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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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seinem Hinterkopf pochte. Seine Lage war seltsam unbequem. Er begriff, dass seine Hände und Füße hinter dem Rücken zusammengeschnürt waren; seine Beine waren wie bei einem umgekehrten Fötus zurückgebogen. Er hatte nichts als seine Boxershorts am Leib. Mund und Wange waren auf etwas Hartes, Raues gepresst, das sich anfühlte wie Sandpapier, und seine Kehle war vollkommen ausgedörrt. Als er mit der Zunge über die Lippen fahren wollte, berührte sie stattdessen trockenen Boden. Er spuckte Sand aus und hustete.
    Er ließ den Blick wandern und machte sich ein Bild von der Umgebung. Er erkannte, dass er irgendwo unter freiem Himmel auf dem Boden lag. Ringsumher war es ruhig. Die Scheinwerfer eines Autos strahlten ihn an, und er bemerkte, dass es noch Nacht war, auch wenn der matte Schimmer der Morgensonne hinter einer Bergkette zu seiner Rechten leuchtete.
    Eine Bergkette. Im Osten. Er speicherte diesen Gedanken: Vermutlich war er irgendwo im Bekáa-Tal. Und wenn jetzt der Morgen dämmerte, war er mindestens zwei Stunden bewusstlos gewesen. Ungefähr so lange würde es also dauern, von Beirut hierherzufahren, zumindest nachts, wenn die Straßen verlassen waren.
    Als seine Nerven flackernd erwachten, machten sich Schmerzen und Blutergüsse an seinem ganzen Körper bemerkbar. Er versuchte, sich in eine Position zu bringen, die weniger unbequem war, erntete aber sogleich einen harten Stiefeltritt in die Rippen.
    Er krümmte sich nach vorn und zerrte an den Fesseln an Hand- und Fußgelenken. Noch immer lag er auf der Seite, das Gesicht am rauen Boden. Er drehte den Kopf und sah den pockennarbigen Mann, der höhnisch auf ihn herunterstarrte.
    «Khalas» , sagte eine scharfe Stimme aus der Dunkelheit. Genug.
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. Der Mann, dem die Stimme gehörte, kam im grellen Licht der Scheinwerfer heran. Vom Boden aus konnte Corben nur die Schuhe – teuer aussehende Slipper – und eine dunkle Hose erkennen. Um das Gesicht zu sehen, konnte er den Kopf nicht weit genug drehen.
    Der Mann blieb stehen, als seine Füße nur noch ein paar Zoll weit von Corbens Gesicht entfernt waren. Corben versuchte schwerfällig, sich langsam ein kleines Stück weit auf den Rücken zu rollen, aber seine nach hinten gekrümmten Beine ließen es nicht zu. Der Mann starrte auf ihn herab, als wäre er ein Insekt. Corben sah sein Gesicht nicht, aber er konnte erkennen, dass der Mann schlank und glatt rasiert war. Sein Haar war lang und silbergrau.
    Das Gefühl von Verwundbarkeit und Hilflosigkeit war übermächtig. Wie um es zu bestätigen, hob der Mann den Fuß und setzte ihn auf Corbens Gesicht. Langsam und gelassen trat er zu. Ein unerträglicher Schmerz erfüllte Corben, als sein Kopf gegen den Boden gepresst wurde.
    Er wollte sich loswinden, aber der Fuß des Mannes hielt ihn nieder. Halb erstickt schrie er auf und flehte um Gnade.
    Der Mann verlängerte Corbens Qualen noch um ein paar Sekunden, bevor er den Fuß endlich wegnahm. Dann musterte er ihn finster. «Sie haben etwas, das ich haben will», sagte er, und seine Stimme troff von spöttischer Verachtung.
    Corben prustete, um den knirschenden Sand aus dem Mund zu bekommen. «Und Sie haben etwas … jemanden, den wir haben wollen.»
    Wieder hob der Mann den Fuß und ließ ihn bedrohlich über Corbens Gesicht schweben. Corben zuckte nicht mit der Wimper. «Ich glaube nicht, dass Sie in der Position sind, große Töne zu spucken», sagte der Mann ruhig. «Ich will das Buch. Wo ist es?»
    «Ich habe es nicht.» Trotz seiner Benommenheit konnte Corben den Akzent des Mannes erkennen. Südeuropäisch, ganz sicher. Italienisch vielleicht. Auch diesen Gedanken speicherte er.
    Der Mann nickte jemandem hinter Corben zu, und schon traf ihn wieder ein harter Fußtritt in die Rippen.
    Corben schrie vor Schmerz auf. «Ich sage Ihnen doch, ich habe es nicht, verdammt.»
    Der Mann wirkte überrascht. «Natürlich haben Sie es. Sie haben den Iraker.»
    «Ich habe es noch nicht, okay? Ich bekomme es morgen.» Corbens Stimme zitterte vor Wut. Er versuchte, das Gesicht des Mannes deutlicher zu erkennen, aber ihn blendeten die Autoscheinwerfer. «Er hatte es nicht bei sich», fügte er erbost hinzu.
    Der Mann betrachtete ihn. «Keine Spielchen mehr. Beschaffen Sie mir das Buch, oder ich mache Ihnen das Leben zur Hölle. Wie Sie sehen, liegt das durchaus im Bereich meiner Möglichkeiten.»
    Corben funkelte ihn mit wilder Entschlossenheit an. «Ich besorge Ihnen das Buch. Sie

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