Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
holen. Auf der Suche nach frischen Socken öffnete er eine Schublade des Kleiderschranks im Gästeschlafzimmer. Endlich welche, die passten.
»Ich muss es wissen«, beharrte Marcus, der ins Zimmer marschierte, als sich Seth auf die Bettkante setzte.
»Du wirst alles erfahren, wenn du die Dateien liest«, erwiderte Seth und zog sich eine Socke an.
»Wenn der Geruch des Betäubungsmittels schon Albträume bei ihr auslöst, was werden dann erst die Dateien anrichten?« Marcus hielt inne, wobei sich seine Augenbrauen zu einem dunklen Strich zusammenzogen. »Warte. Meinst du, sie hat Albträume, weil sie mir erzählt hat, wer sie ist?«
»Nein. Es war das Betäubungsmittel.«
Unruhig lief Marcus im Zimmer auf und ab. »Ich muss wissen, was ihr zugestoßen ist, was sie ihr angetan haben.« Als Seth den Mund aufmachte, um ihm zu widersprechen, machte Marcus eine abwehrende Geste. »Vor ihren Augen kann ich die Datei nicht lesen, und bis wir diese ganze Sache in den Griff bekommen haben, kann ich sie nicht allein lassen. Seth, wenn du sie so lieben würdest wie ich, wenn du mit ihr zusammen wärst, würdest du dann nicht auch wissen wollen, was passiert ist?«
Teufel noch eins, natürlich würde er das. Selbst ohne jemals mit Ami zusammen gewesen zu sein, hatte Seth wissen wollen, was geschehen war. Aus diesem Grund war es vorhin auch nicht das erste Mal gewesen, dass er einen Blick in ihre Träume geworfen hatte, ohne dass sie etwas davon wusste.
Er zog sich die zweite Socke an. »Ich erzähle dir, wie wir sie gefunden haben. Mehr nicht.«
Marcus nickte und setzte sich auf den Stuhl, der dem Bett gegenüberstand. Man sah ihm an, dass er sich innerlich für das wappnete, was er nun hören würde.
»Ami hat nicht laut geschrien, als sie sie gefoltert und ihre Experimente an ihr durchgeführt haben. Sie hat innerlich geschrien«, begann er und steckte einen Fuß in seinen dreckverkrusteten Stiefel. »David und ich sind ihren Schreien mithilfe unserer telepathischen Fähigkeiten gefolgt, bis wir die militärische Einrichtung gefunden haben, wo sie gefangen gehalten wurde. Wir sind dort eingebrochen und haben sie in einem Labor gefunden, das große Ähnlichkeit mit einem Operationssaal hatte. Sie war nackt und lag ausgestreckt auf einem massiven Metalltisch, der am Boden festgeschraubt war.«
Entsetzt umklammerte Marcus die Armlehnen seines Stuhls.
Seth zog sich den zweiten Stiefel an. »Ihre Arme und Beine waren mit Stahlfesseln fixiert. Ihren Kopf hatten sie ebenfalls festgeschnallt, sodass sie sich keinen Millimeter bewegen konnte. Sie war umringt von Männern in OP- und Laborkitteln. Ihr Körper war völlig ausgemergelt und mit Brand- und Stichwunden, Schnitten und Abschürfungen übersät. Man hatte ihr zwei Finger abgeschnitten. Und zwei Zehen. Keine ihrer Verletzungen war medizinisch versorgt worden.«
Marcus umklammerte die hölzernen Stuhllehnen so fest, dass sie unter seinem Griff zersplitterten.
»Darüber hinaus hatte man ihren Brustkorb aufgehebelt, und einer der Männer benutzte Elektroden, um ihrem Herzen Stromstöße zu versetzen, und das, obwohl sie keinen Herzstillstand erlitten hatte. Sie war nicht narkotisiert worden. Es waren auch keine lokalen Schmerzmittel eingesetzt worden. Alles, was man ihr angetan hat, hat sie bei vollem Bewusstsein erlebt.«
Marcus ’ Augen fingen an, in einem hellen Bernsteinton zu glühen. Unwillkürlich hatte er die Reißzähne ausgefahren, deren Spitzen zu sehen waren, als er sich fluchend erhob.
»Bitte tu das nicht«, ermahnte ihn Seth.
»Was soll ich nicht tun?«, knurrte Marcus zitternd vor Wut.
»Vergreif dich nicht an dem Stuhl. Du wirst sie nur aufwecken.«
Fluchend begann Marcus, erneut im Zimmer auf und ab zu marschieren. »Wir müssen sie töten. Und damit meine ich wirklich alle, Seth. Wir können nicht zulassen, dass sie sie noch einmal in die Finger bekommen.«
»Ich weiß. Ich beame mich jetzt zu Keegans Haus. Chris glaubt, dass er und seine Leute von jemandem beobachtet werden, vielleicht haben wir eine Spur.« Seth erhob sich. »Ich komme zurück, so schnell ich kann.«
Marcus streckte die Hand aus und griff nach seinem Arm. »Seth … was ist mit ihren Fingern und ihren Zehen? Wie konntest du sie retten? Hast du sie gefunden und wieder angenäht?«
»Nein. Sie sind von selbst nachgewachsen. Amis Selbstheilungskräfte sind bemerkenswert. Sie können sich mit den meinen messen.«
Er zog den Arm weg und teleportierte sich in Keegans
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