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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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oder beunruhigend empfinden sollte. Instinktiv schob sie sich noch ein Stück näher an ihn heran, als sie den Gehweg hinunter zum Eingang des Hauses gingen, in dem Evelyn wohnte.
    Als Evelyn nach Beirut gekommen war, war die Stadt noch dabei, sich von dem Staub dessen zu befreien, was die Einheimischen stoisch als «die Unruhen» bezeichneten. Die Zentralregierung existierte nur dem Namen nach, und grundlegende Annehmlichkeiten wie Strom und Telefon waren nur schwer zu bekommen. Eine Wohnung gegenüber dem Commodore war das Beste, was man finden konnte, denn die ununterbrochene Versorgung der Hotelgäste dehnte sich auch auf die unmittelbare Nachbarschaft aus. Die Universität konnte für Evelyn ein akzeptables Apartment im zweiten Stock eines grauverputzten Hauses auf der anderen Straßenseite ergattern, das sie seitdem ihr Zuhause nannte. Es hatte vielleicht nicht die schönste Aussicht in der Stadt – keinen Blick auf das Meer mit flammenden Sonnenuntergängen oder auf das monumentale Gebirge im Osten –, aber zumindest brauchte sie zum Lesen nicht vor einer flackernden Gaslampe zu kauern, wenn die Sonne hinter dem Horizont erloschen war. Außerdem mixten die Barkeeper des Hotels einen ganz ordentlichen Martini, und die Weinkarte enthielt ein passables Angebot zu fairen Preisen.
    Mia hatte ihre Mutter im Laufe der Jahre ein paarmal dort besucht. Das Apartment war für sie zur Ferienwohnung geworden, bis sie zum College gegangen war. Seit sie ihren Posten in Beirut übernommen hatte, war sie noch zweimal da gewesen, aber es war nicht mehr das Gleiche gewesen. Sie wusste, auch jetzt würde es nicht das Gleiche sein.
    Mia zeigte Corben das Haus, als sie davorstanden. Er blickte beiläufig die Straße hinauf und hinunter und führte sie dann durch die unverschlossene Eingangstür aus Stahl und Glas in den Hausflur. Das Gebäude war typisch für die fünfziger Jahre, sechsgeschossig und mit soliden Balkonen vor der Fassade. Es hatte den modernen Touch der Bauhaus-Architektur. Das bedeutete, dass es noch keine elektronischen Türsummer und andere Sicherheitseinrichtungen gab, mit denen die neueren Häuser ausgestattet waren. Die Haustür wurde zwar nachts verschlossen gehalten, aber tagsüber stand sie offen. Meistens saß ein Concierge im Flur und spielte Backgammon oder rauchte eine Wasserpfeife. Aber jetzt war er nicht da.
    Sie traten in den Aufzug, ein altes Modell mit einem knarrenden Metallgitter, das per Hand geschlossen werden musste, bevor er sich in Gang setzte, und fuhren hinauf in den zweiten Stock. Auf dem Treppenabsatz war es dunkel. Nur ein einziges, hohes kleines Fenster ging zu einem Lichtschacht hinaus, aber es gab eine Treppenhausbeleuchtung mit einem Timer. Mia drückte auf den Knopf. Auf jeder Etage waren zwei Wohnungen, und Mia führte Corben zu der auf der linken Seite. Corben blieb vor der Tür stehen und untersuchte kurz das Schloss. Dann ging er über den Treppenabsatz hinüber zur Nachbarwohnung und winkte Mia zu sich.
    «Tun Sie mir einen Gefallen und bleiben Sie hier stehen, ja?» Er drehte sie so, dass sie mit dem Rücken zur Tür stand.
    «So?»
    «Genau.» Er lauschte kurz, und als er sicher war, dass sie allein waren, kehrte er zu Evelyns Wohnungstür zurück.
    Mia sah, wie er den Reißverschluss an seinem kleinen Lederbeutel öffnete und ein paar feine Werkzeuge hervorholte. Dann machte er sich daran, das Türschloss zu knacken.
    Vorsichtig drehte Mia den Kopf. Er hatte sie so aufgestellt, dass sie den Spion in der Tür der anderen Wohnung verdeckte. Neugierig und erstaunt sah sie Corben an. «Ich dachte, Sie seien Wirtschaftsberater», flüsterte sie schließlich.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu und zuckte unbekümmert die Achseln. «So steht es jedenfalls auf meiner Visitenkarte.»
    «Aha. Und Einbrechen gehört zu welchem Wirtschaftsbereich?»
    Er verzog das Gesicht in einer letzten konzentrierten Anstrengung, und das Schloss öffnete sich klickend, gerade als die Treppenhausbeleuchtung erlosch. Selbstzufrieden lächelte er sie an. «Es war ein Wahlfach.»
    Sie lächelte zurück, und ihr Unbehagen legte sich ein wenig. Jede Ablenkung war ihr jetzt willkommen. «Und ich dachte immer, kein Mensch hat je behalten, was er auf dem College gelernt hat.»
    «Man muss sich nur die richtigen Seminare aussuchen.»
    Sie sah ihn unsicher an, und dann ging ihr ein Licht auf. «Sie sind von der CIA, stimmt’s?»
    Corben schwieg.
    Sie fügte düster hinzu: «Wieso habe ich plötzlich das

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