Immortal: In den Armen der Dunkelheit
Magie war fehlerhaft, eine Abweichung im Licht- und Lebensgefüge. Ihre schlimmste Befürchtung bestand darin, dass sie jenen Teil ihrer Seele nicht besiegen könnte, der sich nach Tod und Todesmagie sehnte.
Jacksons Augen beobachteten sie eindringlich, und in ihnen lag ein gefährliches Leuchten. Entsetzliche Angst schlang sich wie eine Faust um Leannas Herz.
»Was willst du von mir, Jackson?«
»Hast du es noch nicht erraten? Ich will deine Magie, Leanna. Die schlimmsten Anteile von ihr und nicht weniger.«
Sie erschrak. »Du willst sterben?«
Er lächelte matt, und für einen kurzen Augenblick sah sie den Mann, den sie einst geliebt hatte. Ihr Herz setzte aus.
»Vielleicht will ich sterben, Leanna, aber das wäre unmöglich. Die Vampirinstinkte sind viel zu stark. Nein, es ist nicht meine eigene Existenz, die ich mit deiner Magie auslöschen will, sondern eine andere.«
Angestrengt holte sie Luft. »Du willst, dass ich jemand anders töte?«
Er verzog die Lippen, so dass seine weißen Zähne zum Vorschein kamen. Auch nicht der geringste Ansatz von Reißzähnen war zu erkennen. »Ja, eine einfache Aufgabe. Du musst lediglich die Lebensessenz aus einem Geliebten saugen. Das hast du schon oft genug gemacht – und gründlich, wie wir beide wissen. Du wirst es wieder tun, für mich. Hinterher lasse ich dich frei.«
»Nein, Jackson«, erwiderte sie zittrig, »nicht das! Ich kann das nicht. Ich habe meiner Musenmagie abgeschworen. Ich … ich werde sie nicht benutzen, um jemanden zu töten, nie wieder! Nicht einmal für dich.«
Er schnaubte. »Du tust, was ich dir befehle!« Nun lehnte er sich vor, seine Haltung trügerisch ruhig. »Ich zwinge dich. Du hast gar keine andere Wahl, als mir zu gehorchen.«
Sie sah in seine Augen und wusste, dass er die Wahrheit sagte. Er würde sie zwingen. Wenn er konnte. Sie kämpfte gegen den Drang, vor ihm zurückzuweichen.
»Du verstehst das nicht«, startete sie einen Erklärungsversuch. »Ich verbrachte ein Jahr in den Totenreichen, versklavt von Dämonen und Todesmagie. Als Mac mich nach Annwyn mitnahm, schwor ich, nie wieder zu töten.«
»Was für ein Jammer, denn du wirst deinen Schwur brechen!«
»Nein, das werde ich nicht.« Sie schluckte. »Wie lange glaubst du, dass du mich hier verstecken kannst? Mein Bruder ist überaus mächtig – noch mächtiger als du. Wenn Mac bemerkt, dass ich verschwunden bin …«
»Er wird eine Nachricht von dir auf seiner Mailbox finden. Du hast ihm gesagt, er soll sich keine Sorgen machen, denn du hättest beschlossen, dass dir ein paar Tage in einem Wellness-Hotel in der Toskana unendlich gut tun.« Auf ihren schockierten Blick hin hob er die Brauen. »Was? Hast du das vergessen? Wie seltsam!«
»Das funktioniert nicht – jedenfalls nicht lange.«
»Oh, ich benötige deine Dienste auch nicht lange«, entgegnete er. »Eine Nacht ist alles, was ich brauche. Heute Abend besuchst du Armand Legrand in seinem Club in der Innenstadt. Du spreizt die Beine für ihn und flehst ihn an, dich zu nehmen.
Und dann bringst du ihn um.«
Kapitel 5
J ackson beobachtete, wie Leannas Hals zuckte. Das Flattern ihres Pulses – gleich dort unter der süßen, zarten Haut – quälte ihn. Unwillkürlich verlängerten seine Reißzähne sich, deren Spitzen innen an seiner Lippe kratzten. Verfluchter Mist! Erst vor Stunden hatte er sich genährt; trotzdem war seine Kehle vor Durst wund. Er fühlte sich, als hätte er seit Monaten kein Blut mehr bekommen.
In den siebzig langen Jahren seines selbstauferlegten Zölibats hatte er sich nie so nach einer Frau verzehrt.
Es wäre leicht, von ihr zu trinken, in den Puls an ihrem Hals, ihrem Handgelenk und zwischen ihren Schenkeln einzutauchen. Sie würde wie Sonnenschein schmecken. Und Jackson lebte schon sehr, sehr lange in der Dunkelheit.
Durfte er sich diesen Luxus gönnen? Einen kleinen Schluck? Leannas Blut zu nehmen, würde seine eigene Macht nicht schmälern – ganz im Gegenteil: Ihr Sidheblut mit der gewaltigen Lebensessenz würde ihn stärken. Die Gefahr war einzig, dass es bei dem Biss nicht bliebe. Er würde seine fleischliche Lust nur steigern, und am Ende könnte Jackson nicht widerstehen, seinen Schwanz in Leannas phantastischen Körper zu vergraben, seine teuersten Schwüre zu brechen, und das würde seine Macht mindern. Falls sie es schaffte, außerdem noch ihre Musenmagie auf ihn wirken zu lassen …
Sie könnte ihn vernichten.
Dennoch war sein Verlangen überwältigend, ließ
Weitere Kostenlose Bücher