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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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schwieg, als wolle er sie einen Augenblick lang in dieser Ungewissheit lassen, dann fügte er hinzu: «Haben wir das nicht alle? Ich bezweifle, dass irgendjemand früher sterben will, als er muss.»
    «Sind Sie wirklich auf diesem Trip? Machen Sie Diät? Und werfen täglich hundert Pillen ein?»
    Viele führende Biogerontologen hielten sich an ein regelmäßiges Trainingsprogramm – den einzigen allgemein akzeptierten Weg zu einem gesünderen und längeren Leben. Außerdem nahmen sie Vitamine und Antioxidantien und kontrollierten ihre Ernährung manchmal bis ins Extreme.
    «Ich achte auf mich, natürlich», gestand er. «Sie nicht?»
    Sarkastisch hob sie das Glas. «Das hier und Pistolenkugeln – nicht gerade ideal, wenn man hofft, die Hundert-Jahre-Grenze zu überschreiten», sagte sie spöttisch. Sie stellte das Glas ab und sah ihm ins Gesicht. In seinem Ausdruck lag etwas Unausgesprochenes, eine Zurückhaltung, die sie nicht deuten konnte. «Im Ernst», sagte sie. «Sie stecken doch tiefer drin als jemand, der nur auf sich achtet.»
    «Wir haben da so eine kleine Abteilung bei den UN – schon mal von der Weltgesundheitsorganisation gehört?», stichelte Kirkwood. «Ich habe dort in diversen Ausschüssen gesessen. Wir haben einen ganzen Haufen von Initiativen, die sich mit dem Altern beschäftigen, wobei es meist um die Verbesserung der Lebensqualität für alte Menschen geht. Aber wir veranstalten auch Kongresse und lassen ausführliche Studien anfertigen, und ich nehme mir die Zeit, die Berichte zu lesen – mein ureigenes Interesses, wissen Sie.» Er sah sie durchdringend an. «Die Molekularbiologie macht unglaubliche Fortschritte. Wissenschaft und Technologie erleben ein exponentielles Wachstum. Dinge, von denen wir glaubten, dass wir sie erst in Jahrhunderten erreichen, können in wenigen Jahrzehnten Wirklichkeit sein. Vielleicht kann man schon bald Ersatzorgane aus Stammzellen züchten, vielleicht sogar Stammzellen in den Körper injizieren, um ihn zu reparieren. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Und ich rede hier nicht einmal von fernen Träumen wie künstlicher Intelligenz und Nanotechnologie, sondern von Dingen, von denen wir schon wissen, dass sie machbar sind. Und wenn unser Körper repariert werden kann, wenn der Verschleiß der Zellen einmal gestoppt oder behoben werden kann, gibt es keinen Grund, weshalb dieser Prozess nicht wiederholt werden sollte. Ganz so, wie Sie Ihr Auto alle zehntausend Meilen in die Inspektion geben. Es könnte uns zu einem sehr viel längeren Leben verhelfen, oder wir könnten sogar – wenn Sie diese Vorstellung zu ihrem logischen Schluss führen – an der Schwelle zur medizinischen Unsterblichkeit stehen. Und tatsächlich scheint mir, dass viele Wissenschaftler heute der Überzeugung sind, dass wir kurz davor sind. Und wenn es das ist, was der Hakim sich zum Ziel gesetzt hat … Das würde einiges erklären, meinen Sie nicht?»
    Mia kniff nachdenklich die Augen zusammen. «Sie glauben wirklich, irgendwelche primitiven Alchemisten könnten vor tausend Jahren etwas herausgefunden haben, das wir erst jetzt als Möglichkeit begreifen?»
    Kirkwood zuckte die Achseln. «Im alten Griechenland benutzte man Schimmelpilze als Antibiotikum. Erst vor weniger als hundert Jahren perfektionierte die Forschung dieses Mittel und nannte es Penizillin. Aber es existiert schon seit Jahrtausenden. Das Gleiche gilt für Aspirin. Ihre Phönizier haben es ja auch schon benutzt. Hier geht es schließlich nicht um Quantenphysik, sondern um ein Pulver, das man aus Weidenrinde gewinnt. Noch gestern habe ich gelesen, dass die Chilenen die Arzneimittel ihrer eingeborenen Mapuche-Völker gegen alle möglichen Erkrankungen einsetzen, mit sehr gutem Erfolg. Es gibt so vieles, worüber wir nichts wissen. Nur ein einziger Bestandteil ist nötig, vielleicht ein Wirkstoff gegen freie Radikale, das den oxidativen Schaden an unseren Zellen beheben kann. Ein einziger Bestandteil. So undenkbar ist das doch nicht.»
    «Trotzdem», entgegnete sie, «ist es uns immer noch nicht gelungen, dieses Mittel zu finden.»
    «Das wäre ein berechtigter Einwand, wenn tatsächlich große Anstrengungen unternommen würden, den Alterungsprozess zu verhindern. Aber das ist nicht der Fall. Ihr Naturwissenschaftler seid nicht besonders motiviert, auf diesem Gebiet zu forschen. Die Medien stürzen sich schnell auf alles, was ihnen vielversprechend erscheint, und machen jedes ernsthafte Unternehmen zur Lachnummer. Seriöse

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