Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Dunkelheit.
Marcus’ plötzliche Angst um Ami verdrängte den Gedanken an die gruseligen Geistergestalten. Sie konnte nicht gegen jemanden kämpfen, den sie nicht sehen konnte. Als sie beim letzten Mal in völliger Dunkelheit hatte kämpfen müssen, war sie hinterher mit unzähligen Wunden übersät gewesen und hatte ein Messer im Rücken gehabt.
Seth zog etwas aus der Innentasche seines Mantels und legte es in Amis Hand.
Eine Nachtsichtbrille. Sie würde zwar nicht weit sehen können, aber immerhin konnte sie erkennen, was direkt vor ihr war.
Als Ami die Brille aufgesetzt hatte, legte sie den Kopf in den Nacken und lächelte Marcus an. Und, was denkst du: Sehe ich jetzt wie ein echter Alien aus?
Er lächelte. Wie ein extrem attraktiver Alien.
Sie erwiderte sein Lächeln. Und du siehst so grün auch wirklich scharf aus.
Fast hätte er laut aufgelacht.
Ich bin mir sicher, dass der Vampirkönig eure vereinte Schönheit zu schätzen weiß, knurrte Seth. A llerdings müssen wir ihn erst mal finden.
Ami entschuldigte sich.
Ungerührt inspizierte Marcus ihre Umgebung.
Der Keller war vollgestopft mit Kartons in verschiedenen Größen, die den üblichen Kram enthielten, den Leute normalerweise in ihren Kellern einlagerten. In zwei Wände waren große Löcher geschlagen worden, und dahinter erstreckten sich Erdtunnel, die mit nicht besonders stabil wirkenden Stützpfeilern verstärkt worden waren.
Ami deutete auf einen der Tunnel. Dort drüben. Er ist dort drüben.
Eins seiner Langschwerter ziehend, übernahm Seth die Führung, und Ami heftete sich an seine Fersen. Marcus zog seine beiden Kurzschwerter und folgte ihnen in den dunklen, feuchten Tunnel. Auf beiden Seiten des Gangs erstreckten sich Höhlen, die aussahen, als gehörten sie zu einem gigantischen Murmeltierbau. In den Höhlen waren unzählige Vampire zu sehen, die in Gruppen zusammengerottet dalagen und wie Tote schliefen.
Seth ging so lange weiter, bis Ami ihn am Rücken berührte.
Da. Sie deutete auf eine der Erdhöhlen.
Marcus traute seinen Augen nicht.
In der Mitte des Raums stand ein schweres, extragroßes Himmelbett, eine himmelschreiende, goldfarbene Geschmacklosigkeit, die Étienne als typisch neureich beschreiben würde. Jemand hatte Decke und Wände der Höhle mit rotem Samt und goldenem Seidenstoff ausstaffiert, sodass das Material plumpe Vorhänge bildete. Allerdings war der Stoff nicht nur voller Wasserflecken, sondern auch dreck- und blutverkrustet. In der Ecke stand außerdem ein richtiger Thron, er war ebenso schwer und geschmacklos wie das Bett. Ansonsten gab es keine Möbel. Am Fuß des Throns lag der blutbeschmierte, misshandelte Leichnam einer jungen Frau. Sie war noch nicht lange tot.
Marcus richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Bett.
Der Mann in der Mitte ist der König, sagte Ami.
Eine magere Gestalt in einem schwarzen Mantel lag dort auf dem Bauch. Er war in ein rotes Satinlaken gewickelt, das genauso dreckig war wie alles andere in der Höhle. Marcus erkannte den Vampir wieder, der das Gewehr mit den Betäubungspfeilen in der Hand gehabt hatte. Am Fußende des Bettes schliefen wie Schoßhündchen zusammengerollt drei Vampire. Mehr als ein Dutzend weiterer Blutsauger schlief auf dem Boden. Sie bildeten einen Kreis um ihren König und hielten derbe Waffen in den Händen.
Wenn einer von ihnen aufwachte und Alarm schlug, würden die Vampire im Zimmer sie sofort angreifen, während ihre Kumpane den Tunnel hinunterrennen würden, um ihnen zu Hilfe zu kommen.
Neuer Plan , sagte Seth und berührte sie an den Schultern.
Im nächsten Moment standen sie neben Sarah und Roland auf der Vorderveranda.
Das plötzliche nachmittägliche Sonnenlicht im Freien ließ Ami zwinkern, und sie setzte die Nachtsichtbrille ab.
Geht zurück zum Waldrand und haltet euch bereit, den Vampirkönig zu knebeln und zu fesseln, kommandierte Seth und verschwand.
Marcus steckte seine Schwerter zurück in die Scheiden, nahm Ami auf die Arme und sprintete zu den Bäumen.
Roland und Sarah kamen eine Millisekunde vor ihnen dort an.
Kannst du mich immer noch hören, Süße? , fragte Marcus Ami, als er sie absetzte.
Ja.
Bring dich im Wald in Sicherheit und schieß nur, wenn du musst.
Ohne ein Geräusch zu verursachen, schlich Ami in den Wald und zog ihre Pistolen. Sie machte sich nicht die Mühe, die Schalldämpfer herauszuholen. Selbst die besten Schalldämpfer konnten nicht verhindern, dass die Vampire die Schüsse hörten. Und nach dem, was
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