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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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mehrere Monatsgehälter vor seiner Nase winkten, und hatte großzügig noch eine Landkarte der Gegend herausgerückt, bevor er ihnen erlaubt hatte, sein Land zu verlassen.
    Corben und Kirkwood waren durch die Stacheldrahtwüste im Niemandsland zwischen den beiden Staaten gefahren. Der öde Grenzstreifen war noch trostloser als die Ebene, die er durchschnitt. Nach zweihundert Metern waren sie bei dem irakischen Grenzposten angekommen, und auch hier hatte ein Soldat in einem schäbigen Tarnanzug ein kleines Bündel Dollarscheine eingesteckt und sie hastig durchgewinkt.
    Kurz vor Sacho hatte Corben eine Tankstelle angefahren, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die bestochenen Grenzer es sich nicht anders überlegt hatten und sie nicht verfolgt wurden. Er ließ den Wagen volltanken und suchte auf der Karte nach dem Dorf Nerva Zhori. Er hatte Mühe, es zu finden, entdeckte aber schließlich den mit winzigen Lettern markierten kleinen Ort mitten in den Bergen, praktisch auf der türkischen Grenze.
    Sie mussten in südlicher Richtung nach Dahuk fahren, dann ging es weiter nach Nordwesten, vorbei an Al Amadija und ins Hochland. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett, schaute dann zur Sonne und rechnete kurz nach. Wenn sie nirgendwo lange aufgehalten wurden, könnten sie es bis zum Sonnenuntergang schaffen.
    Er faltete die Karte zusammen, schaute Kirkwood an und gab Gas.
     
    Mia saß auf dem unbequemen Rücksitz eines alten Peugeot und schaute hinaus in die flache, steinige und betäubend öde Landschaft, die sich vor ihnen öffnete. Weit und breit war kein Baum zu sehen; nur eine Kette von anorektischen Strommasten säumte die Straße, miteinander verbunden durch durchhängende Drähte. Sie erinnerten sie an die Telegraphenleitungen im Wilden Westen – gar nicht so unpassend, fand sie, wenn man die vergangenen Tage bedachte.
    Abu Barsan saß neben ihr; er keuchte zwischen den Zügen an seiner Marlboro. Zwei der Männer, aus dem Haus des Arztes, saßen vorn. Mia hatte aufgehört, die Zigaretten zu zählen, die Abu Barsan und seine Freunde sich während der Fahrt schon angezündet hatten. An seinem Hosenbein zeichnete sich ein dunkler Fleck ab; durch den Verband war Blut gesickert, doch der Fleck wurde nicht größer. Der Arzt in Diyarbakir schien gute Arbeit geleistet zu haben. Angesichts der Unruhen in dieser Region hatte er wahrscheinlich auch Übung.
    Trotz Abu Barsans Verwundung hatten sie beschlossen, Diyarbakir sofort zu verlassen. Ihr Weg würde länger sein als der, den Corben wahrscheinlich genommen hatte. Sie konnten nicht riskieren, den offiziellen Grenzübergang in Sacho zu benutzen – nicht mit dem verletzten Abu Barsan. Mia hatte auch ihren Pass nicht bei sich, denn ihre Reisetasche hatte sie im Land Cruiser zurückgelassen. Außerdem wussten sie nicht, ob Corben seine Kontakte zum türkischen Geheimdienst – die er sicher hatte – nicht einsetzte, um den Grenzübergang hinter sich für alle Fälle abzusperren. Sie fuhren also stattdessen auf der Hauptstraße an der Grenze entlang fünfzig Meilen weiter nach Osten, bis sie den Fuß der Dschilo-Berge erreichten. Dort würde man sie dann in den Irak schmuggeln.
    Sie kamen durch zwei kleine Grenzstädte. Dann blieb die Steppe hinter ihnen zurück. Vor ihnen lag welliges Hügelland. Eine imposante Bergkette erhob sich, und nach kurzer Zeit wurde die Straße kurvenreicher und führte immer steiler bergauf. Das müde Auto schaukelte und ächzte vor Anstrengung.
    Die Sonne war hinter den hohen Gipfeln verschwunden, als sie die Hauptstraße verließen und südwärts durch ein schmales Tal fuhren. Der Peugeot holperte zwei Meilen weit an einem Fluss entlang über einen Schotterweg, der auf einer Lichtung endete. Vier Männer mit mürrischen Gesichtern erwarteten sie.
    Sie hatten Maultiere mitgebracht – vollbepackt und gesattelt, wie Mia dankbar erkannte – und waren mit Kalaschnikow-Maschinenpistolen und Gewehren bewaffnet.
    Der Fahrer stellte den Motor ab. Mia stieg aus. Die Männer halfen Abu Barsan. Sie umarmten einander herzlich, klopften einander kräftig auf den Rücken und küssten sich gegenseitig auf die Wangen. Dann beklagten sie mit großer Leidenschaft Abu Barsans Verwundung. Als das Ritual vorüber war, wandte Abu Barsan sich an Mia.
    «Wir gehen los», stellte er schlicht fest und deutete auf das von Fliegen umschwirrte Maultier, das geduldig neben ihm wartete.
    Sie warf einen Blick auf die massiven Berge, die sie umgaben, und

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