lasarischen Abstammung bewegte sich auch Ami vollkommen geräuschlos.
In Linie antreten , befahl Seth.
Marcus glitt an Amis Seite, als sie auf die Lichtung trat, wobei er darauf achtete, sich im Schatten der Bäume zu halten.
Schweigend inspizierten sie ihre Umgebung. Über ihnen strahlte eine goldene Sonne am wolkenlosen, blauen Himmel. Das einstöckige Holzhaus, das geduckt mitten auf der leicht nach unten abfallenden Wiese stand, hatte eindeutig schon bessere Tage gesehen. Da es nicht sehr groß war, ging Marcus davon aus,
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