Immortal: In den Armen der Dunkelheit
viele kämpfen?«
»Aber warum? Legrand ist fort, und wir stellen keine Bedrohung dar. Warum sollten sie uns etwas tun wollen?«
»Weil ein Vampir über Europa herrschen muss. Jackson Cabot war der Zweitmächtigste nach Legrand. Jetzt steht er ganz oben, nur ist er nicht in der Verfassung, um seinen Rang zu verteidigen.«
»Du meinst, jeder Vampir, der Europa beherrschen will, muss zuerst Jackson vernichten?«
»Oder ihn vom Kontinent scheuchen.«
»Das sollte kein Problem sein«, meinte Leanna. »Jackson ist sicher mehr als bereit, diesen Kontinent zu verlassen.«
Die Tür wackelte in ihren Angeln. »Diese Chance wird er nicht bekommen – nicht, wenn diese Tür nachgibt. Sie werden ihn in Stücke reißen.«
»Dann müssen wir vorher hier weg! Gibt es einen Hinterausgang?« Sie blickte sich um, was bei dem ganzen Rauch und den Flammen nicht einfach war. Jedenfalls konnte sie keine zweite Tür entdecken. »Einen Geheimgang?«
»Nein, zumindest gab es in den letzten drei Monaten, die ich hier war, keinen, den ich finden konnte.«
Ein gewaltiges Krachen von der Tür ging dem Kreischen der Türangeln voraus. Fäden von Vampirmagie drangen unter der Tür hindurch und griffen nach dem Geist derjenigen, die drinnen waren.
Jean-Claude legte Solange in einen schweren Schrank, beugte sich, um ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen, bevor er sie sanft auf die Stirn küsste und sich neben Leanna begab. »Jackson hat mein Leben gerettet. Ich werde sterben, um ihn zu schützen.«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann«, murmelte Leanna.
Sie wirkte einen raschen Barrierezauber, den sie über die Tür warf. Er würde nicht unbegrenzt halten, nicht gegen Vampirmagie, aber er gab ihnen ein wenig Zeit. Genügend, wie sie hoffte.
Sie drehte sich um, prüfte den Raum und warf Löschzauber auf alle züngelnden Flammen. Dann endlich erblickte sie einen Silberblitz. Ihre Abendtasche. Sie griff danach und holte ihr Handy hervor, das sie darin versteckt hatte.
Jean-Claude beobachtete sie. »Was machst du?«
»Ich rufe Hilfe.«
Wütende Stimmen erklangen hinter der Tür. »
Un, deux, trois
…« Ein Donnern durchbebte den Raum, bei dem Leanna fast aufgeschrien hätte. Dunkle Magie und brutale Kraft würden bald ihren Zauber überwinden. Sie schaltete ihr Handy ein.
»Was für Hilfe? Wir haben keine Zeit!«
Leanna sah auf das Handy-Display und antwortete nicht. »Komm schon …«
Suche nach Signal …
Kein Signal …
»Mist!« Sie wedelte mit dem Handy über sich. »Verdammt, verdammt,
verdammt!
Wir sind zu weit unter der Erde.« Bei allen Göttern, womöglich hatte Jean-Claude recht! Vielleicht waren sie verloren.
Die Tür erzitterte.
»Dort ist ein Telefon«, sagte Jean-Claude plötzlich.
Leannas Blick wanderte sofort zu dem Vampir.
»Was?«
»Ein Telefon! Hinter der Türverkleidung. Ich weiß ja nicht, was es nützt, aber …«
»Götter in Annwyn!«, hauchte Leanna, die sich an diesen letzten Strohhalm klammerte. »Wieso hast du das nicht gleich gesagt?«
Sie nahm den Hörer ab, als auch schon die obere Türangel nachgab.
Kapitel 13
L eanna überging Macs Nummer und wählte direkt Christines. Sie brauchte Kalens Magie, aber sie wusste, dass der Unsterbliche lieber bei lebendigem Leib rösten würde, ehe er sich ein Handy anschaffte. Zum Glück antwortete seine Frau nach dem ersten Klingeln.
»Leanna? Göttin, wo steckst du? Wir dachten, du seist in diesem Wellnesshotel in der …«
Kaum hatte Leanna ihre Lage erklärt, war auch schon Kalen zur Stelle, dessen gigantische Gestalt sich in dem verräucherten Kerker manifestierte. Sogleich wurde der Raum kleiner.
Jean-Claude quollen fast die Augen aus dem Kopf.
Der Unsterbliche blickte sich kurz um, und Leanna krümmte sich innerlich bei dem Gedanken, wie er diese Szenerie wahrnehmen musste. Es sah übel aus, sehr übel: Tod, Todesmagie, Blut, Vampire … und sie war bis auf ihren Tanga nackt.
Schließlich fixierte er sie mit einem vorwurfsvollen Blick. »Leanna …«
Er verstummte gleich wieder, als ein Krachen aus der Türecke ertönte. Leannas Barrierezauber bekam feine Haarrisse. Stirnrunzelnd hob Kalen eine Hand und verstärkte ihre Magie.
»In was für einen Schlamassel hast du dich diesmal wieder hineingeritten?«
Jean-Claude stieß einen glucksenden Laut aus. »
Mon Dieu!
Du bist … Du bist …«
»Der Unsterbliche Kalen«, stellte Leanna ihn vor. »Er kann uns hier rausbringen, einzeln. Solange muss als Erste weg.«
»Leanna«,
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