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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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können das Buch haben. Aber ich will dafür etwas anderes.»
    Die Stimme des Mannes klang ein wenig verwundert. «Ach?»
    Corbens Pulsschlag dröhnte in seinen Ohren. «Ich weiß, woran Sie arbeiten.»
    Der Mann schürzte zweifelnd die Lippen. «Und woran arbeite ich?»
    «Ich habe Ihr Labor gesehen. In Saddamiya. Die Massengräber. Die Körperteile. Die Blutbank.» Corben fixierte ihn. «Ich war dort, Hakim.» Er sah, wie der Mann zusammenzuckte, als er begriff.
    Und in diesem Augenblick wusste Corben, dass er den richtigen Mann gefunden hatte.
    Bis dahin hatte er nur vermuten können, dass der langgesuchte Arzt aus Bagdad hinter Evelyns Entführung steckte, aber er war nicht sicher gewesen. Er hatte nie ein Bild des Hakim gesehen, nie seine Stimme gehört und war ihm erst recht noch nie persönlich begegnet – und er hatte nie gehofft, der Bestie auf diese Weise zu begegnen – ganz im Gegenteil! Aber jetzt stand sie vor ihm. Besser gesagt, über ihm.
    Eine verwirrende Mischung aus Entsetzen und Faszination überfiel ihn. «Unsere forensischen Fachleute haben sich alles angesehen», fuhr er fort. «Sie haben die Leichen untersucht, die Operationsnarben, das Equipment, das Sie zurückgelassen haben. Die konservierten Leichenteile. Die Schlussfolgerungen waren … erstaunlich.»
    Er schwieg und versuchte, die Reaktion des Mannes einzuschätzen. Der Hakim schaute ungerührt auf ihn herunter. Sein Mund und seine Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden. Corben ließ seine Worte einen Moment lang wirken und fragte dann: «Verstehen Sie mich?»
    «Sie wollen meine Forschung, stimmt’s?», fragte der Hakim höhnisch. «Sie sind hier, um mir zu sagen, dass die amerikanische Regierung mir ihren Schutz und ihren Segen anbietet, wenn ich sie dafür an meiner Arbeit teilhaben lasse?»
    «Nein.» Corbens Blick wurde hart. «Nicht die amerikanische Regierung. Nur ich.»

50
    «Wenn ich es richtig verstanden habe», sagte Kirkwood zu Mia, «haben eineiige Zwillinge exakt die gleichen Gene, aber das heißt noch lange nicht, dass sie gleichzeitig sterben und nicht an der gleichen Ursache – ich rede jetzt nicht von denen, die gemeinsam von einem Bus überfahren werden. Haben nicht Studien ergeben, dass die DNA jedes Zwillings ihre eigenen schädlichen Mutationen entwickelt? Wäre das Altern genetisch eincodiert, würden sie auf die gleiche Art altern. Aber das ist doch ist nicht der Fall, oder? Die Schäden in ihren Zellen folgen keiner Regel, genau wie bei uns allen.»
    Mia nippte an ihrem Glas, dachte über seine Worte nach und erwiderte: «Ist Ihnen klar, was es heißt, uns zu ‹reparieren›? Wir sprechen von Hirn- und Herzzellen, die sich nicht erneuern, von Chromosom-Mutationen, die zu Krebserkrankungen führen, von Proteinakkumulation innerhalb und außerhalb der Zellen … Unser Körper zerfällt mit der Zeit auf vielfache Weise.»
    «Sie meinen, durch Abnutzung und Verschleiß.»
    «Das ganze Leben besteht doch aus Abnutzung und Verschleiß, oder?» Mia zuckte die Achseln. «Ich habe nicht vor, in ein tibetisches Kloster zu ziehen und von morgens bis abends vor mich hin zu summen und zu meditieren, nur um zwei Jahrzehnte zu gewinnen.»
    «Nach Beirut könnte das auch ein bisschen langweilig sein», antwortete er scherzhaft.
    «Na ja, wenn ich es mir überlege – ich hätte es gerade ganz gern ein bisschen langweiliger.»
    Kirkwood nickte nachdrücklich und wurde dann wieder ernst. «Ich meine nur, dass es theoretisch möglich ist. Wir wissen nur noch nicht, wie. Wir glauben, dass Krebs heilbar ist, oder? Wir arbeiten daran. Mag sein, dass wir das Heilmittel erst in hundert Jahren finden, aber die Chancen stehen gut. So forschen wir eben. Vor nicht allzu langer Zeit waren Infektionen die Haupttodesursache, von einfachen Viren bis hin zu Grippeepidemien. Die Pest galt als Fluch Gottes. Wir haben gelernt, dass es anders ist. Jetzt, da wir diese Krankheiten gebändigt haben, leben wir lange genug, um Herzkrankheiten und Krebs zu bekommen. Vor hundert Jahren galt beides als unheilbar, anders als eine Infektion. Man vermutete den Ursprung in unserem Innern. Heute wissen wir, dass das nicht stimmt. Und wenn diese Erkrankungen erst gebändigt sind – wer weiß, welche Wirkung das auf den Körper haben wird?»
    Mia musterte ihn neugierig. «Sie scheinen viel darüber zu wissen.»
    Kirkwood lächelte. «Ich habe ein ureigenes Interesse daran.»
    Sie sah ihn an, unsicher, wie sie diese Äußerung verstehen sollte.
    Er

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