Immortal: In den Armen der Dunkelheit
sagte Kalen warnend, »du bietest meine magischen Dienste doch wohl nicht Vampiren an!«
»Genau das tue ich. Uns bleibt keine Zeit für Erklärungen. Vertrau mir einfach!«
»Ich soll dir vertrauen, dass du was tust? Dich von Todesmagie fernhältst? Dich nicht in Vampirclubs herumtreibst? Was zur Hölle ist mit den Schwüren, die du in Annwyn geleistet hast? Waren sie nichts als ein Haufen Lügen? Nein«, ließ er sie nicht zu Wort kommen, als sie etwas erwidern wollte. »Spar dir die Antwort. Mac ist derjenige, vor dem du dein Verhalten rechtfertigen musst.«
Götter! Sie war nicht sicher, was ihr mehr Angst machte: der Gedanke, ihrem Bruder gegenüberzutreten, oder das furchterregende Knurren auf der anderen Seite der Tür. Jean-Claude wurde noch blasser, als er ohnehin schon war. Die zerbrochenen Türangeln quietschten unheimlich.
»Kalen«, zischte Leanna, »halt den Mund! Wir haben keine Zeit!«
Der Unsterbliche packte ihr Handgelenk. »Na schön! Verschwinden wir von hier, ehe das, was da hinter der Tür lauert, hereinkommt!«
Sie entwand sich ihm. »Nein! Ich meine, ja, wir müssen weg, aber du musst erst die anderen in Sicherheit bringen.«
»Diese Vampire? Das ist ein Scherz, oder? Das hier ist ihre Welt. Sollen sie damit klarkommen.«
»Nein, du verstehst es nicht. Wir sind hier nicht in irgendeinem Vampirclub. Dieser Club gehört, vielmehr gehörte Armand Legrand.«
Kalen holte Luft. »Europas Vampirfürst?«
»Ebender.« Sie nickte zu dem staubigen Lederklumpen auf dem Boden. »Das ist alles, was von ihm übrig ist.«
»Legrand wurde vernichtet? Wie?«
»Ich habe ihn gepfählt.«
Der Unsterbliche zog die Brauen hoch. »Wie zum Teufel hast du das geschafft?«
»Die Vampire hier halfen mir, ihn loszuwerden. Also, kannst du sie jetzt bitte von hier wegbringen – sofort?«
»Solange zuerst«, bat Jean-Claude, während die Risse in der Tür splitternd größer wurden. Er wollte Kalen seine Frau in die Arme drücken, wich jedoch zurück, als der Unsterbliche ihn mit einem vernichtenden Blick bedachte. »Bitte, sie ist meine Frau!«
Kalen murmelte etwas, nahm Solange aber in seine Arme und war im nächsten Moment mit ihr verschwunden.
Leanna seufzte. »Den Göttern sei Dank!«
Sie schickte ihre gesamte Magie in den Barrierezauber an der Tür. Wenige Sekunden später war Kalen wieder da.
»Christine ist sprachlos, und glaub mir, das kommt selten vor!«, berichtete er. »Was Mac betrifft, nun, ich möchte seine Worte lieber nicht wiederholen.«
»Jean-Claude als Nächster«, war alles, was Leanna entgegnete.
Kalen legte seine Hand auf die Schulter des jungen Vampirs und verschwand ein zweites Mal. Leanna sah zu Jackson. Er hatte sich bisher nicht gerührt. Wie blass er war! Er wirkte so … tot.
Er
war
tot. Schließlich war er ein Vampir, also schon vor diesem Kampf tot gewesen.
Kalen erschien neben ihr.
»Du als Nächste.«
»Nein, bring Jackson erst weg!«, bat sie und blinzelte ihre Tränen fort.
Kalens dunkelgraue Augen blickten nur kurz zu dem Verwundeten. »Wer ist das?«
»Ein Freund. Ich kannte ihn vor hundert Jahren, als er noch lebte.«
»Er bedeutet dir etwas.«
»Ja. Ich habe ihn damals geliebt, und ich liebe ihn heute noch.«
»Leanna, er ist ein Vampir! Ein Toter! Eine Todeskreatur!«
»Verdammt, Kalen, denkst du, das weiß ich nicht?« Der Raum erbebte unter Todesmagie, so dass Leanna sich unweigerlich an dem Unsterblichen festhielt. Götter! Legrands Untergebene würden noch das ganze Gebäude zum Einsturz bringen.
»Bring ihn einfach von hier fort!«
Kalen nickte. Er kniete sich zu Jackson und legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich bin in fünf Sekunden zurück.«
Gleich darauf waren sie weg. Leanna atmete erleichtert aus.
Ehe sie wieder einatmen konnte, zerbarst die Kerkertür.
Kapitel 14
G ötter, das war verflucht knapp!«
Kalen äußerte noch ein paar andere weniger salonfähige Ausdrücke, als er Leanna auf einen Sessel in seiner Hotelsuite fallen ließ. »Eine Sekunde später hätte ich dich nur noch in blutigen Fetzen vorgefunden.«
Leanna schloss die Augen und konnte nur nicken. Ihr Herz raste, und ihre Brust krampfte sich zusammen, so dass an Sprechen überhaupt nicht zu denken war.
Eine zweite männliche Stimme mischte sich wütend ein. »Verfluchter Mist, Leanna! Was in Annwyns Namen hattest du in Armand Legrands Club zu suchen?«
»Mac, lass sie! Siehst du nicht, dass sie unter Schock steht?« Diese Zurechtweisung kam von Macs Frau
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