Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
sich in wenigen Minuten auf der Lichtung ereignen würde, hielt Ami es für unwahrscheinlich, dass sich die entfernt wohnenden Nachbarn später Gedanken um ein paar Pistolenschüsse machen würden.
In diesem Augenblick tauchte Seth in gebückter Haltung im Schatten der Bäume auf, er trug den Vampirkönig auf den Armen, der immer noch dieselbe Haltung einnahm wie im Schlaf.
Seth ließ den Blutsauger fallen und eilte hastig zu dem am Boden liegenden Bündel.
Als sich der Vampir knurrend regte und aufrappeln wollte, trat Roland ihn fest gegen den Kopf.
Das Geräusch splitternder Knochen ließ Ami zusammenzucken. Mit heftig schlagendem Herzen beobachtete sie, wie Marcus vorwärtshechtete, den Vampir an der Kehle packte und ihm die Luftröhre zerschmetterte, sodass er keinen Mucks von sich geben konnte.
Seth flitzte an ihnen vorbei. Beeilt euch. Die Vampire wachen auf.
Ami starrte mit großen Augen auf die Bombe unter seinem Arm, als im Inneren des Hauses Rufe laut wurden.
Verschwindet , befahl Seth, während er die Bombe in ein paar Metern Entfernung im Gras platzierte. Sofort.
Sarah hechtete auf den sich wehrenden Vampir zu und packte ihn an den Schultern. Roland griff nach seinen Füßen. Der Vampirkönig trat so wild um sich, dass er einen Menschen mit seinen Tritten getötet hätte. Die beiden Unsterblichen verschwanden mit ihrem Gefangenen zwischen den Bäumen.
Ami gab keinen Laut von sich, als Marcus sie hochhob und ihr bedeutete, die Beine um seine Hüfte zu schlingen. Sie legte die Arme um seinen Hals, ohne allerdings ihren Griff um die Glocks zu lösen. Während Marcus Sarah und Roland hinterhersprintete – er bewegte sich so schnell, dass der Wald um sie herum verschwamm –, sah Ami über ihre Schulter zurück zu der sonnigen Lichtung.
Durch das Blätterwerk konnte sie sehen, wie sich Seths Gestalt verwandelte und riesige Flügel aus seinem Rücken wuchsen.
Ami schnappte nach Luft, verlor ihn aber aus den Augen, als die Bäume um sie herum dichter wurden.
Innerhalb weniger Sekunden hatte Marcus eine weite Distanz zurückgelegt, wobei er Bäumen auswich, die Ami aufgrund der Geschwindigkeit, mit der er sich vorwärtsbewegte, nicht mal sehen konnte.
Plötzlich explodierte der blaue Himmel über ihnen, helles Licht blendete sie, und ein lautes Grollen war zu hören. Goldene Flammen füllten den Himmel, während sich das Heulen und die Todesschreie der Vampire zu einem makabren Chor vereinigten.
Ami vergrub das Gesicht in Marcus’ Nacken. Ein heißer Wind fegte über sie hinweg und trug weitere Schreie zu ihnen herüber.
Keiner der Vampire würde das Inferno überleben. Marcus hatte ihr gesagt, dass Napalm-B länger und unter höheren Temperaturen verbrannte als einfaches Napalm. Die pappige Substanz würde wie Klebstoff an der Haut der Vampire haften bleiben, sodass sie keine Chance hatten, sich davon zu befreien.
Selbst Unsterbliche konnten sich nicht schnell genug regenerieren, um ein solches Feuer zu überleben.
Seth! , rief sie lautlos. War er ebenfalls verbrannt?
Ich bin in Ordnung, Liebes , antwortete er.
Geht es ihm gut, Ami? , fragte Marcus.
Ja.
Marcus reduzierte sein Tempo, bis er sich mit der Geschwindigkeit eines Sterblichen fortbewegte. Als er stehen blieb, ließ Ami ihn los und glitt zu Boden.
Mehrere Einsatzfahrzeuge – Löschfahrzeuge, ein Krankenwagen und mehrere Zivilautos der Polizei mit abnehmbaren Sirenen – hatten inzwischen neben ihrem Transporter geparkt. Neben einem der Fahrzeuge stand Chris Reordon in einer dunklen Jacke, auf deren Rücken und Ärmel in weißen Buchstaben DEA stand – Drug Enforcement Administration –, um ihn als Vertreter der Drogenvollzugsbehörde auszuweisen.
Lautes Fluchen war zu hören, als Roland und Sarah unter einem Baum neben dem Transporter versuchten, den Vampirkönig unter Kontrolle zu halten.
Chris gab den Fahrern der Einsatzfahrzeuge ein Zeichen.
Motorengeräusch und Sirenengeheul erfüllten den Wald, als sie sich auf den Weg machten.
Marcus eilte zu Roland und Sarah, um ihnen zu helfen. Wenn man ihnen erlaubt hätte, den Vampirkönig zu töten, wäre das viel problemloser über die Bühne gegangen. Aber sie brauchten ihn, um an die Informationen zu kommen, die er besaß.
Ami hatte die Hände auf den Knäufen der Glocks, für den Fall, dass es dem Vampir gelang, sich zu befreien.
Plötzlich machte Chris einen Schritt vorwärts und zog eine wohlvertraute Waffe. Als er sich dem Trio ausreichend genähert hatte, sodass keine
Weitere Kostenlose Bücher