Immortal: In den Armen der Dunkelheit
menschliche Frauen schwängern können, aber mir war nicht klar, dass es auch andersherum funktioniert. Götter, war ich naiv! Jedenfalls bekam ich ein Kind von Terry, einen Sohn. Joel ist heute zehn Jahre alt.«
Sie schluckte. Es war schwer, darüber zu reden, doch sie musste es Logan begreiflich machen. Danach hasste er sie vielleicht immer noch, aber wenigstens würde er sie verstehen.
Logan warf ein paar Sachen in seine Tasche. Er weigerte sich, sie anzusehen. Sie war nicht einmal sicher, ob er ihr zuhörte.
»Terry wollte Joel nicht«, fuhr Nadia fort. »Und er wollte mich nicht – nicht, wie ich wirklich war. Meine Familie ist sehr konservativ und findet, dass Dämonen sich niemals mit anderen Arten verbinden sollten. Entsprechend erkannten sie Joel nicht als Familienmitglied an. Er lebt seit Jahren bei seinen menschlichen Großeltern. Die Snyders sind gute Menschen und schämen sich, weil ihr Sohn uns so schlecht behandelte.«
Schweigend packte Logan weiter. Seine Bewegungen waren seltsam steif.
»Ich habe gearbeitet, um für Joels Unterhalt zu sorgen, denn ich wollte nicht, dass Terrys Eltern für alles allein aufkamen, und Terry war weg. Er fuhr dauernd in schicken Sportwagen herum, und eines Tages kam er bei einem Unfall ums Leben. Ich bin zumindest ziemlich sicher, dass es ein Unfall war und nicht einer von meinem Clan Rache übte oder so. Zu jener Zeit hatte der Clan mich längst ausgeschlossen.«
Endlich drehte Logan sich um, doch sein Gesichtsausdruck war abweisend. »Was zur Hölle hat all das mit Matt zu tun?«
»Du hattest recht, dass Matt dich ausspionieren ließ. Er wollte wissen, ob dir irgendjemand in L.A. nahestand. Er weiß, wie viel Samantha dir bedeutet, aber er war nicht so blöd, die Matriarchin eines mächtigen Dämonenclans als Köder für dich zu benutzen. Außerdem hatte er von Tain gehört und entschied, dass es eine blöde Idee wäre, sich Ärger mit einem Unsterblichen einzuhandeln.« Beinahe hätte sie geschmunzelt. »Andererseits gab es niemanden, den interessierte, was mit mir passiert, also beschloss Matt, dass ich sein leichtestes Opfer wäre.«
»Das meiste von Matts Plänen habe ich mir schon selbst zusammengereimt«, bemerkte Logan. »Was du ausgelassen hast, ist, warum du ihm hilfst.«
Ungehindert liefen ihre Tränen. »Kapierst du es denn nicht? Er droht, Joel umzubringen! Matt sagte, wenn ich nicht hierherauf komme, bringt er Joel um. Ein paar seiner Leute überwachen Joel auf Schritt und Tritt und warten nur auf seinen Befehl, ihn zu töten. Matt braucht nichts weiter zu tun, als sie anzurufen. Wenn ich tue, was Matt sagt, wird Joel nie erfahren, dass er überhaupt in Gefahr war.«
»Dann waren deine Entführung und die Jagd durch den Wald bloß eine Finte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das war echt. Ich trampte und nahm den Bus, genau wie ich dir erzählt habe. Der Van holte mich ab, und als ich aus der Betäubung aufwachte, stieß Matt mich aus dem Van und befahl mir, wegzulaufen. Meine Angst sollte echt sein, erklärte er, sonst würdest du gleich merken, dass etwas nicht stimmt.«
Logan wandte sich wieder ab, und ein Muskel in seinem Rücken zuckte. »Also könnte man das Ganze eher als Reality-Show bezeichnen.«
Nadia starrte auf die Decke. »Matt zwang mich, zwischen dir und Joel zu wählen. Ich musste mich für Joel entscheiden.«
Da sie keine Worte oder Gefühle mehr übrig hatte, schwieg sie. Logan blickte derweil weiter ins Nichts.
Er hatte gesagt, dass er sie liebte. Und sie liebte ihn.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«, fragte er schließlich.
»Bitte, frag mich das nicht! Ich konnte dir nichts erzählen.«
»Doch, das konntest du wohl!« Logan drehte sich um, und seine Augen sprühten Feuer. »Hast du gedacht, ich würde dich hassen, weil du ein Kind hast? Weil Matt dich benutzt? Er ist ein Perversling, der seine eigene Mutter benutzen würde, um zu kriegen, was er will. Das tat er sogar schon. Oder erzählst du mir bloß Blödsinn, damit ich Mitleid mit dir habe?«
»Nein, es ist alles wahr.« Nadia setzte sich auf, denn nun wurde sie wütend, und ihre Wut verlieh ihr Kraft. »Ich habe dich nie belogen!«
»Wesentliche Teile der Wahrheit auszulassen ist dasselbe wie Lügen. Du hast mir immer noch nicht geantwortet. Warum hast du mir nicht gesagt, was los ist? Dachtest du, ich würde nicht versuchen, deinen Sohn zu schützen?«
»Ich weiß nicht, was ich dachte. Ich weiß nur, dass, wenn ich es dir gesagt hätte und du hinter
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