Immortal: In den Armen der Dunkelheit
an der Risiko noch möglich, wo Liebe echt war.
Der Pfahl, den Legrands Wille trieb, schnellte abwärts. Leanna aber griff gleichzeitig auf die Magie in jener längst vergessenen Nische ihrer Seele zu. Sie hatte keine Zeit mehr, um die Kraft zu bilden, die sie herbeirief. Keine Zeit, um sie zu einem zusammenhängenden Zauber zu formen. Alles, was sie tun konnte, war, reine Magie loszulassen, unordentliche, ja, die leider genügen musste, als der Pfahl Jacksons Brust durchbohrte.
Sein Oberkörper zuckte auf wie unter Elektroschocks.
Und dann lag er ganz still.
Vor lauter Entsetzen fühlte Leannas Brustkorb sich an wie in eisernen Zwingen gefangen. Sie konnte weder schreien noch atmen. Starr vor Angst hockte sie da und sah auf den Pfahl, der tief in Jacksons Brust steckte. Und sie starrte auf ihre tauben Finger, die sich krallengleich um das zersplitterte Holzstück schlossen. Sie konnte nicht loslassen, nicht einmal, als Jacksons Blut aus der üblen Wunde blubberte.
Reglos kniete sie in der blutroten Pfütze, die immer größer wurde.
Sie hatte versagt.
Kapitel 11
L egrand warf den Kopf in den Nacken und lachte.
Und lachte und lachte und lachte.
Leannas Welt schrumpfte zusammen, bis nichts mehr außer dieser seelenlosen Heiterkeit übrig war. Nichts mehr außer Legrands hübschem, verzerrtem Gesicht. Nichts außer seinen leeren, bösen Augen.
Nichts außer ihren Händen, die den blutigen Pfahl aus Jacksons Brust zogen.
Nichts außer ihrem Körper, der sich langsam drehte.
Sich bewegte. Sprang.
Nichts außer dem Stoß, den sie geradewegs auf Legrands Herz richtete.
Nichts außer dem Aufblitzen schockierten Begreifens in Legrands Augen.
Nichts außer dem langsamen, staunenden Fall.
Nichts außer Blut und Tod und bitterem, unermesslich bitterem Bedauern.
Kapitel 12
F ast wäre Leanna vornüber auf den blutgetränkten Legrand gekippt, hätte Jean-Claude sie nicht abgefangen und nach oben gerissen. Der so lang schon tote Leichnam des Vampirs, dessen untotes Herz das letzte gestohlene Blut verspritzte, nahm einen ekligen Grauton an. Leannas lebendiges Herz hämmerte unterdessen wie verrückt, während die uralte menschliche Hülle sich vor ihr verdunkelte und zusammenschrumpelte.
Götter! Jackson, der hinter ihr lag, hatte dasselbe Schicksal erlitten.
Sie hatte ihm das angetan. Nein, sie konnte es nicht ertragen, sich zu ihm umzudrehen. Stattdessen starrte sie auf ihre blutigen Hände.
»Bring mich hier raus, Jean-Claude!«
Der junge Vampir packte ihre Schultern. »Leanna …«
»Sofort!«
»Nein, du verstehst nicht …«
»Bring mich raus!«, schrie sie ihn an, ballte die Fäuste und trommelte auf seine Brust ein, dass Schmerz ihre Arme hinaufschoss. Doch dieser war nichts verglichen mit dem, der ihr blutendes Herz zerriss.
»Ich halte das nicht aus. Weg hier, ich muss weg hier! Ich kann ihn nicht ansehen!«
Jean-Claude schüttelte sie fest genug, dass ihr Kopf vor und zurück wippte. »Leanna, hör mir zu! Jackson ist nicht fort!«
Leanna wurde von einer Sekunde zur anderen totenstill. »Was hast du gesagt?«
»Jackson ist nicht fort.«
Sanft drehte Jean-Claude sie um. Jackson lag auf dem Boden, regungslos und bleich. Die blutige Wunde in seiner Brust klaffte weit auf. Seine Arme lagen ausgestreckt, und seine Augen starrten gen Decke. Er sah wie ein Toter aus.
Dann aber pulsierte Blut aus seiner Brust.
Leanna entwand sich Jean-Claudes Händen, fiel neben Jackson auf die Knie und legte eine Hand auf das Loch in seiner Brust. Sie fühlte einen ganz schwachen Puls.
»Götter in Annwyn, sein Herz schlägt noch!«
Als sie zu Jean-Claude aufsah, verschwammen seine Konturen in den Tränen, die sie vergoss.
»Meine Magie«, flüsterte sie, »sie muss den Stoß abgelenkt haben.«
»Ja. Wäre sein Herz durchbohrt worden, hätte es ihn sofort zu Staub verwandelt. Aber trotzdem wird es dauern, bis er sich selbst bewegen kann. Wir müssen hier raus, ehe …« Er brach mit einem leisen Fluch ab, als gedämpfte Laute hinter der Tür zu vernehmen waren.
»Sie sind hier!«
»Wer?«, fragte Leanna.
Schwere Fäuste schlugen von draußen gegen die Tür, dass der Eisenriegel klapperte. Dazu ertönten wütende Stimmen.
»Ouvrez!«
Macht auf!
»Jean-Claude, was ist hier los?«
Der junge Vampir lief zur Tür und hob Solange in seine Arme, ehe er langsam zurückwich. »Legrands Untergebene wissen, dass er fort ist. Sie werden die Tür aufbrechen, um uns zu bekommen.
Mon Dieu!
Wie wollen wir gegen so
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