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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Fingern auf eine Vene, die sich einladend wölbte. Dann griff er nach der Spritze, und ohne Evelyn anzusehen, stach er mit der Nadel vorsichtig durch ihre Haut. Routiniert löste er den Gummiriemen von ihrem Arm, damit das Blut wieder fließen konnte. Er wartete einen Moment, und dann zog er den Kolben langsam zurück und saugte das Blut aus ihrer Vene.
    Evelyn stieg Übelkeit in die Kehle. Sie starrte an die gegenüberliegende Wand und versuchte, das unangenehme Gefühl auszublenden.
    «Das war kein schlechter Anfang», stellte er gelassen fest. «Leider werde ich Ihnen noch ein paar konkretere Fragen stellen müssen. Als Erstes muss ich wissen, wer sonst noch von Ihrem Interesse an dieser vergessenen Gruppe weiß. Und ich muss genau wissen, was unser kleiner Freund, der Händler, Ihnen erzählt hat – woher er die Stücke hatte und, was noch wichtiger ist, wo er sie aufbewahrt. Und schließlich muss ich wissen, wo ich ihn finde. Ich bitte Sie, alles so offen und detailliert wie möglich zu beantworten. Die Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, Ihnen Schmerzen zuzufügen, sind zu zahlreich, um sie alle zu erwähnen, und es wäre mir sehr viel lieber, wenn Sie sie nicht kennenlernen müssten. Außerdem möchte ich Sie wirklich nicht beschädigen. Sie scheinen bei ziemlich guter Gesundheit zu sein. Eine körperliche Tätigkeit wie die Ihre ist wahrscheinlich die gesündeste Lebensweise, die man sich denken kann. Sie könnten für meine Arbeit sehr brauchbar sein. Aber ich brauche ein paar Antworten, und wenn ich die Wahrheit mit Gewalt aus Ihnen hervorlocken muss, wird ein lokal begrenzter Schaden die Brauchbarkeit des Rests wahrscheinlich kaum beeinträchtigen.»
    Seine Worte dröhnten in ihren Ohren, aber Evelyn wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Die Brauchbarkeit des Rests? Was zum Teufel wollte er damit sagen? Einen Augenblick lang hatte sie mit einem Ansturm grauenvoller Ahnungen zu kämpfen, aber dann vernebelte sich ihr Blick, während ihr das Blut aus dem Körper gesogen wurde. Die Minuten schleppten sich dahin, bis sie spürte, dass die Nadel aus der Vene glitt.
    Der Mann im weißen Kittel stand auf, hielt die Spritze gegen das Licht, schüttelte sie ein wenig und schien mit seiner Arbeit zufrieden. Er schob eine Kappe auf die Nadel und legte sie auf seinen Arbeitstisch. Dann hob er etwas anderes auf, kam zurück und setzte sich. Evelyn sah, dass es eine zweite Spritze war, eine kleinere, und eine gläserne Ampulle mit einer strohgelben Flüssigkeit. Er tränkte einen Wattebausch mit Alkohol und säuberte damit den Einstich in ihrem Arm. Dann nahm er die kleine Spritze und zog den Inhalt der Ampulle damit auf.
    «Ich weiß schon, dass Sie mir nicht völlig offen erzählt haben, mit wem Sie Ihre kleine Passion geteilt haben. Unsere Augen und unsere Stimme verraten so viel mehr, als wir glauben. Man muss nur wissen, worauf man achten muss.» Er hielt die Nadel hoch, spritzte die Luft heraus und wandte sich Evelyn zu. Ein grausamer Glanz schimmerte in seinen Augen, als er sie ansah. «Und ich weiß es», sagte er warnend, bevor er ihren Arm festhielt, die Spritze ansetzte und den Inhalt in ihre Vene entleerte. «Und das hier ist eine kleine Kostprobe dessen, was Sie zu erwarten haben, wenn ich noch einmal das Gefühl habe, dass Sie nicht ganz ehrlich zu mir sind.»
    Angst umklammerte Evelyns Herz wie eine eiserne Faust, als sie sah, wie die Flüssigkeit in ihrer Vene verschwand. Sie sah ihren Peiniger an, und Panik überschwemmte ihre Gedanken, als sie in seinen gleichmütigen Augen nach irgendeinem Hinweis suchte, und ihr Atem ging kurz und stoßweise. Ihr Mund öffnete sich zu einer Frage, aber ein seltsames brennendes Gefühl, das an der Einstichstelle aufloderte, verschlug ihr die Sprache. Es blieb einen Moment lang dort und breitete sich dann nach beiden Richtungen aus, bis hinunter in ihre Fingerspitzen und aufwärts in ihre Brust, und während es durch ihr Blut wanderte, wurde es rasch intensiver. Aus einem prickelnden Schmerz wurde eine sengende, unerträgliche Qual, bis es sich anfühlte, als stehe jede Ader in ihrem Leib in Flammen, als sei ihr gesamtes Herz-Kreislauf-System eine Pipeline für brennendes Öl.
    Sie zitterte am ganzen Körper, starr vor Schmerzen, alles verschwamm vor ihren Augen, ihre Lippen bebten, und Schweißperlen traten auf ihre Stirn und liefen über ihr Gesicht.
    Es war, als würde sie von innen nach außen geröstet.
    Der Mann im weißen Kittel saß einfach

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