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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Sache jetzt durch.» Er schwieg kurz und warf Kirkwood einen Seitenblick zu. «Außerdem – ich vermisse die Berge. Saubere Luft da oben. Gut für die Lunge», sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
    Die irakische Grenze war zwei Autostunden entfernt. Corben überlegte, ob er seinen Chef in der Botschaft anrufen und ihm sagen sollte, er sei entführt worden, habe sich aber befreien können und verfolge jetzt den irakischen Schmuggler, der hinter der Entführung gesteckt habe. Die Botschaft könnte an der Grenze anrufen und dafür sorgen, dass sie ungehindert hinüberkämen. Aber dann entschied er sich dagegen. Er würde seine Kollegen noch ein Weilchen im Unklaren lassen. Er hatte zwar keinen Pass bei sich, aber dafür lagen sehr viel wirksamere Reisedokumente hinten im Wagen: ein Koffer mit Dollarscheinen. In diesem verzweifelten Land würde schon eine Handvoll davon die meisten Türen öffnen. Von der Grenze war es nicht weit bis Al Amadija. Wenn alles glattginge, wären sie am Abend in dem Dorf, von dem Abu Barsan gesprochen hatte.
    «Was sind Ihre Pläne – wenn das wirklich alles existiert?», fragte Kirkwood unverblümt. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Regierung auch nur ansatzweise bereit ist, sich damit zu befassen. Der Status quo soll erhalten bleiben.» Er sah Corben an. «Das ist der Plan, nicht wahr? Alles soll begraben werden – und jeder, der davon weiß, außerdem, nicht wahr?»
    Corben lachte leise. «Wahrscheinlich. Aber meiner ist es nicht.»
    Kirkwood zog eine Braue hoch. «Ach?»
    Corben schaute zu ihm herüber, und ein trockenes Lächeln kräuselte seinen Mundwinkel. «Sagen wir, ich habe eher eine unternehmerische Sicht auf das Leben.» Er schwieg kurz. «Die Frage ist: Was haben Sie und Ihre Jungs damit vor?»
    «Wir streben eine bessere Welt für alle an.» Kirkwood war offenbar verblüfft über Corbens unbekümmerte Haltung. «Und ich meine, für alle .»
    Corben zuckte die Achseln. «Ich schätze, dann sind wir auf derselben Seite.»
    «Bis auf ein lästiges kleines Detail. Ich bin nicht bereit, dafür zu töten.»
    «Vielleicht haben Sie nur noch nie vor dieser Entscheidung gestanden.»
    Kirkwood ließ ihn kurz schmoren. «Und wenn doch?», fragte er dann.
    Corben war beeindruckt, aber er ließ es sich nicht anmerken. «Dann würde ich sagen, mir liegt mehr als Ihnen daran, die Welt zu verbessern», antwortete er lässig.
    «Und welche Rolle spielt Evelyn Bishop? Ein Kollateralschaden?»
    «Nicht unbedingt», sagte Corben mit einem Seitenblick. Soeben hatte sich ein Mittel zur Motivation präsentiert. «Helfen Sie mir, alles zu entschlüsseln, und nichts wird mir mehr Freude machen, als den Hakim zu erledigen und Evelyn herauszuholen.»
    Corben musste innerlich lächeln. Er hatte Kirkwood nachdenklich gemacht – das war gut. So würde er weniger Zeit mit dem Schmieden von Fluchtplänen verbringen.
    Er beschloss, ihm noch einen weiteren Schubs zu geben. «Übrigens, wann hatten Sie und Webster vorgehabt, Mia zu sagen, dass ihr Dad noch am Leben ist?»
     
    Corbens scherzhafter Ton ließ Kirkwood erstarren. Aber zumindest kannte Corben nicht die ganze Wahrheit.
    Er wusste nicht, dass er selbst Tom Webster war.
    Er überlegte sich, was Corben in Diyarbakir gehört haben konnte, und ließ das Gespräch noch einmal Revue passieren. Corben nahm an, dass die Formel nicht vollständig und deshalb wirkungslos war. Für jeden. Deshalb hatte er den letzten Schluss nicht gezogen.
    Dabei soll es bleiben , dachte er.
    Die Erwähnung von Tom Webster ließ seine Gedanken zu Evelyn zurückkehren. Seine Schuldgefühle waren überwältigend. Wenn er ihr damals in Al-Hillah die Wahrheit gesagt hätte, wäre sie vielleicht vorsichtiger gewesen. Sie hätte gewusst, dass gefährliche Leute sich für die Sache interessierten. Schon immer. Sie kamen aus dem Gebüsch, kaum dass sie Wind davon bekommen hatten. So ging es zu auf der Welt. Schon seit Jahrhunderten.
    Evelyn wäre nicht entführt worden.
    Und er hätte gewusst, dass er eine Tochter hatte. Sie wäre mit einem Vater aufgewachsen; dafür hätte er gesorgt. Er hätte einen Weg gefunden.
    Er dachte an den Ausdruck in Mias Augen, als er ihr die Wahrheit gesagt hatte, und wieder riss es ihm ein klaffendes schwarzes Loch ins Herz.
    Wenigstens, dachte er, und es tröstete ihn ein wenig – wenigstens war sie jetzt in Sicherheit.
     
    Mia saß auf einem wackligen Stuhl in einem verräucherten Raum. Sie nippte an einem Glas Wasser, während ein

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