Immortal: In den Armen der Dunkelheit
Besichtigung des Schiffes verbracht und waren mehr oder minder gut miteinander ausgekommen. Bei Sonnenuntergang waren sie in ein paar der zahlreichen Boutiquen an Bord gegangen und hatten sich angemessen für die förmlichen Diners eingekleidet. Die neuen Sachen brachten sie in die Kabine, um sich gleich zum ersten festlichen Abendessen umzuziehen.
Jenna warf nochmals einen Blick in den Spiegel, drehte sich hin und her und musterte sich kritisch. Sie hatte ihr Haar gelockt und zu gestuften Zöpfen gebunden, so dass es ihr in Wellen in den Nacken fiel. Ihr neues schulterfreies Kleid in schimmerndem Perlmutt schmiegte sich genau an den richtigen Stellen an ihren Körper. Sie fragte sich, ob Dave sie hübsch fände, schalt sich jedoch gleich, dass sie überhaupt so etwas dachte. Was er meinte, sollte sie überhaupt nicht kümmern.
»Ich komme jetzt raus«, kündigte sie an, atmete tief durch und öffnete die Badezimmertür.
Dave stand in schwarzem Anzug, anthrazitfarbenem Hemd und weinroter Krawatte da … und sah umwerfend aus!
»Nicht schlecht!«, kommentierte sie ein bisschen schüchtern und achtete bewusst nicht darauf, wie er langsam um sie herumging.
»Verdammt!«, raunte er, sowie er wieder vor ihr stand. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht deuten. »Du siehst überirdisch aus!«
»Danke.« Obwohl es sie eigentlich gar nicht kümmerte, freute sein Kompliment sie.
»Bereit?« Als sie stumm bejahte, hielt er ihr die Tür auf. Draußen legte er seine Hand locker auf ihren bloßen Rücken. Seine warme Berührung vermittelte ihr ein Gefühl von Sicherheit, als würde jemand auf sie aufpassen. Sie hatte so lange für Sarah gesorgt, dass sie ganz vergessen hatte, wie es sich anfühlte, selbst umsorgt zu werden. Daran könnte sie sich gewöhnen, aber natürlich war sie nicht so dumm, es zu tun.
Sie betraten den Speisesaal durch die großen Doppeltüren. Es war ein gigantischer Raum mit Hunderten leinenverhüllter Tische, auf denen schon das Essen bereitstand. Abertausende winziger Lichter an der sehr hohen Decke tauchten den Raum in ein romantisches Dämmerlicht.
Eine Band spielte, und einige Paare wiegten sich auf der Tanzfläche. Etwas Eleganteres und Eindrucksvolleres hatte Jenna noch nie gesehen.
Sie registrierte kaum, wie Dave sie durch den vollen Saal führte, und wäre gewiss an ihrem Tisch vorbeigegangen, hätte er sie nicht zurückgehalten. Er zog ihr den Stuhl hervor und setzte sich neben sie.
»Es ist wunderschön«, hauchte sie.
»Phantastisch.« Etwas an seinem Tonfall weckte ihre Aufmerksamkeit, und sie drehte sich zu ihm. Sein Blick war auf sie gerichtet statt auf den Saal. Prompt wurde sie rot.
Der Kellner, der zu ihnen kam, um ihre Getränkebestellung aufzunehmen, bot eine willkommene Unterbrechung, die Jenna Zeit verschaffte, um sich wieder zu fangen. Nachdem er fort war, bemerkte sie, dass ihre Arme unangenehm kribbelten, und sie rieb sie unwillkürlich.
»Ist dir kalt? Ich kann dir mein Jackett überhängen«, schlug Dave vor und machte Anstalten, es auszuziehen, doch Jenna hielt ihn davon ab.
»Nein, eigentlich ist mir nicht kalt. Es ist nur etwas … fühlst du das?«
Er wurde auffallend still, aber dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich meine, ich fühle eine Menge Energie in diesem Saal, sonst nichts.«
Trotzdem störte Jenna etwas Vertrautes an diesem Kribbeln.
Todesmagie.
Das Wort hallte ihr durch den Kopf und jagte ihr kalte Schauer über den Leib. Sie schaute sich im Saal um, dessen warme, angenehme Atmosphäre eine unheimliche zusätzliche Note annahm.
»Alles okay?«, erkundigte Dave sich, der ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie besorgt ansah. »Du bist kreidebleich.«
»Hier stimmt etwas nicht«, begann sie. »Ich glaube …«
»Guten Abend.«
Jenna verstummte, denn ihnen gegenüber nahm ein Paar Platz. Die Frau war im Audrey-Hepburn-Look gestylt, und ihr Mann wirkte sehr distinguiert.
»Guten Abend«, erwiderte Dave, der aufstand und dem Mann die Hand schüttelte. Sie tauschten ein paar Nettigkeiten aus, und Jenna beschloss, dass sie lieber wartete, bis sie mit Dave allein war, um ihm zu erklären, was sie gefühlt hatte. Bald kamen weitere Paare an ihren Tisch, und die nächsten Stunden genossen sie hervorragendes Essen, während sie sich angeregt mit den anderen Passagieren unterhielten. Jenna bewunderte Daves gewinnende Art. Offenbar besaß er die Gabe, mit allen auszukommen.
Nachdem sie alle gespeist hatten, begaben die ersten Paare an
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